Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Hygienepläne ZUE Rheine

/ 2
PDF herunterladen
(siehe Internethandbuch über Kleinsäugerarten im mitteleuropäischen Raum > Echte Mäuse / Wühl- mäuse: https://kleinsaeuger.at/willkommen.html). Informationen zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen Hantaviren sind weltweit verbreitet. Der Name leitet sich vom koreanischen Grenzfluss Hantan ab. In dieser Region erkrankten Anfang der 1950er Jahre mehr als 3˙000 Soldaten an einer Hantavirusinfek- tion. Das Virus wurde erstmals 1977 isoliert. Mittler- weile sind mehrere Hantavirus-Arten bekannt, von denen manche ernste Erkrankungen beim Men- schen hervorrufen können. Wie steckt man sich an? Die natürlichen Wirte der für den Menschen gefähr- lichen Hantaviren sind verschiedene Nagetiere. Da- neben sind in den vergangenen Jahren Hantaviren auch bei Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäu- sen entdeckt worden. Die Viren werden von infizier- ten Tieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschie- den. Der Mensch infiziert sich über den Kontakt mit Ausscheidungen von infizierten Nagern, wenn kon- taminierter Staub aufgewirbelt und die Erreger ein- geatmet werden. Die Viren können in der Umwelt mehrere Wochen überdauern. Daher ist zur Anste- ckung kein direkter Kontakt mit den Nagern notwen- dig. Eine Infektion durch Bisse von infizierten Na- gern ist ebenfalls möglich. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch sowie eine Ansteckung über Haustiere oder über Vektoren (zum Beispiel Mücken oder Zecken) findet wahr- scheinlich nicht statt. In Deutschland sind zwei krankheitsauslösende Hantavirus-Arten bekannt: das Puumalavirus wird von Rötelmäusen, das Dobrava-Belgrad-Virus von Brandmäusen auf den Menschen übertragen. Wann besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko? Welche Symptome sind typisch? Hantavirus-Infektionen können das ganze Jahr über auftreten. Besonders hoch ist die Infektionsgefahr jedoch von April bis September. Die Virusinfektion verläuft häufig ohne Symptome oder so leicht, dass die Infektion dem Betroffenen nicht auffällt. Symptomatische Erkrankungen wer- den unter dem Begriff "Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom" (HFRS) zusammengefasst, wo- bei der Schweregrad des Verlaufs unter anderem von der Art des Hantavirus abhängt. Hantavirus-Erkrankungen betreffen alle Altersgrup- pen und beide Geschlechter, jedoch häufiger Män- ner im mittleren Alter. Das größte Infektionsrisiko für eine Hantavirus-Infektion besteht, wenn man Kon- takt mit Nagern oder deren Ausscheidungen hat. Zu den Tätigkeiten mit besonderem Infektionsrisiko in Gebieten mit Hantavirusvorkommen gehören: Mitteleuropäische Hantavirus-Arten verursachen grippeähnliche Infektionen, mit über drei bis vier Tage anhaltendem hohen Fieber (über 38 Grad Cel- sius) sowie Kopf-, Bauch- und Rückenschmerzen. In einer darauffolgenden Krankheitsphase können Blutdruckabfall und schließlich Nierenfunktionsstö- rungen bis zum akuten Nierenversagen auftreten. Sehr selten kann sich die Erkrankung auf die Lunge auswirken oder deutlich sichtbare, äußere Blutun- gen verursachen. Bei Verdacht auf eine Infektion wenden Sie sich an einen Arzt. Arbeiten in Forstwirtschaft oder Bauwesen, der Aufenthalt in und - vor allem - die Reinigung von Scheunen, Schuppen, Ställen oder Häusern, in denen Nager vorkommen oder vorkamen, Aktivitäten im Freien, die zum Kontakt mit Nagern und/oder deren Ausscheidungen führen können (z.B. Gartenarbeiten, Holzschlagen oder -stapeln, Jagen, Joggen, Zelten), der Aufenthalt in Gegenden, in denen sich Nager stark vermehrt haben und in hoher Dichte vorkom- men. Wo kommen Hantaviren in Deutschland vor? Wie können Sie Infektionen verhindern? Hantavirus-Erkrankungen kommen in Deutschland nicht überall gleich häufig vor. Sie können das Risiko einer Hantavirus-Infektion verringern, indem Sie den Kontakt zu Nagern und deren Ausscheidungen vermeiden und bestimmte Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Dazu gehört vor al- lem die Verhinderung des Eindringens von Nagern in den Wohnbereich. Puumalavirus-Infektionen konzentrieren sich auf Nordwest-, West- und Süddeutschland, insbeson- dere die Schwäbische Alb, das Münsterland, den Teutoburger Wald, Unterfranken, den Odenwald, Oberschwaben, die Fränkische Alb, den Bayeri- schen Wald, Osthessen und West-Thüringen. Ne- ben diesen überwiegend ländlichen Regionen gibt es auch einzelne städtische Gebiete, wo Infektionen beim Menschen gehäuft auftraten. Die Häufigkeit der Erkrankung variiert von Jahr zu Jahr und ist von der Dichte und der Durchseuchung der lokalen Rö- telmaus-Population abhängig. Infektionen mit dem Dobrava-Belgrad Virus werden in den nördlichen und östlichen Regionen Deutsch- lands registriert, in denen die Brandmaus als Über- träger vorkommt. Die aufgeführten Maßnahmen sollten vor allem in bekannten Ausbruchsgebieten und bei Risikogrup- pen (Forstarbeiter, Schädlingsbekämpfer u.a.) um- gesetzt werden. Weitere Informationen im Internet www.rki.de > Infektionskrankheiten A-Z > Hantavirus www.fli.de > Publikationen > Tiergesundheitsjahresbe- richte > OpenAgrar > 2018 > Tiergesundheitsjahresbericht 2017 > Hantaviren in Mitteleuropa, S. 74-80 1
