2000-protokoll-nr-415

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen

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1A Yheck-Beirat-415


                                                                     Vertraulich*)


                  .            Niederschrift 5/00

                der 415. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats

                      beim Bundesministerium der Finanzen

                                am 7./8. Juli_ 2000

                        in KGin im _,,Hyatt Regency Hotel“

A. Teilnehmer
1


                      
                        
                          
                        
                        2
                      
                    

B. Tagesordnu ng



         Mitteilungen der Vorsitzenden

  il.   Feststellung der Tagesordnung

  Hl.   Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung

 IV.    Diskussion iber aktuelle Probleme

           Freitag, 07. Juli 2000 17:00 — 18:00 Uhr
             espra

                        :




           Thema: ,Einkommensteuersenkungsgesetz,
                     insbesondere Unternehmenssteuerreform"

        Gutachten: “Freizdgigkeit und Soziale Sicherung in Europa’

        Voruberlegungen zu einem neuen Beiratsthema

        Tagesordnung der nachsten Sitzung

        Verschiedenes
3

ll. Feststellung    der Tagesordnun


 Die                                                                    und

                    werden am Freitag, 7. Juli 2000 mit dem Beirat zum Thema Einkommen-
steuersenkungsgesetz, insbesondere Unternehmenssteuerreform diskutieren.




ill, Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung



Das Protokoll wird ohne Anderungswiinsche angenommen.


iV. Diskussion Uber aktuelle Probleme



(Gesprach mit der                                                                    und

                              Uber die Steuerreform)



                          erlautert einleitend Eckpunkte des Vermittlungsvorschiags der SPD-
gefuhrten Lander und der Bundestagfraktion von SPD und Bundnis 90/Die Grinen:


e   Senkung des Spitzensteuersatzes ab dem Jahr 2005 auf 43 Prozent ab einem zu ver-
    steuernden Einkommen von 102.000 DM (bisher 45 Prozent ab 98.000 DM) mit einer
    zusatzlichen Entlastung von nachhaltig Gber 12 Milliarden DM beim Tarif.


«   Zusammen mit dem Verzicht auf die Optionsméglichkeit fur Personengeselischaften,
    der Erleichterung der Umstrukturierung von Personenunternehmen sowie der Beibe-
    haltung der Ansparabschreibung wurden damit unter dem Strich Mittelstand und Arbeit-
    nehmer um weitere 5 Milllarden DM entlastet.



e   Zusdatzlich vorgesehen sind Ergaénzungen zur Vermeidung unerwinschter Gestaltungen
    bei der steuerfreien VerauBerung von Anteilen an Kapitalgeselischaften und weitere
    MaSnahmen gegen unerwtnschte Steuergestaltungen.



Wahrend die Diskussionen im Vermittlungsausschuss beispielsweise beim Stiftungssteuer-

recht sichtbar von Einigungswillen getragen gewesen seien, lasse der bisherige Verlauf des
Verfahrens bei der Steuerreform demgegentber eher auf die Dominanz anderer Motive bej
der Opposition schlieRen. So sei ublicherweise nicht der Oppositionsfuhrer Sprecher im
4

-5-



   Vermittlungsverfahren; ein Kempromiss bei einer Gegeniberstellung von zwei unterschied-

  lichen Systemen schon rein sachlich nicht méglich und Gegenstand des Verfahrens nicht

  ein Konzept der Opposition oder das geltende Recht, sondem das streitige Gesetz. Im

  weiteren Verfahren misse die Zustimmung von weiteren drei Landern gewonnen werden —

  eine Prognose Ober den Ausgang des Verfahrens sei schwierig.




  in der Diskussion stellen mehrere Beiratsmitglieder grundsatzlich die Ersetzung des An-

  rechnungs- durch das Halbeinkinfteverfahren in den Mittelpunkt der Kritik. Daneben verlet-

  ze die Begiinstigung thesaurierter Gewinne gegentiber ausgeschiitteten Gewinnen die Fi-

  nanzierungsneutralitat und fuhre zu allokativen Verwerfungen: volkswirtschaftlich bedenk-

  lich sei die Ungleichbehandiung von Sparen im Unternehmen im Vergleich zu Risikokapital

 im Allgemeinen.



