20190117Daimler

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Nicht abgesendetes Antwortschreiben an MAN und Daimler bezügl. der EU Flottengrenzwerte für LKW

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DAIMLER

An die

Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz
und nukleare Sicherheit

Frau Svenja Schulze

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und nukleare Sicherheit,

Stresemannstraße 128-130

10117 Berlin

17. Januar 2019

Sehr geehrte Frau Bundesministerin,

bezugnehmend auf unsere Schreiben vom 1. November und 5. Dezember 2018 wenden wir uns noch
einmal anı Sie, um auf die weitreichenden Folgen der geplanten CO2-Regulierung für schwere
Nutzfahrzeuge für unsere Industrie und den Wirtschaftsstandort Deutschland insgesamt hinzuweisen.

Der in der Umweltminister-Ratssitzung am 20. Dezember 2018 gefundene Kompromiss bedeutet
gegenüber dem Kommissionsvorschlag eine weitere Verschärfung für unsere Industrie. Wir hatten in
unserem letzten Schreiben dargelegt, warum das Ziel für 2025 (-15%) aufgrund der kurzen Vorlaufzeit
und LKW typisch langer Produktzyklen kaum zu erreichen ist. Dessen ungeachtet hat der
Umweltministerrat durch den beschlossenen Wegfall einer Mehrfachanrechnung („Super Credits“) für
Nullemissionsfahrzeuge ab 2026 das Ziel faktisch um weitere 2,5% verschärft, so dass ab 2026 das
Ziel damit praktisch nicht -15%, sondern -17,5% lautet. Zudem enthält das als Ersatz vom
Europäischen Parlament vorgeschlagene Benchmarksystem angesichts der heute noch nicht
absehbaren Wirtschaftlichkeit von Elektromobilität im Transportsektor mit den Schwellwerten von 5%
für 2025 und 20% für 2030 unrealistisch hohe Quoten für Null-Emissionsfahrzeuge.

Eine zusätzliche Verschärfung des Anspannungsgrades enthält der Ratsvorschlag über die
Herausnahme der Anrechenbarkeit von Zero-Emission Stadtbussen - einer Fahrzeugklasse, bei der -
anders als beim Langstrecken-LKW - eine Elektrifizierung zeitnah und technisch sinnvoll umsetzbar ist
und zur Verbesserung der Luftqualität in den Städten beitragen kann.

Sorge bereitet uns weiter das feste Reduktionsziel von -30% für 2030, ohne dass dafür ein bereits
ausreichendes Impact Assessment und ein abgesicherter Technologiepfad seitens der EU-Kommission
vorliegen. Forderungen des EU-Parlaments für eine weitere Verschärfung dieses Ziels sind vor diesem
Hintergrund nicht nachvollziehbar.

Unser Unternehmen unterstützt weiter ausdrücklich die Forderung nach einer Überprüfung der CO2-
Emissionen im Realbetrieb. Aufgrund der mangelnden Erfahrung mit der dafür erforderlichen
Messmethodik bei schweren Nutzfahrzeugen muss diesem Prozess jedoch eine angemessene
Monitoring Phase vorausgehen. Keinesfalls können wir einem PEMS (Portable Emission Monitoring
System) oder gar „Not to Exceed“-Grenzwert zustimmen, ohne Erfahrungen bei Messungen und damit
Sicherheit bei der Einhaltung solcher Grenzwerte zu haben.

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Daimier AG

Sitz und Registergericht /Domicıte and

Daimler AG, Stuttgart, Germany Court of Registry. Stuttgart

Vorstands Board cf Management. Bieter Zutsche, Vorsitzender /Chaumien,
Martın Daum, Renata Jungo Brungger, Ot3 Källentus, Wilfnied Porth
Britta Seeger, Hubertus Troska, Bodo Ucbber

HRB Nr. /Commercıat Register Ho
Vorsitzender des Aufsichtsrats/ Chairman
of the Supervisory Board Manfrei Bischoff
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Gewinne könnten damit schon bei einer kleineren Zielverfehlung entfallen oder sogar in Verluste

umschiagen.

Aufgrund der genannten Punkte wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie sich im Europäischen Rat für
einen Kompromiss einsetzen, der auch die Perspektiven für unsere Standorte und die dort
Beschäftigen angemessen berücksichtigt. Konkret könnten hierfür aus unserer Sicht die folgenden

Elemente herangezogen werden:

1. Erhaltung des SuperCredit-Ansatzes für ZLEV bis 2030 zur Förderung von Null-

Emissionsfahrzeugen

2. Dafür Verschärfung des Zielwertes 2030 in Richtung des für leichte Nutzfahrzeuge kürzlich

beschlossenen Reduktionsgrades
3. Überprüfung der Realemissionen und Festlegung des Messverfahrens nach ausreichender

Monitoring Phase

Als wichtigstes Herstellerland von schweren Nutzfahrzeugen innerhalb der Europäischen Union ist
Deutschland in besonderer Weise von der geplanten Regulierung betroffen. Wir wären Ihnen deshalb
dankbar, wenn unsere Argumente bei den weiteren Beratungen im Trilog Berücksichtigung finden, und
sich Deutschland aktiv in die Verhandlungen einbringt.

Mit freundlichen Grüßen

DAIMLER AG

Stefan E. Buchner

Leiter Mercedes-Benz LKW

em. En)

Eckart von Klaeden

Leiter External Affairs

Michael Brecht
Vorsitzender des Gesamtbetriebsrates
Stellv. Aufsichtsratsvorsitzender

Daimler AG
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