2001-protokoll-nr-424
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
1A2/meye_Beirat_424/ Niederschrift 6/01 der 424. Taqung des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen am 12./13. Oktober 2001 in Miinchen ,,Hotel Bayerischer Hof‘ Es wird ausdrlicklich - insbesondere im Hinblick auf die Diskussion mit Gasten und die Verteilung von Unterlagen - auf den Vertraulich-Vermerk hingewiesen.
Mitteilungen der Vorsitzenden Feststellung der Tagesordnung Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Tagungstermine 2003 Diskussion der Kommissionsvorlage ,Haushaltspolitische Instrumente zur Verbesserung der Nachhaitigkeit in der Finanzpolitik” Vi. Diskussion Uber aktuelle Probleme mit hs eine zum Thema ,,Steuerpolitik - Gestaltung der Gewerbesteuer"
-3- Vi. Bericht der Vorbereitungskommission ,Finanzpolitik in Europa zwischen Koordinierung und Subsidiaritat" Vii. Diskussion des Entwurfs einer Stellungnahme zur Berucksichtigung von Kindern in der Pflegeversicherung IX. Tagesordnung der nachsten Sitzung x. Verschiedenes L Mitteilungen der Vorsitzenden ll. Feststellung der Tagesordnung VIN. Diskussion des Entwurfs einer Stellungnahme zur Bericksichtigung von Kindern in der PflegeversicherungTM wird vertagt. li. a Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Se Das Protokoll wird ohne Anderungen angenommen. IV. Tagungstermine 2003 Die Tagung in Fulda wird wegen Problemen bei der Hotelbuchung vom 14./15. Februar 2003 auf den 21./22. Februar 2003 verschoben. Vv. Diskussion der Kommissionsvortage Haushaltspolitische instrumente zur Verbesserung der Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik Der Beirat setzt auf der Basis der Kommissionsvoriage vom 19. September 2001 seine Beratungen fort und erértert insbesondere die unterstrichenen (geanderten) Passagen. Ein Mitglied erklart seine Absicht, ein Minderheitsvotum zu S. 41 abzugeben. Dieses Anliegen wird durch ein weiteres (entschuldigt fehiendes) Mitglied unterstutzt. Nach eingehender Erdrterung verstandigt sich der Beirat darauf, S. 40, Zeile 28 bis S. 41, Zeile 20 zu erseizen durch:
,Das Konzept der Generationenbilanzierung unterstellt, dass eine Gleichbehandlung von Generationen vorliegt, wenn die Abgabenquote im Zeitablauf konstant bleibt. Bei der Wiirdigung dieser Voraussetzung ist zu bedenken, dass ktinftige Generationen im Allgemeinen ein héheres Pro-Kopf-Einkommen haben. Sieht man dieses héhere Pro-Kopt- Finkommen der spater Geborenen als Ausdruck einer gréBeren Leistungsfahigkeit, ware normativ auch eine kunftige Erhéhung der Abgabenquote vertretbar. Dabei wurde das dem Argument zu Grunde liegende Wachstum allerdings beeintrachtigt. Insofern lieBe sich mit dem Hinweis auf wachsende Pro-Kopf-Einkommen keineswegs eine von Generation zu Generation zunehmende Abgabenquote rechtfertigen.“ Das Minderheitsvotum wird daraufhin zuruckgezogen. Neben kleineren Verbesserungen (einschlieRtich der fruher schon beschlossenen Anderung des Gutachtentitels) wird beschiossen, den Text S. 54, Zeile 17 (,S0 kénnte ...) bis S. 55, Zeile 9 (...befassen) zu ersetzen durch: ,,/n welcher Form diese Berichte erstellt werden, ist hier nicht zu erértern. Wichtig ist, dass die fiir die Finanzpolitik verantwortlichen Instanzen zu einer zusammenfassenden Berichterstattung hieriiber verpflichtet sind.“ Es wird also auf eine Aufzahiung und Erdérterung der Befahigung unterschiedlicher Institutionen fur eine solche Nachhaltigkeitsberichterstattung verzichtet. Die Kurzfassung des Gutachtens wird erstmals im Plenum erdrtert. Sie wird insbesondere in . folgenden Punkten redaktionell angepasst: e §.1, Zeile 18, ersetze ,,Fiskal-" durch ,Finanzpolitik". « S.2 Zeile 13, ersetze ,Bei der empirischen Umsetzung zeigt sich durch ,Die Berechnungen zeigen". ° S.3, Zeile 1-5, neu: ,Nachhaltigkeit liegt vor, wenn die Nettosteuerzahlungen aller Generationen ausreichen, die Verpflichtungen aus der ausstehenden Staatsschuld (und den altersspezifisch nicht-zurechenbaren Ausgaben) zu finanzieren. Auch dieses Konzept weist bei der empirischen Umsetzung auf betrachtliche Nachhaltigkeitslacken hin, die anhand zweier alternativer Indikatoren dargestellt werden." ° S. 3, Zeile 13, neu: , ... Schon beim Kindergeld steilt sich beispielsweise die Frage, ob man es den Eltern oder den Kindern zurechnen sollte.“