 Eine Kompromissmdglichkeit bei der Steuerreform wird in der Kombination von Halbein-

 kunfteverfahren und geringerer Spreizung der Spitzensatze bei Einkommen- und Kérper-

 schaftsteuer gesehen; dies kénnte zudem diesbeziigliche verfassungsmaRige Bedenken

 entkraften.



                       weist darauf hin, dass bei Betrachtung der Steuersatzspreizung 25 %

 K6rperschaftsteuer plus Gewerbesteuer (= 38 % Belastung) einem Durchschnittssatz von

 38 % bei der Einkommensteuer (der nur von wenigen dberschritten wird) gegentiberzustel-

 len sind. Zudem bedeute eine Annaherung der Satze bei Verringerung des Einkommen-

steuerspitzensatzes deutlich hGhere Steuerausfalle und bei Anhebung des Kérperschaft-

steuersaizes verminderte Attraktivitat des Steuersystems nach auBen.



Auf die Frage nach den Motiven fur die bisherige innachgiebigkeit der Regierungsseite

beim vorgesehenen Systemwechsel stellt:                        _neben zusditzlichen Steu-
erausfallen vor allem die Notwendigkeit der Herstellung der Europatauglichkeit des deut-

schen Steuersystems heraus. Im Hinblick auf eine zu erwartende Verurteilung durch den

EUGH seien Bedenken gegen den Systemwechsei zurtickzustellen. im Ubrigen sei das

Halbeinkinfteverfahren als Pauschalierung des Anrechnungsverfahrens zu sehen. Neben

der Gewinnausschuttung sei auch die Wertentwicklung der Aktien insbesondere bei ver-

starkten Thesaurierungstendenzen zu sehen.
5

-6-




 Beim Vergleich der jetzigen Vermittlungssituation bei der Steuerreform mit der von 1997 sei
zu beachten, dass sich damais bei schlechterer Steuereinnahmenentwicklung die Verkraft-
barkeit groBer Reformschritte insbesondere auch fir die Landernaushalte anders darstelite
als heute.

Bei den weiteren politischen Aussichten fur die Reformbereiche Rente und Gesundheit sei
zu bedenken, dass diese (mit Ausnahme steuerlicher Teile) nicht zustimmungsbedirttig
sind,




V. Gutachten: “Freiztigigkeit und Soziale Sicherung in Europa”



Der Beirat setzt die Beratungen der Kommissionsvoriage fort.



Kapitel [11.B. Die 6konomische Bedeutung von Freizdgigkeit


1. Effizienz- und Verteilungswirkungen von Freizdgigkeit (Seiten 37 bis 39)



Mehrere Beiratsmitglieder pladieren fur eine verdeutlichende Darstellung des zugrundelie-
genden Modells; es sei z.B. unklar, ob aus weltwirtschaftlicher, europaischer oder nationaler
Perspektive argumentiert wird, welchem Land die Migranten zugerechnet werden oder unter
weichen sonstigen Pramissen (vollkommene Konkurrenz, Welt ohne Staat) die Argumenta-
tion gilt. Die Kommission nimmt die Anregung zu einer grafischen Darstellung auf, diese
kénne die beabsichtigte Ubertragung des Freinandelsarguments auf Faktorwanderung im
Kern verdeutlichen und eigne sich auch als Ausgangspunkt z.B. zur Verdeutlichung von

Verteilungseffekten. Generell sei zu beachten, dass die Formulierungen unzulassige
Schlussfolgerungen aus dem Modell — wie etwa Zuwanderung sei fiir Deutschland in jedem

Falle positiv — vermeiden.



Das Recht auf die ,freie Wah! des Aufenthaltsortes" werde nicht an dieser Stelle (Seite 37,

Zeile 15/16) als Element des Rechts auf Freizigigkeit, sondern bei der Diskussion des frei-

en Giterhandels angesprochen.



Auf Seite 39 sollte in Zeile 7/8 ,und die Verhandlungsposition der zurickbleibenden star-

ken“ durch ,so dass die L6éhne der zurtickbleibenden niedrig qualifizierten steigen* ersetzt
werden. Am Ende des Absatzes sollte statt , Verteilungsgerechtigkeit* die Formulierung

,GleichmaRigkeit der Einkommensverteilung" verwendet werden.
6

-7-



           2. Migration und Arbeitsiosigkeit (Se
                                                 iten 39 bis 4 1)

          Auf Seite 40 sei der Sat
                                   z »Konsens ... ist“ (Zeile
                                                              n 14 bis 16) zu ersetzen
                                                                                       durch »onsens
          besteht gleichwohl soweit
                                    , dass eine wesentliche
                                                               Ursache fur Arbeitslosig
                                                                                        keit zu hohe
          Lohnkosten sind". Die
                                 FuRnote Sollte entfallen
                                                           .


