2002-protokoll-nr-431

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen

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                                                                          Vertraulich”

                                Niederschrift
                                          5/02
                  der 431. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats

                      beim Bundesministerium der Finanzen

                               am 12/13. Juli 2002

                          in Kéin Excelsior Hotel Ernst“




A.   Teilnehmer
1

B.   Tagesordnung


            Mitteilungen der Vorsitzenden
            Feststellung der Tagesordnung
     I.     Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung
     NV.    Verstarkte Koordinierung der Stabilitatspolitik in Europa
            Stellungnahme/Gutachten zur Berticksichtigung von Kindern in der
            umlagefinanzierten Sozialversicherung
     Vi.    Neues Gutachtenthema

     Vil.   Tagesordnung der nachsten Sitzung
     VAL    Verschiedenes
2

I.      Feststellung der Tagesordnung



Die Tagesordnung wird unverandert angenommen. Es besteht Einvernehmen,

Tagesordnungspunkt VI. (Neues Gutachtenthema) gegebenenfalls vorzuziehen.




We     Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung



Das Protokoll wird ohne Anderungen angenommen.




IV. Verstarkte Koordinierung des Stabilitatspolitik in Europa?



Der Beirat berat die vorab Ubersandte, nach der Sitzung am 7./8. Juni 2002 Uberarbeitete

Fassung vom 27. Juni 2002.
3

Die Gliederung erhalt folgende Fassung:


I.     Ausgangslage

I.     Rolle der antizyklischen Finanzpolitik in der EWU
HE     Theoretische Begrtindungen einer verstarkten Koordinierung
       4.   Angebots- versus Nachfrageschocks
       2.   Spillover-Effekte

IV     Politikoptionen: Ein kritischer Uberblick
       4.   Zentralisierung der Stabilisierungspolitik
       2.   Koordinierung der Stabilisierungspolitik
            a.   Formen der Koordinierung

            b.   Bisherige Vereinbarungen zur weichen Koordinierung
                 Harte Koordinierung

            a9   Koordinierungslicke?

V.     Vergleich der Vor- und Nachteile
       1.   Zentralisierung

       2.   Verstarkte Koordinierung

Vi     Zusammenfassung



Die Textdiskussion fahrt zu den aus der Anlage zur Niederschrift ersichtlichen Anderungen.

Der geadnderte Text wird zur Abstimmung gestelit. Die Mitglieder des Beirates stimmen ihm
- mehrheitlich — zu.



Zum Verfahren wird folgendes festgelegt:


Die beschiossenen Anderungen werden von der Kommission ubernommen. Es wird keine
Redaktionskommission eingesetat. Der von der Kommission iiberarbeitete Entwurf wird im
Umiaufverfahren beschlossen werden. Aus Sicht der Beiratsmitglieder notwendige,
wesentliche RUckauferungen sind an                                 zu richten. Wegen der
Aktualitat des Themas soll die Stellungnahme des Beirates zur Koordinierung der
antizyklischen Finanzpolitik in Europa méglichst bald der Offentlichkeit vorgestellt werden.
Der Vorschiag von                      sie in der BMF-Reihe ,Monatsberichte® zu
veréffentlichen, wird aufgegriffen.             sagt 2u, dass die Stellungnahme bereits
im Monatsbericht August 2002 erscheinen wird, wenn dem BMF die endgultige Fassung bis
zum 10. August 2002 zugeht.
4

Vi        Neues Gutachtenthema



  wird vorgezogen.



  Im Laufe der Diskussion am 12. und 13. Juli 2002 werden folgende neue Gutachtenthemen
 zur Abstimmung gestellt:



        Offentliche Finanzen und Sport




ONRaA
        Steuerhinterziehung und Schwarzarbeit

        Privatisierung im Gesundheitswesen/Hochschulfinanzen

        Steuervergiinstigungen und Subventionsgerechtigkeit

        Steuern und Sozialabgaben unter Finanzausgleichsaspekten
        Hochschulfinanzierung als Einzelthema

        ,rokes Thema’: Bildung — Humankapital

        ,groBes Thema": Steuern, verschiedene Aspekte: Reform der Steuerreform,
        Wachstumseffekte der Steuerpolitik, Steuern und demografischer Wandel
 9. ,groRes Thema‘: EU-Finanzverfassung, Finanzierungsprobleme vor dem Hintergrund der
        Osterweiterung, Nettosalden