Der Beirat nimmt den vorliegenden Textentwurf einschlieRlich der Kurzfassung und der in der Sitzung beschlossenen Anderungen ohne Gegenstimmen an. Er bittet die Kommission, die beschlossenen Anderungen in den Entwurf einzuarbeiten und diesen dann so schnell wie méglich an die Redaktionskommission zu ibersenden. Der Redaktionskommission gehdéren und an Vi__ Diskussion Gber aktuelle Probleme mit zum Thema ,, Steuerpolitik — Gestaltung der Gewerbesteuer" begrii8t. (und dant ihm fur sein Kommen. ‘fuhrt in die Diskussion Uber aktuelle Probleme durch einen Vortrag Uber die Reformperspektiven bei der Gewerbesteuer ein. Er beginnt mit einer Bestandsaufnahme der Gewerbesteuer. Als Instrument zur Finanzierung der kommunalen Haushalte halt er die Gewerbesteuer insgesamt fur problematisch. Sie baue keine Steuerkraftunterschiede ab, sie mache einige Gemeinden vom Ertrag einiger GroBunternehmen abhangig und ihr Aufkommen sei sehr konjunkturempfindlich. Auch die kommunalen Spitzenverbande sahen die Probleme der Gewerbesteuer und wiirden eine Neuordnung der Gemeindefinanzen begriissen. An Modellen zur Reform der Gewerbesteuer bestiinde kein Mangel. Grundsatzlich k6nnen drei Modelle von einander abgegrenzt werden: Die Revitalisierung der Gewerbesteuer, der Ersatz der Gewerbesteuer durch eine wirtschaftsbezogene Annexsteuer zugunsten der Gemeinden und eine Annexsteuer auf eine integrierte Unternehmenssteuer. e Die Revitalisierung durch Modifizierung bzw. Ausgestaltung als Wertschépfungssteuer bewertet als nicht ganz unproblematisch. Eine starke Gewinnabhangigkeit bliebe bestehen, personalintensive Betriebe wirden belastet, eine Steuervereinfachung resultiere nicht und hinsichtlich des internationalen und europaischen Standortwettbewerbs warden sich die Rahmenbedingungen fur am investitionsstandornt Deutschland ansassige Unternehmen kaum verbessermn. « Eine wirtschaftsbezogene Annexsteuer in Form der Umsatzsteuerbeteiligung scheidet aus, da Radizierbarkeit ebenso fraglich ist wie das Hebesatzrecht. Die
-6- Einkommensteuer k6nne erwogen werden, wenn sie bezuglich der gewerblichen Einkinfte betriebsstattenbezogen ist und die Kérperschaftsteuer mit einschlie&t. Die verteilungspolitischen Auswirkungen stellen dabei allerdings die gro&te Herausforderung dar. e Eine Annexsteuer auf eine integrierte Unternehmenssteuer war in der Unternehmenssteuerreform-Kommission intensiv diskutiert worden. Die Kommission scheiterte an Fragen der Praktikabilitat. AbschlieBend betont! die Entschlossenheit der Bundesregierung, die Neuordnung der Kommunalfinanzen auf die Agenda zu setzen. Die Bundesregierung werde im nachsten Jahr eine Kommission einsetzen, die u.a. dazu Vorschlage erarbeiten soll, iiber die dann in der nachsten Legislaturperiode entschieden wird. in der nachfolgenden Diskussion werden aus der Mitte des Beirats folgende Themen angesprochen: Grundsteuer, Ausgestaltung einer Annexsteuer, Wettbewerbsféderalismus und Systematik der Besteuerung. * Nach Auffassung des Beirats schlief&t die Neuordnung der Kommunaifinanzen die Grundsteuer ein. Sie k6nne bspw. durch die Berticksichtigung der Gewinne aus Vermietung und Verpachtung in der Bemessungsgrundiage einer Annexsteuer ersetzt werden. | verweist auf die Zustandigkeit der Lander fur eine Reform der Grundsteuer; Konzepte hierfiir [agen vor. Der vorgetragene Vorschliag sei allerdings ; insoweit problematisch, dass die Einkiinfte aus Vermietung und