2001-protokoll-nr-423
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
1A2/meye_Beirat_423/ Vertraulich*) Niederschrift 5/01 der 423. Taqung des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen am 6/7. Juli 2001 n Hotel‘
B. Tagesordnung Mitteilungen der Vorsitzenden I. Feststellung der Tagesordnung it. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzu ng Iv. Diskussion Uber aktuelle Probleme Diskussion der Kommissionsvorlage »Haushaitspo litische Instrumente zur Verbesserung der Nachhaitigkeit in der Finanz politik” Vi. Gemeinsame Sitzung mit dem Wissenschaftlichen Beirat beim BMWi VIL. Tagungstermine und —orte fiir 2003 VIN, Tagesordnung der nachsten Sitzung IX. Verschiedenes
{__Mitteilungen der Vorsitzenden ll. Feststellung der Tagesordnung IV. Diskussion Gber aktuelle Probleme“ enffalit. il. Bemerkungen zum Protokoli der letzten Sitzung Das Protokoll wird ohne Anderungen angenommen. IV. Diskussion der Kommissionsvoriage Haushaltspolitische Instrumente zur Verbesserung der Nachhaltigkeit inder Finanzpolitik Der Beirat bittet die Kommission, den Textentwurf vom 30. Marz 2001 vollstandig zu Uberarbeiten. Die Textanderungen sind kenntlich zu machen. Der Uberarbeitete Entwurf soll so schnell wie méglich an die Beiratsmitglieder versandt werden. Die Beiratsmitglieder sind eingeladen, den Gberarbeiteten Text kritisch durchzusehen und gegebenenfalls Textanderungsvorschlage an’ zu ubersenden. Fur die Oktober-Sitzung in Munchen ist geplant, dass der Beirat die Kommissionsvorlage verabschiedet und eine Redaktionskommission einsetzt. Nach Uberarbeitung durch die Redaktionskommission kénne im schriftiichen Umlaufverfahren der Text noch einmal in die Feinabstimmung gegeben werden. Die Redaktionskommission soll entscheiden, ob dabei so gewichtige Anderungsvorschiage auftreten, dass diese nochmals im Plenum beraten werden missten: ansonsten entscheidet sie abschlieRend.
Die Oktober-Sitzung soll sich inhaltlich auf die Diskussion der Textaénderungen konzentrieren. Ein ganzlich Uberarbeitetes Schlusskapitel und eine noch zu erstellende Kurzfassung sollen im Zentrum der Beratungen stehen. Die Kurzfas sung soll drei Seiten nicht Gberschreiten. Hinsichtlich des Schlusskapitels beschlie&t der Beirat folgend e Vorgehensweise: e Zusammenfihrung der bestehenden Kapitel IV. und V. der Textvorl age vom 30. Marz 2001 zu einem neuen Kapitel unter dem Arbeitstite! Méglichkeiten zur Verbesserung der Informationslage Uber finanzpolitische Langfristprobiem e". e Das neue Schlusskapitel soll auf einer sehr kurzen Zusamm enfassung der Ausfuhrungen im Hauptteil aufbauen. Daran anschlieBen sollen sich die Schlussfolgerungen des Beirats zur Verbesserung der Informat ionslage Uber finanzpolitische Langfristprobleme. Zu diskutieren sind Fragen der statistischen Datenquellen, der berichtenden Institution, der Ingangsetzung einer Offentlichen Diskussion und der Stellung eines Berichtswesens im féderale n Gefiige Deutschlands. Dabei ist zu beriicksichtigen, dass der Bund gegentber der EU berichtsfahig sein musse. Der Beirat setzt auf der Basis der Uberarbeiteten Kommiss ionsvorlage vom 30. Marz 2001 seiné Beratungen fort. Die wichtigsten Ergebnisse seiner Beratungen sind: e S. 40ff, Empirische Ergebnisse: Viele Mitglieder des Beirats bem&ngein die Tabelle als missverstandlich. Sie sei im Text praziser zu erlautern. Eine redaktionelle Uberarbeitung der Tabelle kame dagegen nicht in Frage, da sie zitiert sei. Als besonders missverstandlich wird in der Tabelle die ausgewiesene Nettobelastung der zukiinftigen Generationen mit durchschnittlich 988.000 DM erachtet. Angeregt wird daruber hinaus, die Annahmen der Berechnungen deutlicher hervorzuheben. Ausschlaggebend fiir die Berechnungsergebnisse seien die Anzahl der einbezogenen zukUnftigen Generationen und die unterstellte Gleichbehandiung aller Genera tionen. e 6S. 45ff, Zwischenbilanz: Messkonzepte im Vergleich: Fur die Gedankenfihrung des Kapitels wird folgende Vorgehensweise angeregt: * Gemeinsam ist beiden Konzepten die Absicht, die langfris tige Tragfahigkeit der Finanzpolitik zu analysieren.
