Organisationsgutachten Untersuchung über die Auflösung der Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität und die zukünftige organisatorische Ausgestaltung ihrer ehemaligen Aufgaben im MULNV

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Rechtsgutachten zur Stabstelle Umweltkriminalität

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r 1 n n Organisationsgutachten Untersuchung über die Auflösung {l     der Stabsstelle Umwelt- und ]    Verbraucherschutzkriminalität und die zukünftige organisatorische ll     Ausgestaltung ihrer ehemaligen Aufgaben im MULNV { } {      08. September 2020 r LJ [1 LI u LJ LJ pwc
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Inhaltsverzeichnis 1. Management Summary ......................................................................................................... 4 ufl:ra:1?:s~ie2en:stan .............................................................................................................. 7 2.1. Ausgangslage ...... ................................................... ... ........ ................................................................... .... .. .. 7 2.2. Beauftragung von PwC ........ .................................... ........... .............. .......................................................... 7 3. Durchführung der Organisationsuntersuchung ................................................................... 8 3.1. Projektinitiierung .. ................ ................ .............................. ............................ .. ............... ...................... ..... 8 3.2. Erhebung und Analyse ................ ................................. ...... ........ .... ....... ......... ............................................ 8 3.3. Auswertung ............................................. ..... ............................. ......... .................. .............. ........ .. ............... 9 3.4. Ergebnisdokumentation .................. ........... .................... ......... .................... .................................. ......... .... 9 4. Ergebnisse des Gutachtens .................................................................................................                                                10 4.1. Vollzugsperspektive ............... .............. ........... .......................................................... .... ........... ........ ......... 10 4.1.1. Gründe für die Auflösung ...... ........................ ...................................................... .......... .................. 10 4.1.2. Zeitlicher Prozess der Auflösung ............. ........... .... .......... .............................................. ....... .. ........ 11 4.2. Arbeitsperspektive ................. ................................ ....... ........... ... ...............................................................13 4.2.1. Arbeit der ehemaligen Stabsstelle ............. .. .................................................................. ............... ...13 4.2.2. Aktuelle Wahrnehmung der Aufgaben der ehemaligen Stabsstelle ............................................ 20 4.3. Bewertung des Vorgehens durch PwC .... .............. .................. ..... ..................................................... ....... .21 4.3.1. Zuständigkeit ....................... ....... .................................... ..................... .... ................. ........ ..... ........... 21 4.3.2. Aufgabenkritik ................. .................. ....... ................................................... .. ............... .................. 22 4.3.3. Alternativprüfung .............. ....... ......................................... .................. ............ .. ............................. 26 4.3.4. Kommunikation und Akzeptanz ............... ............... ... ........ .............................. ............................. 27 4.3.5. Effizienz ............................. ... .......................................................... ................................ ................. 28 4.4. Organisationelle Optimierungsvorschläge ......................................................... ............................... ...... 29 4-4.1. Anforderungen an die Aufgabenerfüllung .............. ......... ...... ........................................................ 