         Auf Seite 41 sollte nac
                                 h Blick" in Zeile 1 »we
                                                         niger auf die Zuwanderu
                                                                                     ng als vielmehr' ein-
         gefugt und der folgen
                               de Satz ,Die Behinderu
                                                         ng ... Politikansatz" (Ze
                                                                                   ilen 2 bis 4) gestriche
         werden.                                                                                           n




        3. Effizienz und Vertei
                                lungsgerechtigkeit   im Zielkonflikt (Seiten
                                                                             41 bis 44)


        Nach intensiver Diskus
                               sion ~ insbesondere auc
                                                       h um die Relevanz der
                                                                             im Kapitel aufge-
        fuhrten Beispiele (Arbei
                                 tnehmer-Entsendegeset
                                                       z und Green-card) — ent
                                                                               scheidet der Beirat




       Kapitel tI. C. Freiztigi
                                gkeit als Restriktion Sta
                                                          atlichen Handeins


   Es wird vorgeschlagen,
                          die Uberschrift zu ande
                                                  r : »Bedeutung der Fre
                                                                         izdgigkeit fur das
   Staatliche Handein"



  Auf Seite 45 sei in Zei
                          le 27/28 nach »@limi
                                               nieren" ein Komma zu
                                                                      setzen und »Politikh
  nisierung steht jedoch                                                                   armo-
                          dem" zu érsetzen dur
                                                 ch ,dem steht jedoch
                                                                       das".




  1.    Wanderungseffizien
                              z und der Aquivalen
                                                  zgr   ad Offentlicher Abgabe
                                                                               n


 Der Begriff »Ressourc
                       enverzehr“       (Seite 46, Zeile 30) soll
                                                                  te umformuliert bzw. erl
werden.
                                                                                           dutert
              in Zeile 32 sei Arbeit
                                     anbietende® vor »Ha
                                                         ushalte* einzufligen,


Auf Seite 47 solite ger
                          Begriff »Abgaben" mit
                                                  einheitlicher Bedeutung
                                                                            verwendet werden.
in Zeile 18 sei ,reale
                       n* zy streichen. In Zei
                                               le 27 sei der Satz ,Aq
                                                                      uivalenz ist von wechse
seitiger Bedeutung                                                                            l-
                   " unklar und sollte
                                       erlautert bzw. umf
                                                          ormuliert werden.
7

nd"
Auf Seite 48 sei in Zeile 9 ,foderal gegliederten" zu streichen und in Zeile 10 ,Staatenbu
                                                                                 nicht den
durch ,Staatenverbund" zu ersetzen. In Zeile 16 treffe der Begriff ,Gegenwert®
gedachten Sachverhait, es gehe um die ,Nettosteuerbelastung’.


2. Argumente gegen Politikharmonisierung

                                                                                     ,nur der*
Auf Seite 49 solite in Zeile 29 der Punkt nach ,ausschaltet* durch ein Komma, und
durch ,denn* ersetzt werden.




3. Institutioneller Wettbewerb

                                                                                     seien
Der Satz ab Zeile 10 auf Seite 50 sollte verstandlicher formuliert werden, gemeint
                                                                                     mmis-
Nettobelastungen“. Es sei festzuhaiten, dass eine noch einzusetzende Redaktionsko
                                                                                ; Stich-
sion im Text verschiedene redaktionefle/sprachliche Probleme zu bereinigen habe
                                                                                    n"
worte: ,abweichende Regelungen” (Seite 50, Zeile 4/5), Entscheidungstrager, Regio
                                                                                  28); ,kon-
(Seite 51, Zeile 2); .Politikkoordinierung bzw. ~harmonisierung* (Seite 51, Zeile
                                                                                    sche
kurrenzfahiges Verhaitnis” (Seite 52, Zeile 3). Als Ersatz fur den Begriff ,akonomi
                                                                                        Der
 Renten’ (Seite 51, Zeile 2/3) wird ,Bodenrenten” oder ,Grundrenten* vorgeschiagen.
 Satz ,Sie ist ... vertretbar ab Zeile 22 sowie die zugehdrige FuBnote 24 sei zu streichen.

                                                                                             tan-
 4. Gellende Regelungen zur steverlichen Ansassigkeit und sozialrechtlichen Traégerzus
 digkeit



            ibergibt der Kommission Formulierungsvorschlage zum ersten Absatz.