-5- * Jenach dem, mit weicher Variante der Generationen bilanzen das OECD-Konzept verglichen wird, kommt man zu anderen Aussagen: Die basisjahrbezogene Variante der Generationenbilanzen ist nahezu identisch mit dem OECD-Konzept. Bei der generationenbezogenen Variante bestehen hingeg en gravierende Unterschiede. Folgende Texténderungswiinsche werden fiir den Abschn itt ,,Zwischenbilanz“ vorgeschlagen: * S. 45, Zeile 26: Jn-der Ermittlung—_weitgehende Ubereinstimmung” * 5S. 46, Zeile 1: Die Generationenbilanzierung in der generationenbezogenen Variante ... * §. 47, Zeile 31f: insofern ist die generationenspezif ische Version des Konzepts derzeit wohl eher fiir die Fachdiskussion und weniger als Orientierung sinstrument fur politische Entscheidungen geeignet. S. 48ff, Méglichkeiten zur Verbesserung der Informationslage Uber finanzpolitische Langfristprobleme: Als Datenquellen fiir die Analy se der Tragfahigkeit der Finanzpolitik werden nationale und internationale Instit utionen genannt, bspw. Statistisches Bundesamt, Deutsche Bundesbank, OECD und EU. Die Analysen kénnten von den genannten Institutionen erstellt werden, aber auch von der Bundesregierung. Hinsichtlich des Bundesrechnungshofes wird bemerkt, dass er fir solche Analysen gesetzlich nicht ermachtigt sei. Die Sffentliche Diskussion Uber die Tragfahigkeit der Finanzpolitik kénne beférdert werden, wenn Deutscher Bundestag, Finanzplanungsrat und EU-Gremien sich mit dem Thema bescha ftigten. Seitens des Ministeriums hebt: hervor, dass eine amtliche Berichterstattung bspw. durch das Statistische Bundesamt problematisc h sei. Hier bestiinde das Risiko, dass die Analyse auf ein einziges finanzpoliti sches Konzept bzw. einen einzeinen Indikator verengt wurde. Anbieten fir eine soiche Darsteliung wiirde sich bspw. das deutsche Stabilitatsprogramm. Vor dem Hinter grund des europdischen Stabilitats- und Wachstumspakts sei die Bundesregierung aufgef ordert, in den Stabilitatsprogrammen gegenuber der EU verstarkt Uber die langfr istige Tragfahigkeit der Finanzpolitik zu berichten. Mit den Stabilitatsprogrammen wtirde diese Diskussion auch in die Bundesregierung und den Deutschen Bunde stag getragen, da eine Billigung durch das Kabinett und eine parlamentarische Befassung vorgesehen sei. S. 51, Zeiien 13 bis 17 sind zu streichen.