29 4-4.2. Empfehlungen durch die Europäische Union .............................................................. .............. .. 30 4-4.3. Analyse der Aufgabenwahrnehmung in anderen Bundes-ländern ............................... ............. ..31 4-4.4. Analyse von WAR- und IST-Organisation .............. ................... ................................................. .. 34 4-4.5. Ableitung der SOLL-Organisation ..... .............................. ................ .... ....................... ................... 35 5. Schlussbemerkung .............................................................................................................. 38 6. Anhang ..................... .......................................................................... ................................. 39 6.1. Analysierte Unterlagen ............................................. ......... ...... .. ......... ............................................. ......... 39 6.2. Auftrag .............. ............................ ........ ......................................... ..... ....................... ............................... 40 6.3. Organisationserlass Stabsstelle Umweltkriminalität .. ................................................... .... ......... ........... 44 6-4. Protokoll der Abteilungsleitungsbesprechung .. ....... ................................................ ....... ........................ 53 6.5. Bericht der Landesregierung ............................ ....................................................................... ................ 55 6.6. Organisationspläne ..................... ......... .................................... ......... ................... .. .......... ........................ 67 6.7. Geschäftsverteilungspläne ... .. .... .......... .. ........................................................... ......... ...... ...................... .. 80 6.8. Aktenpläne .................... .. ................................. ... ............ ..... .................................................................... 110
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r r n n  Abbildungsverzeichnis n Abbildung 1: Geschätzte operative Aktivitäten der Stabsstelle Januar bis September 2017 ................................. 11 r  Abbildung 2: Zeitlicher Verlauf der Auflösung der Stabsstelle für Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität11 Abbildung 3: Kategorien zur Einordnung der Bearbeitungsintensität einer Fallakte ......................... ................... 14 Abbildung 4: Inhaltliche Schwerpunkte der Jahre 2015 bis 2017 aus denen keine Bearbeitungsintensität zu entnehmen war .......................................................... .................................................................................................. 15 r  Abbildung 5: Inhaltliche Schwerpunkte und Bearbeitungsintensität der Jahre 2015 bis-2017 ............................. 16 Abbildung 6: Arbeitsschwerpunkte StabUK 2007-2017 quantitative Analyse .......................................... .............. 17 r  Abbildung 7: Auswertung der Kriminalitätsstatistiken der Jahre 2012 bis 2017 im Bereich Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität ................ ...... ................... .........................................................................................18 r  Abbildung 8: Personelle Besetzung der Stabsstelle für Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität in VZÄ für die Jahre 2005-2017 ......... ................................................................................................................................... ....... 23 Abbildung 9: Arbeitsschwerpunkte StabUK 2007-2017 quantitative Analyse ........................... .. ....... ................... 24 Abbildung 10: Vergleich Methodik Zählung Aktenzeichen und Aktenordner .................................. ........... .. ......... 25 Abbildung 11: Aufgaben der ehemaligen Stabsstelle in der neuen Organisationsstruktur (31.07.2018) .............. 28 11 Abbildung 12: Alternative Organisationsformen der Aufgaben der ehemaligen Stabsstelle ................................. 35 ( { { fl { {} fl 1 fl LJ 1• l lJ u u u u                                                                                                                                                                               2 u