Verpachtung negativ sind. e Einige Beiratsmitglieder regen eine flexible Ausgestaltung einer Annexsteuer an. Ein kommunales Zuschlagrecht misse erhalten bieiben untersttzt diese Auffassung. Die Beweglichkeit eines kommunalen Zuschiagsrechts mlsse in vollem Umfang gegeben sein. Fragen der weiteren Ausgestaltung seien zum gegenwartigen Zeitpunkt allerdings noch offen. e Mehrere Mitglieder des Beirats weisen auf die mangeinde Akzeptanz eines Wettbewerbsféderalismus in der Bevéikerung hin. Dies konne eine bedeutsames politisches Hindernis fir die Reform der Kommunalfinanzen sein. Auch | _. bedauert die fehlende politische Unterstutzung fur eine Belebung der féderalen Institutionen in Deutschland. Er sieht darin allerdings kein Hemmnis fur eine Reform der Kommunaifinanzen. e Hinsichtlich der Steuerpolitik der Bundesregierung wird problematisiert, dass die Bruche
-7- in der Systematik des Steuerrechts zunahmen.t erwidert, die Bundesregierung gehe mit ihrem Konzept Schritte in Richtung auf eine zinsbereinigte Einkommensteuer. Die Entwicklung in den skandinavischen Staaten seien vor diesem Hintergrund intensiv zu verfolgen und fundiert zu diskutieren. bedankt sich fir den regen Meinungsaustausch. kiindigt an, dass das Ministerium auf den Beirat zukomme, wenn die Uberlegungen zur Reform der Gemeindefinanzen weiter voran getrieben sind. Er wiinscht sich bei diesem Thema einen konsiruktiven Dialog mit dem Beirat. Vil. Bericht der Vorbereitungskommission , Finanzpolitik in Europa zwischen Koordinierung und Subsidiaritat“ _ dankt der Vorbereitungskommission — und ~ fur ihre Voriage, die mit Datum vom 17. September 2001 unter der Uberschrift ,Uberlegungen des Beirats zur Koordinierung der Finanzpolitik in der EU" den Mitgliedern Ubersandt wurde. ‘tragt auf der Grundlage dieser Vorlage die Uberlegungen der Kommission vor. FUr notwendig erachtet er, das Thema auf die konjunktur- und wachstumspolitische Koordinierung zu beschranken. Er zeigt die unterschiedlichen Dimensionen des Themas anhand einer Matrix auf. Die Matrix tragt auf der horizontalen Achse die Dauer von Schocks ab und auf der Vertikalen, ob die Schocks symmetrisch oder asymmietrisch verlaufen. Nur im Faile eines symmetrischen, zeitlich begrenzten Schocks sei die Fragestellung in der traditionellen Konjunktur- und Stabilisierungspolitik verankert. Die Eingrenzung des Themas, die methodische Herangehensweise und die finanzpolitische Positionierung des Beirats bei den aufgeworfenen Fragestellungen sind Gegenstand der anschlieBenden Erérterung. Von mehreren Beiratsmitgliedern wird die Sorge geaufert, dass das Thema zu stark Fragen der Geld- und Wahrungspolitik mit einschlieft. Problematisiert werden auch die geringen allokationstheoretischen Beziige des Themas. Am Sitzungsende stellt fest, dass Uber die weitere Behandlung des Themas noch kein Beschiuss gefasst werden kann. Die Diskussion ist in der November- Sitzung wieder aufzunehmen. Es wird vorgeschliagen, einen Sachverstandigen zu héren,
-8- um die Facetten des Themas weiter auszuloten. Das Ministerium wird gebeten, einen geeigneten Sachverstandigen einzuladen. ViL_Tagesordnung der nachsten Sitzung Die nachste Beiratssitzung findet am 9./10. November 2001 in Berlin statt. Voraussichtliche Tagesordnung ist: I. Mitteilungen der Vorsitzenden il. Feststellung der Tagesordnung Hi. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Verabschiedung des Gutachtens ,Nachhaltigkeit in der Finanzpolitik — Konzepte fur eine langfristige Orientierung Offentlicher Haushalte" (vorsorglich) Vv. Uberlegungen zu einem Gutachten des Beirats zur ,Finanzpolitik in Europa zwischen Koordinierung und Subsidiaritat* Vi. Diskussion des Entwurfs einer Stellungnahme zur Berucksichtigung von Kindern in der Pflegeversicherung : Vil. Tagesordnung der nachsten Sitzung VL = Verschiedenes Berlin / Gottingen, den 29. Oktober 2001 gez. gez.