-6- V. Gemeinsame Sitzung mit dem Wissenschaftlichen Beirat beim BMWi fuhrt in die gemeinsame Sitzung mit dem BMVWi-Beirat ein. Gegenstand des Tagungsordnungspunktes ist ein Kurzvortrag aus der Mitte des jeweiligen Beirats mit anschlieBender Diskussion. Stelivertretend fur den BMF-Beirat beginnt mit einer Kurzdarstellung der Arbeiten des Beirats zu den haushaltspolitischen Instrumenten zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik. Sein Vortrag orientiert sich an der Gliederung des Gutachten-Entwurfs vom 30. Marz 2001. im Zentrum seines Vortrags stehen dabei folgende Abschnitte: * Anforderungen an eine nachhaltige Finanzpolitik. * Darstellung der Konzepte zur Analyse der Tragfahigkeit der Finanzpolitik; Erlauterung des OECD-Konzepts der,fiscal sustainability’ sowie der Generationenbilanzen in ihrer basisjahr- und generationenbezogenen Variante. « Vergleich der Messkonzepte. Als Fazit des Vortrags stellt heraus: insgesamt sei das OECD-Konzept besser geeignet zur Analyse der Tragfahigkeit. Es beruhe auf realistischeren Annahmen als das Generationenkonzept. Das OECD-Konzept kénne dartiber hinaus gut flr die Politikberatung verwendet werden: Mit ihm kénnten Ubergangspfade hin zu einer langfristig tragfahigen Finanzpolitik aufgezeigt werden. Eine Befassung der Politik mit diesem Thema sei nach Auffassung des Beirats notwendig und wunschenswert. Folgende Aspekte werden in der anschlieRenden Diskussion thematisiert: Die Rolle der Kapitalmarkte bei der Beurteilung der Tragfahigkeit der Finanzpolitik, die Relevanz 6ffentlicher Vermégen fur die Beurteilung der Tragfahigkeit, die Bedeutung des Humankapitals fur die Berechnungen und die Sensitivitat der Berechnungen hinsichtlich der Annahmen Uber den Zinssatz und das Wirtschaftswachstum. Die wichtigsten Ergebnisse der Diskussion stellen sich wie folgt dar: * Den Kapitalmarkten kame eine wichtige Rolle bei der Beurteilung der Finanzpolitik zu. Im Kapitalmarktzins spiegele sich auch die Einschatzung der Kapitalmarktakteure Gber die gegenwartige Lage der Offentlichen Finanzen und ihre langfristige Tragfahigkeit wider. Daruber hinaus seien allerdings auch noch andere Faktoren wie die
-7- Wirtschaftslage, zukinftige Ertragschancen, Stabili tat der politischen Institutionen, Freiheitsgrade der Wirtschaftsordnung und die Aussta ttung der Volkswirtschaften mit Human- und Sachkapital relevant. Die Bedeutung des offentlichen Vermdgens fur die Beurteilung der Tragfahigkeit der Finanzpolitik ist unstrittig. Als Defizit der prasen tierten indikatoren wird gesehen, dass sie auf die Brutto-Verschuldung abstellen. Dieser Mangel sei gleichwohl kaum zu beheben, da fir dffentliche Vermégen durchweg keine marktmafigen Bewertungen vorliegen. Die Ausstattung einer Volkswirtschaft mit Humank apital sei grundsatzlich fur die Analyse der Tragfahigkeit genau so relevant wie die Berucksichtigung des Vermigens. Dies zeigen insbesondere auch Berechnungen des ifo-instituts. Einigkeit besteht allerdings darliber, dass eine finanzielle Bewertung des Humankapitals noch schwieriger vorzunehmen sei als die Bewertung von Sachkapital. Dardiber hinaus stelle sich fur die normative Theorie das Problem, inwiew eit Kinder eine Frage der intergenerativen oder aber intragenerativen Lastverschiebung sind. Der starken Sensitivitat der Berechnungen hinsichtlich Zinssatz und Wirtschaftswachstum kénne durch unterschiedl iche Szenarien begegnet werden. Deshalb beinhalteten auch die meisten bestehende n Analysen mehrere Szenarien, ein Haupt-Szenario und daran anknupfend mehre re Sensitivitatsanalysen. Stelivertretend fur den BMWi-Beirat haitt! einen Vortrag Uber die steuerpolitische Agenda nach der Steuerreform. Einleitend charakterisiert er die Steuerreform als deuts che Variante einer Strategie der Steuersenkung mit Verbreiterung der Bemessungsgrundiage (,Tax cut cum Base Broadening’). Ein solche Strategie reduziere die steuergetriebenen Investitionen mit nur geringer Rentabilitat. Sie wirke insofem nicht expansiv, sei aber allokativ richtig. Die Kapitalkosten werden in Richtung auf die volkswirtschaftlichen Opportunitatskosten des Kapitals (Weltmarkt zins) erhdnt. Als offene Fragen auf der steuerpoli tischen Agenda bewertet - * Die hohe Grenzabgabenbelastung des Fakto rs Arbeit (einschlieBlich Sozialabgaben und MWS) wird durch die Steuerreform Praktisch nicht vermindert. Sie liegt immer noch deutlich Uber den entsprechenden Werte n anderer Lander. Okosteuer, einschlieRlich Mineralélbesteuerung (% des Konsumentenpreises), ist -