 Die erste Abstimmung fuhrt dazu, dass die Themen ,Offentliche Finanzen und Sport’,
,steuerhinterziehung und Schwarzarbeit", ,Privatisierung im Gesundheitswesen’,
»steuervergtinstigungen und Subventionsgerechtigkeit* sowie ,Steuern und Sozialabgaben
unter Finanzausgleichsaspekten’ nicht weiterverfolgt werden, da sich fiir sie nur einzeine
Mitglieder des Beirats aussprechen. Die Themen ,Hochschulfinanzierung", »bildung —
Humankapital” und ,Steuern, verschiedene Aspekte" sowie ,EU-Finanzverfassung,
Finanzierungsprobleme vor dem Hintergrund der Osterweiterung, Nettosalden” bleiben in der
Diskussion.



Im weiteren Verlauf wird zunadchst die grundsatzliche Entscheidung getroffen, ein ,,groBes”
- also umfassendes — Gutachtenthema zu wahien. Es stehen damit noch drei Themen
(Steuern, Humankapital und EU) zur Auswahl. Ein Beiratsmitglied regt an, in einem neuen
Gutachten Fehlentwicklungen der Finanzpolitik aufzuzeigen, was auch im Zusammenhang
mit einem Steuerreformthema erfolgen kénnte. Andere Mitglieder weisen darauf hin, dass ein
Gutachten zum Thema Steuem voraussichtlich keinen hohen Innovationsgrad haben wird
5

-6-



(,Die Grundlagen sind ausdiskutiert.”). Zudem sei es unwahrscheinlich, dass Empfehiungen
des Beirates von der Politik vor Mitte/Ende dieses Jahrzehntes umgesetzt werden k6nnten.


Bei der endgltigen Abstimmung zwischen den Themenkomplexen spricht sich die Mehrheit
der Mitglieder des Beirats far das EU-Thema aus.



Damit ist das EU-Thema zum Untersuchungsgegenstand des ndchsten Gutachtens des
Beirates gewahit — vorbehaltlich einer vertieften Erérterung des Themas anhand eines
Exposé.



Der Beirat setzt eine Kommission ein, die zur nachsten Sitzung im Oktober 2002 ein Exposé
erarbeiten wird. Die Kommission setzt sich zusammen aus
                                                                   bietet in diesem

Zusammenhang auch die UnterstUtzung des BMF an.



V.      Stellungnahme/Gutachten zur Beriicksichtigung von Kindern in der
         umlagefinanzierten Sozialversicherung



Der Beirat setzt die Erérterung der Beiratsvorlage auf Seite 21 fort.



Zur Textdiskussion:           .

«    §, 21 Zeile 15ff. wird wie folgt geandert:

     In entwickelten-Volkswirtschaften mit entwickelten Kapitalmarkien kann der theoretisch
     mdgliche Zusammenhang zwischen der Einfahrung der staatlichen Alterssicherung und
     dem Ruckgang der Geburtenraten nicht wirken.



«    Der 2. Absatz auf S. 21 soll um die Aussage erganzt werden, dass der empirisch zu
     beobachtende Riickgang der Geburtenraten auch mit dem verbesserten Zugang von
     Frauen zum Arbeitsmarkt zusammenhangt (Stichwort: Opportunitatskosten von Kinder).


e    S. 23 Zeile 27ff. wird zur besseren Verstandlichkeit umformuliert.


>    §. 24 Zeile 13f. wird wie folgt geandert:

     Das ist nicht leicht einzusehen, ist aber eine Anwendung der wichtigsten

     Grundkenntnisse der modernen-Wirtschaftstheorie.
6

-7-



  Der Beirat beendet die Diskussion der Vorlage nach dem 2. Absatz der Seite 24.