 Auf Seite 53 sollte ,unzweideutig" in Zeile 19 gestrichen werden.


 4. Allokationspolitische Kritik am Beschaftigungsiandprnzip

             iibergibt der Kommission einen Formulierungsvorschiag zur Ungleichbehand-
 lung‘ im oberen Absatz auf Seite 54.
8

Die Bedeutung der verschiedenen Lohnbegriffe auf Seite 55 im mittleren Absatz sei unklar

   und sollte im Text klargestellt werden; Vorschiag: ,erweiterter Nettolonn” entspricht Netto-

   lohn im Gblichen Sinne zuziglich unentgeltlicner Leistungen.




                  ibergibt der Kommission einen Formulierungsvorschiag zum Satz in den Zei-

  len 17 bis 19 auf Seite 56.




  5.    Alternativen zum Beschd&ftigungslandprinzip



  In der FuBnote auf Seite 58 sollte zur Verdeutlichung der Gré@enverhaltnisse die Zahi der

  umgezogenen Personen (3 Mio ?) hinzugefUgt werden.




 Auf Seite 59 sei in Zeile 7 vor ,Artikel" Artikel 39 (ex-Art. 48) EG-Vertrag bzw." einzufiigen.




 6.    Arngumente fiir eine Beschaftigungsbezogene Abgabenerhebung



 Auf Seite 60 sei in Zeile 6 ,Eintreibung von Sffentlichen’ durch ,Erhebung éffentlicher’ zu

 ersetzen. In Zeile 7/8 sollte nach ,Eigeninteresse" ,allein" eingefiigt und ,selbst bei Beitra-

 gen zur Sozialversicherung" durch ,im Bereich der sozialen Sicherung’ ersetzt werden. Der

 letzte Satz des Absatzes (Zeilen 8 bis 10) sei zu streichen.



In Zeile 17 sollte ,pauschale* gestrichen werden.



                   bergibt der Kommission einen Formulierungsvorschiag zum letzten Absatz

(Bismarcksche Reformen). Die Formulierung ,wurde der Beirat heutzutage* in Zeile 31

sollte von der Kommission tiberdacht werden.



Auf Seite 61 sollte in Zeile 8 vor ,Arbeitnehmern" , Vielen“ eingesetzt werden (Formulierung

erscheint widersprichlich zu Seite 60, Zeilen 7/8). in Zeile 19 sei ,beschdftigungsorienti
                                                                                           er-
te" durch ,beschaftigungsbezogene“ zu ersetzen.
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  Weiteres Vorgehen:


 Der Beirat einigt sich darauf, in der Oktobersitzung zunachst den Rest der Kommissions-

 vorlage zu diskutieren. Das Gutachten sollte bis Dezember fertiggestellt werden

                                  bilden die Redaktionskommission. Soweit die verbleibende

 Zeit auf der Oktobersitzung dies zulasst, kénnten anschlieBend zunachst das neue Bei-

 ratsthema und zuletzt der bisher korrigierte Teil der Kommissionsvoriage diskutiert werden.




 Vi. Voriiberlegungen zu einem neuen Beiratsthema




                 unterrichtet den Beirat Uber einen ihr vor                   ibermittelten

 Beschluss des Haushaltsausschusses, der der Bundesregierung empfiehit, das Konzept

 der Generationenbilanzierung (Generational Accounting) weiter wissenschaftlich zu unter-

suchen und fortzuentwickein und den Wissenschaftlichen Beirat beim Bundesministerium

der Finanzen zu bitten, ,sich mit der Anwendbarkeit des Konzepts fur die Haushaltsgestal-

tung zu befassen“.



In der Diskussion stehen die Mitglieder des Beirats dem Vorschlag grundsaizlich aufge-

schlossen gegenuber, einige Mitglieder befirworten eine kirzere Stellungnahme, andere

schlagen vor, das Anliegen des Haushaltsausschusses in ein weiter gefasstes Thema

(Stichwort: Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik) einzubinden.



Der Beirat beschlieSt, anhand eines vorbereitenden Papiers von

                 ‘inverstandnis vorausgesetzt) das Thema zu diskutieren.




Vil. Tagesordnung der nachsten Sitzung



Die nachste Beiratssitzung findet am 13./14. Oktober 2000 in Berlin im “Westin Grand Ho-

tel" statt.
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