2001-protokoll-nr-426
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
'A2/ meye_Beirat_426/ Niederschrift 8/01 der 426. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen am 7./8, Dezember 2001 in Berli Sti id Hotel‘ A. Teilnehmer Es wird ausdrucklich - insbesondere im Hinblick auf die Diskussion mit Gasten und die Verteilung von Unterlagen - auf den Vertraulich-Vermerk hingewiesen,
B. Tagesordnung I Mitteilungen der Vorsitzenden ll. Feststellung der Tagesordnung Hh. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Diskussion des Entwurfs einer Stellungnahme zur Berticksichtigung von Kindern in der umlagefinanzierten Sozialversicherung Vv. Tagesordnung der nachsten Sitzung Vi Verschiedenes
ll, ___Feststellung der Tagesordnung Die Tagesordnung wird ohne Anderungen angenommen. Mh me Das Protokoil wird ohne Anderungen angenommen.
-4- IV. Diskussion des Entwurfs einer Stellunqnahme zur Berlcksichtiqung von Kindern in_der umlagefinanzierten Sozialversicherung Der Beirat erdrtert grundsatzlich die Frage, inwieweit Kinder Gkonomisch der Privatsphare zuzuordnen sind oder aber die gesamtgeselischaftlichen Vorteile (externe Effekte) von Kindern Gberwiegen. Einige Beiratsmitglieder vertreten die Auffassung, dass Kinder der Privatsphare zuzurechnen sind. Sie wurden sich letztlich nicht von einem Konsumgut unterscheiden, da sog. nicht-pekuniare externe Effekte nicht vorlagen. Andere Mitglieder sehen hingegen bedeutsame gesamtgesellschaftliche Vorteile — auch nicht-pekuniarer Art - bei Kindern. Die Vorteile resultierten insbesondere daraus, dass die Humankapitalertrage der Kindererziehung nicht ausschlieRlich den Eltern zufallen. Gegenstand der Diskussion ist auch das Papier von Uber den Zusammenhang von Umlageverfahren und Bevélkerungsentwicklung. Das Papier kommt zu der Schiussfolgerung, dass es nicht nur eine Frage der Gerechtigkeit sei, sondern auch der Effizienz, dass demjenigen geholfen werde, der Kinder gro&zieht. Einige Mitglieder teilen diese Auffassung. Sie sehen in Kindern — systemimmanent - einen ,Leistungsbeitrag* zur Funktionsfahigkeit des Umlageverfahrens. Auf der anderen Seite fehit vielen Mitgliedern eine Okonomische Begrundung fur diese - auch vom BVerfG vorgetragene - Position. An die Kommission ergeht daher die Bitte, sich den Fragestellungen auseinander zu setzen. Ein Mitglied der Kommission wird daruber hinaus schriftlich fragen, wie sein Text weiter zu behandein sei. Mit dem _ Brief soll geklart werden, inwieweit und in weicher Form die dort vertretene Auffassung in die Stellungnahme einflie&en soil. Der Beirat setzt die Erérterung des voriiegenden Textentwurfs fort. Es wird angeregt, den 2. Absatz auf S. 14 in das Kapitel ,IV. Beitragsdifferenzierung ais Mittel der aktiven Bevélkerungspolitik" zu verlagern. Dardber hinaus kénnten die verschiedenen Motive fur die Entscheidung zu Gunsten einer Elternschaft in diesem Absatz starker herausgearbeitet werden. Die Botschaft des 1. Absatzes, S. 15, kénne entlang des folgenden Gedankens klarer formuliert werden. Der Rickgang der Geburtenrate sei kein Resultat der Einfuhrung von umlagefinanzierten Sozialversicherungssystemen, sondern ein sakularer Trend, der