 Vil.       Tagesordnung der nachsten Sitzung



 Die nachste Beiratsitzung wird am 11./12. Oktober 2002 in Munchen stattfinden.
 Voraussichtliche Tagesordnung:



 I.         Mitteilungen der Vorsitzenden

 IL.        Feststellung der Tagesordnung

 Hl.        Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung

 Vv.        Diskussion Uber aktuelles Thema: Stellungnahme/Gutachten zur Berucksichtigung
            von Kindern in der umlagefinanzierten Sozialversicherung

V.          Expose zum neuen Gutachtenthema

Vi.         Sitzungstermine und —orte 2004
Vil.        Zuwahl neuer Mitglieder (Vordiskussion)

Vill.       Tagesordnung der nachsten Sitzung

IX.         Verschiedenes




Vl          Verschiedenes



Entfallt.




Berlin/Géttingen, den 25. Juli 2002




gez.                                                        gez..”
7

Anlage
                                                                           zu Niederschrift 5/02
Seite 1, Zeile 35-36



Es gibt keine nationalen Wahrungen und damit auch formal-keine Wechselkurse mehr



Seite 2, Zeile 15-19



So    hat   die   EU-Kommission     z.B.    vorgeschlagen,   dass    Kommissions-Vorlagen       zur

Koordinierung der Wirtschaftspolitik in Zukunft - anders als bisher - nur noch einstimmig vom

Ministerrat zuruckgewiesen werden kénnen-sollen.                                                      |


Seite 2, Zeile 26-30



Sodann bespricht-setzt_er sich mit Argumenten _auseinander, die fir eine verstarkte |
Koordinierung vorgetragen werden. Ohne auf konkrete Vorschlage einzeiner Autoren oder
Institutionen einzugehen, werden anschlieBend summariseh-die Politikoptionen dargesielit, |
die fur eine verstarkte Zentralisierung oder Koordinierung diskutiert werden.



Seite 2, Zeile 34-36: Seite 3. Zeile 1-5



Vorab betont werden      muss,    dass     es   in dieser Stellungnahme   hauptsachlich    um   die

Koordinierung der antizyklischen Politik im Sinne eines-einer Nachfragesteuerung (Demand

management) geht; (automatische Stabilisatoren und diskretionare Politik}. Dabei sollte auch

nicht Gbersehen werden, dass eine saubere Trennung zwischen dem Bedari an kurzfristiger

Konjunkturpolitik und langfristig angelegter Wachstumspolitik eher theoretischer Natur ist und

in der Praxis vielfaltige Diagnoseprobleme aufwirft.



Seite 4, Zeile 4-711



Der Maastrichter Vertrag verlangt von den Teilnehmern an der EWU keine realwirtschaftliche

Konvergenz     (Wachstumsraten,   Arbeitslosenquote,     Infrastrukturausstattung etc.),   und die

derzeit zwoif Teilnehmerlander zeigen—-weisen_ noch erhebliche Unterschiede hinsichtlich

dieser Faktoren_auf. Die-Ihre Volkswirtschaften der-Teilinehmerlanderreagieren deshalb auf

plotzliche Angebots- und Nachfrageveranderungen (Schocks) unterschiedlich.
8

Seite 5,Zeile 8-10



      Unterschiedliche Entwicklungen in den
                                            Teilgebieten der EVWU kénnen desha
                                                                               lb Anlass zu
      wirtschaftspolitischen Aktivitate
                                        n verlangengeben.



      Seite 5, Zeile 21-27



     Die-dritte-AlternativeDer |dritte Bereich
                                               scheidet praktisch aus: Vertikale Zuweisun
                                                                                          gen an die
     Mitgliedslander, die durch asymmetrische
                                                  Schocks besonders stark getroffen werd
                                                                                           en (hohe
     Arbeitslosigkeit, Budgetprobleme), miiss
                                                 ten Gber den Zentralhaushalt der EU
                                                                                           finanziert
     werden. Dieser Haushalt unterliegt jedoc
                                              h einer Ausgabenbegrenzung in Héhe
                                                                                 von 1,27 v.H.
     in Relation zum EU-Bruttoinlandsprod
                                          uktBruttosozialprodukt.



     Seite 6, Zeile 11-14



  Akzeptiert man       diese   Uberlegungen,   verbleiben    in   der    EWU     bei     unterschiedlichen
  Entwicklungen nur die autonome nationale
                                           Finanzpolitik sowie die nationale Tariflohn-
                                                                                        und
  Sozialpolitik als Anpassungsmechan
                                     ismenAnsatzpunkt       e.