1

Empfehlungen, um Ihr Zuhause und dessen Um- gebung frei von Mäusen zu halten Bewahren Sie Lebensmittel für Nager unzugäng- lich auf (dicht schließende Schränke, Metall- oder Plastikbehälter). Lassen Sie Tierfutter und Wasser nicht über Nacht offen stehen. Bewahren Sie Abfall so auf, dass Nager keinen Zugang haben. Geben Sie Essensreste und tierische Abfälle nicht auf den Hauskompost. Machen Sie mögliche Eintrittsstellen ins Haus aus- findig und verschließen Sie diese. Beseitigen Sie Unterschlupf- und Nistmöglichkei- ten für Nager (zum Beispiel Sperrmüll, Altreifen und Abfallhaufen). Kontrolle und Bekämpfung von Mäusen Benutzen Sie zum Mäusefang geeignete handels- übliche Schlagfallen. Werden Nagergifte (Rodentizide) eingesetzt, dür- fen nur zugelassene Mittel benutzt werden. Geeig- nete Plätze zum Aufstellen von Fallen und Ausle- gen von Ködern sind dunkle Ecken und entlang von Wänden. Überprüfen Sie die Fallen und Köder regelmäßig (am besten täglich). Eine erfolgreiche Bekämpfung von Nagetieren mit Fallen und/oder Rodentiziden kann mehrere Wo- chen in Anspruch nehmen. Achten Sie darauf, die Rodentizide und Fallen für Kinder und Haustiere unzugänglich auszulegen. Empfehlungen für die Beseitigung von toten Mäusen, Mäuseausscheidungen und die ab- schließende Säuberung Zum Schutz vor Hantavirus-Infektionen müssen tote Mäuse sicher beseitigt werden und kontami- nierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger ge- säubert werden. Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubent- wicklung möglichst einen eng anliegenden Mund- nasenschutz. Empfohlen wird eine Atemschutz- maske (FFP3-Maske). Lüften Sie vor Beginn der Reinigung von Räumen mit Mausbefall gut durch, indem Sie alle Fenster und Türen für mindestens 30 Minuten öffnen. Vermeiden Sie es, bei der Entfernung von Mäuse- kot und Nestmaterial Staub aufzuwirbeln. Benut- zen Sie keinen Staubsauger, weil Viren über die Abluft abgegeben werden könnten. Besprühen Sie Mäuse, belegte Fallen und Mäuse- ausscheidungen zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern Sie, dass bei der Entsorgung/Reinigung virusbela- dener Staub aufgewirbelt wird. Geben Sie die toten Mäuse in eine Plastiktüte, ver- schließen und entsorgen Sie diese mit dem Haus- müll. Reinigen Sie alle gebrauchten Fallen nach der Be- nutzung. Duschen Sie inkl. Haare waschen gleich nach den Arbeiten und waschen Sie die benutzte Arbeits- kleidung vor der Wiederverwendung. Fragen Sie bei starkem Befall einen erfahrenen Schädlingsbekämpfer. Nationales Konsiliarlaboratorium für Hantaviren Prof. Dr. Jörg Hofmann Institut für Virologie / Helmut-Ruska-Haus Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte Tel: 030 – 405026 351 (Fax: -616) E-Mail: joerg.hofmann@charite.de Internet: https://virologie-ccm.charite.de/ Weitere spezialisierte Laboratorien für Virusdiagnostik Prof. Dr. med. Jonas Schmidt-Chanasit Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg Nationales Referenzzentrum für tropische Infektionskrank- heiten, Mikrobiologische Zentraldiagnostik Tel: 040 - 42818-546 (Fax -400) E-Mail: schmidt-chanasit@bnitm.de Internet: www.bni-hamburg.de Hantaviren bei Nagetieren PD Dr. Rainer G. Ulrich Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Institut für Neue und Neuartige Tierseuchenerreger Greifswald - Insel Riems Tel: 0383517-1159/-1158/-1177 (Fax -1192) E-Mail: rainer.ulrich@fli.de Internet: www.fli.de Nagetierökologie und -bekämpfung Dr. Jens Jacob Julius Kühn-Institut (JKI), Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen Arbeitsgruppe Wirbeltierforschung, Münster Tel: 0251 / 87106-10 (Fax -33) E-Mail: jens.jacob@julius-kuehn.de Internet: www.julius-kuehn.de/ Meldefragen / Epidemiologie Dr. Mirko Faber, Robert Koch-Institut, Berlin Tel.: 030 - 18754-3353 (Fax – 3533) E-Mail: FaberM@rki.de Internet: www.rki.de Herausgeber: Quelle der Abbildung auf Seite 1: Aktuelle Daten zum Auftreten der Erkrankung beim Menschen: Robert Koch-Institut, Berlin, 2019 Redaktion: M. Faber (verantw.), J. Hofmann, J. Jacob, J. Koch, J. Schmidt-Chanasit, S. Drewes, R.G. Ulrich Maus Silhouette: Bob Comix; Maus Foto: Kurt Bauschardt; Li- zenz: CC BY 4.0. www.supercoloring.com/de/silhouetten/maus Verbotszeichen: Kein Urheberrechtsschutz, Gemeinfreiheit (Public Domain); Lizenz: CC0 1.0 Universell (CC0 1.0). https://commons.wikimedia.org/wiki/File:ISO_7010_P001.svg https://survstat.rki.de/ > Abfrage > Abfrage erstellen > Bitte auswählen > Meldepflicht/Krankheit/Erreger > Krankheit > Hantavirus-Erkrankung > Bitte auswählen > Zeit und Ort wählen 2
2