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Abkürzungsverzeichnis bzw.   beziehungsweise EU     Europäische Union GVP    Geschäftsverteilungsplan LKANRW Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen MULNV  Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein- Westfalen PUAII  Parlamentarischer Untersuchungsausschuss II PwC    PricewaterhouseCoopers GmbH WPG StabUK Stabsstelle für Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität vo     Verordnung VZÄ    Vollzeitäquivalent 3
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r 1.      Management Summary 1 n    Das vorliegende Organisationsgutachten beschreibt das Vorgehen und die Ergebnisse der im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen (MULNV) von Januar bis Mai 2019 durchgeführten Untersuchung über die Auflösung der Stabsstelle Umwelt- und n    Verbraucherschutzkriminalität (StabUK) und die zukünftige organisatorische Ausgestaltung ihrer ehemaligen Aufgaben. r    Initiale Ausgangslage für die Untersuchung war, dass die 2004 gegründete Stabsstelle für Umwelt- und {    Verbraucherschutzkriminalität unter der aktuellen Landesregierung am 15.10.2017 aufgelöst und ihre Aufgaben im Ministerium verteilt wurden. Die Auflösung der StabUK durch die damals neue Landesregierung führte bei den Oppositionsparteien im Landtag, aber auch medial, zu Kritik. { Die Untersuchung verfolgt dabei drei Ziele: { 1.   Erhebung der Gründe, die zur Auflösung der Stabsstelle geführt haben t          2.   Rekonstruktion des Prozesses der Entscheidung hinsichtlich der Auflösung 3. Prüfung der Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich der Aufgaben der ehemaligen Stabsstelle In der Phase der Projektinitiierung wurden im Rahmen eines Auftaktgesprächs die Ziele konkretisiert sowie ll   die Rahmenbedingungen für vertrauliche Einzelgespräche festgelegt. Vorbereitend dazu erfolgte eine erste Dokumentenanalyse durch PwC. Während der Erhebungs- und Analysephase wurden insgesamt neun vertrauliche Interviews mit betroffenen Personen und Entscheidungsträgern anhand vorbereiteter Fragebögen geführt. Diese führten zu einem umfassenden Erkenntnisgewinn. Vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse wurden zusätzliche Dokumente erneut analysiert. fl Im Rahmen der Auswertungsphase führten wir weitere Analysen durch, in denen die Erkenntnisse aus [    Interviews und Dokumentenanalyse miteinander verknüpft und auf ihren Gehalt geprüft wurden. Bei der finalen Auswertung bewerteten wir die Vorgänge rund um die Auflösung der Stabsstelle sowohl anhand rechtlicher als ( 1  auch nicht-rechtlicher Maßstäbe, um zu überprüfen, ob bei der Auflösung der Stabsstelle die Maßstäbe guten Verwaltungshandelns angesetzt wurden. ( l  Im finalen Schritt der Ergebnisdokumentation wurden die durchgeführten Analysen und abgeleiteten Ergebnisse im vorliegenden Organisationsgutachten dokumentiert. Konstruktive Optimierungsvorschläge {    wurden hierbei als eigenständiges, gut aus dem Bericht extrahierbares Kapitel formuliert. Im Folgenden sind die wesentlichen Ergebnisse des Organisationsgutachtens kurz zusammengefasst. 1.   Gründe für die Auflösung: 1 .J Die Untersuchung zeigte, dass die aufgelöste Stabsstelle lediglich von August 2005 bis Oktober 2006 mit der {    Sollbesetzung von drei VZÄ ausgestattet war. Während des größten Zeitraums ihres Bestehens waren zwei VZÄ der Stabsstelle zugeteilt und kurz vor der Auflösung (02/17 bis 10/17) erfüllte ausschließlich der Referatsleiter die dortigen Aufgaben. { Nach übereinstimmenden Aussagen waren folgende Gründe für die vom Abteilungsleiter I initiierte Auflösung der Stabsstelle ausschlaggebend: L                  • LJ Die Stabsstelle wäre mit der Besetzung durch eine Person auf Dauer nicht arbeitsfähig, u                       da sie allein wegen der schwierigen Vertretungsmöglichkeit im Verhinderungsfall keine ordnungsgemäße Aufgabenwahrnehmung zulassen würde. u u lJ   Organisationsgutachten                                                                           08. September 2020 PwC                                                                                                               4