  Seite 7, Zeile 5-7



 «     Wenn    Nachfrageschocks     dagegen     mehrere     Lander      zur   gleichen    Zeit   betreffen
       (symmetrische Nachfrageschocks), seien
                                              eher Instrumente der Geldpolitik einzusetze
                                                                                          n.


 Seite 8. Zeile 23-25



 Uber die Koordinierung der Finanzpolitik
                                          kénnte dem vorgebeugt und—cine—gewisse


                                                                                                             |
Kompensation-der-externen-Effekt
                                    e-erreicht-werden.


Seite 8. Zeile 33-35



Entscheidend ist also--mithin
                          vor allem die Frage, ob-und-i
                                                        n welchem Umfang und mit
welchem Vorzeichen Spillover-Effek
                                   te einer nationalen Fiseal-PolicyStabili
                                                                            sierungspolitik zu
erwarten sind.
9

Seite 9, Zeile 1-24

                                                                            ntsteht_in diesem
Betreibt ein groBes Land eine expansive Finanzpolitik, dann entstehern-eng.- Beide--Effekte
Land ein positiver Nachfrageeffekt, und-in-der-Regel-eine-Zitrag  nserhéhu
                                                                               aat. Auferdem
werdender_sich in abgeschwachter Form auf das Ausland Uber enub.ertr
kann es in der gesamten Wahrungsunion zu Zinserhoeine   hungen kommen Aus-der-Sicht-des
                                                                           nalitat, der zweite
Auslandes-ist-der-Der_erste Effekt wird haufig als positive Exteru kann ein Terms of
dagegen inder-Regelalseine negative Externalitat angesehen. Hinz itern) kommen,
Trade-Effekt (Veranderung    des Preisverhaltnisses zwischen Ex- und Importai
der jedoch der Richtung nach nicht eindeutig ist. Infolgedessenalb  ist das Ausmaf§ und das
Vorzeichen des gesamten Spillover-Effektes unbestimmt. Desh ist,        ist nicht eindeutig zu
                                                                            -um-exteme-Effekte
 entscheiden, ob eine koordinierte Finanzpolitik Uberhaupt erforderlich      feste oder flexible
 zu-kompensieren. Das gilt unabhangig davon, ob zwischen den Landernn eine Koordinierung
 Wechselkurse gelten. Es konnen sogar Situationen auftreten, bei deneeinem System flexibler
 der Finanzpolitik in einer Wahrungsunion weniger geboten ist als in der Nachfrage-, Zins-
 Wechselkurse. Entscheidend ist eben der Umfang und die Richtung
 und Terms-of-Trade-Effekte.


 Die-Auch die vorliegende quantitative Literatur vermittelt kein einheitlic hes Bild Uber die Héhe
 der Spillover-Effekte autonomer nationaler Finanzpolitik. best        Da-—die—Teileffekte-——in
 unterschiedliche—Richtungen—gehen,—ist—der-—Netto-Effekt—un immt              —Simulationen der
                                                                                 geringen Effekten
 EU-Kommission fiir eine expansive Finanzpolitik legen nahe, dass von nur
 auszugehen ist.


 Seite 9, Zeile 32 bis Seite 10, Zeile 2

  Mit Blick auf die symmetrischen Nachfrageschocks und die-méglicheerunrweise zu erwartenden
                                                                             erhoben_ werden,
  Spillover-Effekte kOnnte es-im Extremfall nahe-tiegenauch die Ford n zug zentralisieren. Die
  wie die Geldpolitik auch die Finanzpolitik innerhalb der Wahrungsunio
  Argumente dafur stammen aus der Theorie des Fisczpoli           al---federalismékonomischen
                                                                                   m foderativ
  Féderalismus. Danach sollte die konjunkturorientierte Finan tik in eine
                                                                        en.
  aufgebauten Staate grundsatzlich dem Zentralstaat Ubertragen werd

  Seite 10,   Zeile 17-21

                                                             Relation zum
  Der EU-Haushalt ist vom Volumen her begrenzt (1,27 v.H. in
                                                     und      damit      fur    eine     effiziente
  EU-BrutteinlandsproduktBruttosozialprodukt)
10

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