-8- bej einem gemessen an der Gesamtbelastung der Grenzproduktivitat der Arbeit n. durchschnittlich verdienenden Arbeitnehmer (2/3) — Uberzoge n, sondem Die Freistellung der VerduRerungsgewinne ist nicht nur Kapitalgesellschafte auch Personengesellschaften einzuraumen. ren Probleme der internationalen Besteuerung wie die Bekampfung des unfai Steuerwettbewerbs (Steueroasen) sind verstarkt anzugehen. punkte der in der nachfolgenden Diskussion werden u.a. folgende grundsatzliche Gesichts Zinsen, Steuerpolitik erdrtert: Die ungleiche Besteuerung von Gewinnen und das fortbestehende Méglichkeiten zur Verbreiterung der Bemessungsgrundiage, teuer. Leistungsfahigkeitsprinzip der Besteuerung und die Reform der Gewerbes Als Fazit der Diskussion kann festgehalten werden: zu bewerten. Die ungleiche Besteuerung von Gewinnen und Zinsen ist allokativ kritisch g der Der Steuersatz bei Gewinnausschittung liegt nach vollstandiger Umsetzun us 42 %, Steuerreform deutlich Uber dem Einkommensteuer-Spitzensatz (52,2 % vers ter 2005). Auch die unterschiedliche Besteuerung einbehaltener und ausgeschitte Gewinne von Kapitalgeselischaften ist problematisch. Stelivertretend furenweite re steuerliche Lenkungsnormen zeigen diese peiden Beispiele, dass Frag der Neutralitat der Besteuerung vertieft zu erdrtern sind. nicht Die Méglichkeiten zur Verbreiterung der Bemessungsgrundlage sind noch zu einer ausgeschopft. Es k6nnten noch Ma&nahmen umgesetzt werden, die nicht der Erhéhung der Kapitalkosten fuhren. Als Beispiel wird die Abschaffung Entfernungspauschale angefuhr. nicht in Das Leistungsfahigkeitsprinzip wird als zentraler Grundsatz der Besteuerung n der Frage gestellt. Strittig wird diskutiert, inwieweit der Konsum oder das Einkomme wird bessere Indikator zur Messung der Leistungsfahigkeit sind. Einvernehmen zwischen den BefUrwortern der Konsum- bzw. der traditionellen Einkommensbesteuerung nicht erzielt. per Die Gewerbesteuer wird unterschiedlich bewertet. Einige bewerten sie als Fremdkér der im bestehenden Steuer- und Finanzsystem und verlangen unter dem Aspekt die Senkung der Unternehmenssteuerbelastung ihre Abschaffung. Andere weisen auf
-9- Aquivalenztheoretische Rechtfertigung der Gewerbesteuer hin und wunschen eine Starkung des Aquivalenzgedankens durch eine Reform der Gewerbesteuer. VI. Tagungstermine und -orte 2003 Der Beirat legt die Tagungsorte und -—termine 2003 wie folgt fest: Lfd. Nr. ~ Tagung Ort [14 |47./18. Januar Berlin st” as 2 14./15. Februar Fulda Maritim — -3)~—~*~*~*«*S«S 2G. Appr Berlin | 4 23/24. Mai Gérlitz i 5 4/5. Juli Mainz — Favorite Parkhotel 6 17.18. Oktober Bremen - Parkhotel 7 1 14./15. November Berlin 8 12./13.Dezember Munchen Vil. Tagesordnung der nachsten Sitzung Die nachste Beiratssitzung findet am 12./13. Oktober 2001 in Munchen statt. Voraussichtliche Tagesordnung ist: I. Mitteilungen der Vorsitzenden il. Feststellung der Tagesordnung Hl. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Diskussion der Kommissionsvoriage ,,Haushaltspolitische Instrumente zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik’ Vv. Bericht der Vorbereitungskommission ,,Finanzpolitik in Europa zwischen Koordinierung und Subsidiaritat* Vi Diskussion des Entwurfs einer Stellungnahme des Beirats zur Berticksichtigung von Kindern in der Pflegeversicherung VIL Tagesordnung der nachsten Sitzung VIN. Verschiedenes
-10- Berlin / Gottingen, den 16. Juli 2001 ey ae bi