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•    Die betroffenen Mitarbeiter hätten ihrer Versetzung formal zugestimmt. Zudem wurden die notwendigen Stellen (Personalvertretung und Gleichstellungsbeauftragte) im Verfahren einbezogen. •   Als weiterer Grund wurde herangezogen, dass der operative Arbeitsschwerpunkt im Wesentlichen im Bereich des Artenschutzes gewesen wäre. Die Stabsstelle sei im Laufe der Jahre Zll sehr auf .l\.~enschutz .         und insbesondere auf das ,-re:1rv-ogemo.rnt1rnor spezialisiert gevvesen und vor allem in den Jahren 2015 bis 2017 seien die Aufgaben im Zusammenhang mit Verbraucherschutz- und Lebensmittelkriminalität in den Hintergrund gerückt. Grundlage dieser Bewertung war eine Schätzung der inhaltlichen Aufgabenverteilung auf Basis des Aktenplans der Stabsstelle für die Akten des Jahres 2017, die durch die Abteilung I des MULNV durchgeführt wurde. 2.   Bewertung des Entscheidungsprozesses: Im Rahmen des Organisationsgutachtens untersuchten wir den Entscheidungsprozess, der zur Auflösung der StabUK geführt hatte. Dabei untersuchten wir sieben Aspekte (Zuständigkeit, Aufgabenkritik, Zeit- und Situationsgerechtigkeit, Kommunikation, Akzeptanz und Effizienz) anhand dessen wir den Entscheidungsprozess bewerten konnten. Zusammenfassend lässt sich hier feststellen, dass die Zuständigkeit sachgerecht erscheint. Hingegen stellten wir bei der durch das Ministerium durchgeführten Aufgabenkritik Lücken fest. Der gewählte Ansatz zur Bestimmung der Aktivitäten der Stabsstelle griff zu kurz und war daher methodisch unvollständig. Mit geringem Mehraufwand hätte nach der inhaltlichen Zuordnung der Aktenzeichen (z.B. Artenschutzkriminalität oder Abfallwirtschaft), eine quantitative Analyse das Ergebnis verifizieren können. Die quantitative Analyse hätte durch ausgewählte Stichprobe von Akten unter den Gesichtspunkten der Bearbeitungsintensität gewertet werden können. Aufgrund großer Variation in der inhaltlichen Tiefe zwischen den Fallakten bildet diese inhaltliche Einschätzung die Arbeitsschwerpunkte der ehemaligen Stabsstelle adäquater ab als reine Zählungen der Aktenzeichen. Der in der inhaltlichen Analyse festgestellte positive Zusammenhang zwischen der Bearbeitungsintensität und dem Umfang einer Fallakte stützt dieses Vorgehen. Wir erachten daher die durchgeführte Schätzung der Fälle als nicht repräsentativ sowie unvollständig. Zur Alternativprüfung stellten wir fest, dass Alternativen zur Auflösung nicht hinreichend geprüft und bewertet wurden. Wir untersuchten weiter, die Kommunikation der Entscheidung an die Betroffenen sowie die Ergebnisakzeptanz. Die betroffenen Mitarbeiter stimmten formell ihren Versetzungen zu. Bei der Versetzung der Betroffenen sowie einer Umsetzung einschließlich Beförderung handelte es sich um beteiligungspflichtige Angelegenheiten der Personalvertretung sowie der Gleichstellungsbeauftragten, die erfüllt wurden. Formell ist das Verfahren nicht zu beanstanden. 3. Ableitung der SOLL-Organisation: In anderen Bundesländern bestanden laut eines EU-Berichts interministerielle Erlasse zwischen den Ressorts Justiz, Umwelt und Inneres, die eine Zusammenarbeit zwischen den an der Bekämpfung der Umweltkriminalität beteiligten Behörden regeln. Auf Basis dessen finden beispielsweise regelmäßige gemeinsame Arbeitsbesprechungen und ein Erfahrungsaustausch auf lokaler und überregionaler Ebene statt. Die Sachverständigen des EU-Gutachtens haben festgestellt, dass ein strategisches Konzept auf Bundesebene sowie auf Länderebene nicht vorliegt. Eine Stabsstelle war in keinem anderen Bundesland eingerichtet. Aus dieser Analyse lässt sich die Frage nach der Notwendigkeit einer Koordinationsstelle positiv beantworten. Insbesondere vor dem Hintergrund der auch von der EU hervorgehobenen Bedeutung der übergreifenden, wissensvermittelnden und vernetzenden Aufgaben, die das Ministerium über eine koordinierende Stelle abbilden sollte. Eine Koordinationsstelle sollte daher geschaffen werden. Sie sollte in fachlichen Belangen jedoch lediglich koordinierend tätig sein, um sich ganz ihrer Kernaufgabe, der Vermittlung von Wissen und Vernetzung der Akteure, zu widmen. Dieser Präventivansatz ist nur dann in der Linienorganisation darstellbar, sofern die Koordinationsstelle in einer Querschnittabteilung abgebildet wird, da die Fachungebundenheit unabdingbar für eine erfolgreiche themenübergreifende Betrachtung der Themenfelder Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität ist. Die Stelle sollte Organisationsgutachten                                                                              08. September 2020 PwC                                                                                                                  5