-5- multikausal verursacht sei. Hinsichtlich der Absicherung der Sozialversicherungsrisiken bliebe festzuhalten, dass diese Risiken auch Uber die Kapitalmarkte versicherbar seien. Dabei kénnten an den Markten héhere Ertrage bei geringerem Risiko erzielt werden als durch das Gro&ziehen von Kindern. Einige Beiratsmitglieder sehen gleichwohl ein Problem darin, dass im Rahmen privater Versicherungsmarkte bestimmte Risiken — wie Pflege und Arbeitsiosigkeit — nur gegen Zahlung sehr hoher Versicherungsbeitrage abgesichert werden konnten. Hinsichtlich Abschnitt |V.1 wird angeregt, starker als bisher auf die Witkungen von (marginalen) Anderungen abzustellen. Das Abstellen auf Veranderungsraten sei eine Okonomische Herangehensweise und verhindere, dass die Wirkungen, die eine Beitragsdifferenzierung nach der Kinderzahl auf die Fertilitatsrate haben kénne, uberbewertet wurden. Anlasslich der weitgehenden Schlussfolgerungen auf S. 23 ergeht die Bitte auch auf die Kosten einer Verbesserung der Infrastruktur flr die Kinderbetreuung sowie einer qualitativ héherwertigen Bildung und Ausbildung hinzuweisen. Au@erdem soll heraus gestellt werden, dass der durch die Kindererziehung bedingte Einkommensausfall in der Regel sehr viel gréRer sei als die staatlichen Unterstitzungsleistungen fiir Kinder. Viele Beiratsmitglieder wUnschen in den Schlussfoigerungen eine klare Botschaft, dass eine Ubertragung des BVerfG-Urteils auf die gesetzliche Rentenversicherung abzulehnen sei. Hinsichtlich der Pflegeversicherung komme der Gesetzgeber allerdings nicht umhin, das Urteil umzusetzen. Die Erérterung der Stellungnahme zur Berticksichtigung von Kindern in der umlagefinan- zierten Sozialversicherung soll in der Februar-Sitzung fortgesetzt werden, wenn méglich anhand einer Uberarbeiteten Fassung des vorliegenden Entwurfs Im Einzelnen werden u.a. folgende Textanderungen angeregt: e S$. 9, 2. Absatz, Zeile 12 — 16 streichen. 2 S. 9, Zeile 29, ,und stellten auch in Deutschland Zielgruppe der Reform dar" ersetzen durch ,Das war wohl auch ein Grund flr die Einfuhrung der PflegeversicherungTM.
-6- « $S. 11, Zeile 7: Die Beitragsdifferenzierung lAsst sich also nicht mit der Absicht rechtfertigen, die intergenerativen Verteilungswirkungen der Pflegeversicherung zu neutralisieren. * 5S. 11, Zeile 22: So unterstiitzen altruistische Eltern ihre Kinder, ohne Gegenleistung zu erhalten. e $§.11, Zeile 26: ,... vielmehr die Familie bzw_technischer-ausgedriick die Dynastie. t einschlieBlich der Nachkommen.“ e S. 17, Zeile 29, ersetze , Fiskalische Externalitaten der Elternschaft" durch ,Vorteile fur Dritte*. e Der Widerspruch zwischen S. 19, Zeile 31, und Seite 21, Zeile 24, sei zu beseitigen. V.__Tagesordnung der nachsten Sitzung ‘Die nachste Beiratssitzung findet am 18./19. Januar 2002 in Wurzburg statt. Voraussichtliche Tagesordnung ist: i. Mitteilungen der Vorsitzenden I. Feststellung der Tagesordnung Ii. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Diskussion Uber aktuelle Probleme der Finanzpolitik V. Diskussion eines ersten Kommissionsentwurgzum Thema ,Xoordinierung der Stabilisierungspolitik in Europa?“ Vi. Expertenanhérung zum Thema ,Koordinierung der Stabilisierungspolitik in Europa?" Vil. Tagesordnung der nachsten Sitzung VIN. Verschiedenes Vi. Verschiedenes Enitfalit. Berlin / G6ttingen, den 17. Dezember 2001 gez. gez.