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n n n             allerdings ausschließlich für diese koordinierende Funktion vorgehalten werden und keine weiteren Fachaufgaben des Referates übernehmen. So wird sichergestellt, dass die Aufgaben der Koordinationsstelle nicht durch andere Aufgaben verdrängt wird. Gleichzeitig ist darauf hinzuweisen, dass die bisher gemachten Erfahrungen mit der fallbezogenen Arbeit in den Fachreferaten durchaus positiv sind. Ein Verbleib dieser intensiven fachlichen Auseinandersetzung in den entsprechenden Abteilungen erscheint daher sinnvoll, wobei auch hier sichergestellt sein muss, dass die fachliche Arbeit zur Bekämpfung von Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität, nicht durch andere regelmäßige Fachaufgaben verdrängt wird. Wir r             empfehlen daher die Einrichtung von festen Stellen zur Bekämpfung von Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität in den Querschnittreferaten der jeweiligen Fachabteilungen. f             Im Rahmen der Entwicklung der Soll-Organisation ist auch die Aufgabenerledigung der War- Organisation - also der Stabsstelle - zu betrachten. In diesem Zusammenhang muss konstatiert werden, {             dass die Aufgaben der Stabsstelle, die im Einrichtungserlass sowie in der diesem zugrunde liegenden Ministerratsvorlage genannt wurden nur bedingt erfüllt wurden. So wurde die Aufgabe der Korruptionsbekämpfung bereits 2009 der Stabsstelle Innenrevision übertragen. {  / i { r1 '( 1 {1 1~ ( } ( [ 1 lJ lI l u Li u u Organisationsgutachten                                                                            08. September 2020 PwC                                                                                                                6 u
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2.     Auftragsgegenstand 2.1.    Ausgangslage Im Jahr 2004 wurde die Stabsstelle Umwelt- und Verbraucherschutzkriminalität (StabUK) im Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (MULNV) mit dem Ziel gegründet, eine Netzwerkstruktur zur Zusammenarbeit mit anderen Behörden zur Bekämpfung von Umweltkriminalität zu schaffen. Die Stabsstelle wurde zum 15.10.2017 aufgelöst. Die bisher von der Stabsstelle wahrgenommenen Aufgaben wurden den Referaten III-4 (Biodiversitätsstrategie, Artenschutz, Habitatschutz, Vertragsnaturschutz) und VI-3 (Lebensmittel tierischer Herkunft, Futtermittel, Zoonosen, Lebensmittelbetrug) zugeordnet. Darüber hinaus sollen Fälle, die von dieser Zuordnung inhaltlich nicht umfasst sind, durch das Referat I-6 (Justitiariat, Dienstrecht) bearbeitet werden. Die Auflösung der StabUK durch die damals neue Landesregierung führte bei den Oppositionsparteien im Landtag, aber auch medial, zu Kritik. Diese mündete, auch durch Medienberichte über angebliche Missstände auf dem Hof der damaligen Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz in NRW, in die Einrichtung des PUA II. Die Vorwürfe der Missachtung des Tierschutzes und die mediale Berichterstattung haben die Debatte über die Auflösung der Stabsstelle emotional aufgeladen und verschiedene Einzelsachverhalte narrativ miteinander verquickt. Um Klarheit über die organisatorischen Prozesse und Implikationen zu erlangen, ist eine Abgrenzung zum überlagernden Tierschutzfall sowie weiterer durch mediale Aufmerksamkeit mit der Stabsstellenauflösung verknüpften Sachverhalte notwendig. 2.2.     Beauftragung von PwC Das MULNVbeauftragte PwC am 10.01.2019 damit, ein Organisationsgutachten über die Auflösung der StabUK und die zukünftige organisatorische Ausgestaltung ihrer ehemaligen Aufgaben im MULNV zu erstellen. Die Untersuchung hatte dabei drei klare Ziele: 1.    Erhebung der Gründe sowie Rekonstruktion des Prozesses, die zur Auflösung der Stabsstelle geführt haben 2.    Prüfung der Optimierungsmöglichkeiten hinsichtlich der Aufgaben der ehemaligen Stabsstelle Dazu war eine eingehende Analyse des WAR- und IST-Zustandes sowie die Nutzung dieser Analysen zur Herleitung der SOLL-Optimierung notwendig. Das vorliegende Gutachten dokumentiert die Ergebnisse der durch PwC von Januar bis Mai 2019 durchgeführten Organisationsuntersuchung. Im Zuge der Gutachtenerstellung fanden darüber hinaus zwei Abstimmungsgespräche mit Frau Ministerin Heinen-Esser am 05.06.2019 und 24.10.2019 statt. Aus diesen resultierte die über den ursprünglichen Auftrag hinausgehende vergleichende Betrachtung zur Aufgabenwahrnehmung in anderen Bundesländern. Organisationsgutachten                                                                         08. September 2020 PwC                                                                                                             7
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n r,  3. Durchfilhrung der Organisationsuntersuchung n 3.1. Projektinitiierung Im Rahmen der Projektinitiierung im Januar 2019 fand am 16.01.2019 ein Auftaktgespräch zwischen dem MULNV und PwC statt. Von Seiten des Auftraggebers nahmen zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter daran teil. PwC wurde ebenfalls durch zwei Mitarbeiter vertreten. Das Gespräch wurde durch PwC auf Basis vom Auftraggeber zur Verfügung gestellten Dokumente im Umfang von ca. 250 Seiten, darunter Plenarprotokolle und Organisationserlasse sowie die Vorlage zur Einrichtung der Stabsstelle 2004, vorbereitet. { Das Auftaktgespräch diente der Operationalisierung der Auftragsziele sowie dem Abgleich der Erwartungshaltung aller Beteiligten. Darüber hinaus wurden die formalen Rahmenbedingungen für die im Zuge der Gutachtenerstellung durchgeführten vertraulichen Einzelgespräche festgelegt. Man einigte sich darauf, dass die Interviews lediglich durch Mitschriften in Form von Stichworten dokumentiert werden und keine 11  Einzelprotokolle angefertigt werden sollten. Dies gewährleistete die nötige Offenheit und Tiefe in den Interviews. f   3.2. Erhebung und Analyse [)  Das Ziel der Erhebungs- und Analysephase von Januar bis Mai 2019 war die Erörterung der WAR- und IST- Zustände der Vorgänge rund um die Auflösung der Stabsstelle immer im Hinblick auf die drei Auftragsziele. Dazu {   lag der Fokus der Untersuchung auf der Analyse der Organisationsstrukturen sowie auf den Arbeits- und Entscheidungsprozessen der Auflösung der Stabsstelle. Um dies gewährleisten zu können, war eine Abgrenzung fl  zum überlagernden Tierschutzfall sowie weiteren Sachverhalten und der allgemeinen Medienaufmerksamkeit notwendig. Da diese Herausforderung von Beginn an beachtet wurde, konnte eine Abstraktion von den durch f } Politik und Medien verknüpften Sachverhalten sowohl in den Interviews als auch in der weiteren Erhebungs- und Analysephase durchgängig gewährleistet und der Themenkomplex somit mit der nötigen Offenheit bewertet {   werden. Die Phase wurde durch eine Aktenanalyse ergänzt. Zur systematischen Erhebung der WAR-, und IST-Situation in Bezug auf die Auflösung der StabUK wurde ein (   Methodenmix aus Dokumentenanalyse, strukturierten Fragebögen und Vor-Ort-Interviews eingesetzt. Auf Basis einer ersten Dokumentenanalyse und den Informationen aus Angebots- sowie Auftaktgespräch wurden l   Fragebögen für die Vor-Ort-Interviews vorbereitet. ~ L   Im Anschluss wurden vom 19.02.2019 bis 11.04.2019 insgesamt neun Vor-Ort-Interviews durchgeführt. Ergänzend regten wir, zur besseren fachlichen Beurteilung der Arbeit der Stabsstelle, ein Interview mit einem 1j  Mitarbeiter des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen (LKA NRW) als Verbindungsstelle zur ehemaligen Stabsstelle an. Unser Ziel war es, zu untersuchen, wie die Themenbearbeitung der ehemaligen Stabsstelle wahrgenommen wurde und zurzeit mit der neuen Struktur wahrgenommen wird, um hier die Perspektive von l1  außen herauszuarbeiten. Der als Interview-Partner ausgewählte Mitarbeiter des LKA wurde durch seine Dienstherren nicht legitimiert das Gespräch zu führen . L Die Gespräche mit einer Dauer von jeweils ein bis zwei Stunden wurden von je zwei PwC Beratern mithilfe eines l   vorbereiteten, strukturierten Leitfadens geführt. Die Interviews fanden unter zugesicherter Vertraulichkeit statt, weshalb keine Einzelprotokolle angefertigt wurden. Die Klärung von Schuldfragen oder persönliche Verantwortungen waren nicht Ziel der Interviews, sondern die Rekonstruktion des Entscheidungsprozesses. Die interviewten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MULNV berichteten innerhalb der Gespräche sowohl aus ihrer organisatorischen Position als auch aus ihrer Funktion als Multiplikator und Beobachter der Gesamtorganisation. Damit bildeten die Interviews nicht nur Sachthemen und -fragen, sondern auch das von u   Einzelpersonen Erlebte und Beobachtete ab. Die Einhaltung der erläuterten Prämissen führte zu einem umfassenden Erkenntnisgewinn durch die Interviews. Vor dem Hintergrund der gewonnenen Erkenntnisse wurden bereits vorhandene sowie zusätzlich bereitgestellte Dokumente analysiert. L   Für die Analyse wurde ein „Mixed-Methods-Ansatz" gewählt, bei dem verschiedene organisationstheoretische Ansätze kombiniert wurden, um Erkenntnisse aus der Analyse von Arbeitsprozessen, der Linienorganisation Organisationsgutachten                                                                           08. September 2020 PwC                                                                                                               8 L
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oder der tatsächlichen operativen Tätigkeit, die sich aus Dokumenten und Interviews rekonstruieren lässt, zu einem schlüssigen Gesamtbild zusammenzufügen. Dieses Gesamtbild wurde in der folgenden Auswertungsphase weiter eruiert. 3.3. Auswertung ährend der Auswertungsphase wurden weitere Ana ysen durchgeführt. Dazu wurden die aus den Interviews extrahierten Erkenntnisse auf ihren Gehalt hin geprüft und hinsichtlich Anknüpfungspunkten mit der Dokumentenlage sowie den weiteren Interviews gegengespiegelt. Eine ausführliche Analyse der Akten der ehemaligen Stabsstelle, um deren Arbeit verlässlich einschätzen und die aus den Interviews gewonnenen Erkenntnisse verifizieren zu können, war ebenfalls Teil dieser Phase. Im Zuge dessen wurden die Akten der Stabsstelle am 16. und 17 .04.2019 durch zwei PwC Berater vor Ort hinsichtlich ihrer inhaltlichen Ausrichtung und Tiefe bewertet. Zur Gewährleistung der Objektivität hatte PwC Zugriff auf den gesamten Aktenbestand und konnte die Auswahl der analysierten Akten uneingeschränkt treffen. Schließlich erfolgte eine finale Auswertung, die alle Erkenntnisse zusammentrug und die Einzelbefunde abgleicht und auf Ihre Plausibilität prüft. Die Ergebnisse wurden verdichtet und Organisationsempfehlungen abgeleitet, mit dem dieses Gutachten schließt. Im Folgenden wird zwischen einer Vollzugs- und Arbeitsperspektive unterschieden. Erstere beleuchtet den Auflösungsprozess sowie die Gründe, die zu diesem geführt haben, während aus der Arbeitsperspektive die inhaltliche Arbeit der ehemaligen Stabsstelle sowie die Verteilung ihrer Aufgaben nach der Auflösung betrachtet wird. Bei der finalen Auswertung wurden die Vorgänge rund um die Auflösung der Stabsstelle sowohl anhand rechtlicher als auch nicht-rechtlicher Maßstäbe bewertet, um zu überprüfen, ob bei der Auflösung der Stabsstelle die Maßstäbe guten Verwaltungshandelns befolgt wurden. Die Bewertung der Arbeitsperspektive erfolge in erster Linie anhand nicht-rechtlicher Maßstäbe, während die Vollzugsperspektive auch aus rechtlicher Sichtweise betrachtet wurde. Abschließend lässt sich somit fundiert ableiten, ob die Entscheidung zur Auflösung der Stabsstelle zur Optimierung der Geschäftsprozesse geführt hat und die Aufgaben durch die neue Aufgabenzuordnung sachgerecht erfüllt werden können. 3.4. Ergebnisdokumentation Der finale Schritt, der Ergebnisdokumentation, umfasst die Dokumentation der durchgeführten Analysen und abgeleiteten Ergebnisse im vorliegenden Organisationsgutachten. Darin werden WAR- und IST-Situation beleuchtet, und als Basis herangezogen, um einen SOLL-Zustand abzuleiten. Konstruktive Optimierungsvorschläge sind hierbei als eigenständiges, gut aus dem Bericht extrahierbares Kapitel formuliert, das auch jenseits der Berichtslegung zur organisatorischen Optimierung herangezogen werden kann. Organisationsgutachten                                                                         08. September 2020 PwC                                                                                                             9
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