2008-protokoll-nr-477
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
Vertraulich Nicderschrift 5/08 der 477. Ta: des Wissenschaftlichen Bei beim Bundesministerium der Finanzen am _11./12. September 2008 in Berlin
B. _Tagesordnung I. Mitteilungen des Vorsitzenden IL. Feststellung der Tagesordnung Il. | Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gutachten ..Zuweisung des Besteucrungsrechts bei internationaler Mobilitét von nattirlichen Personen* Vv. Brainstorming zum neuen Thema ,,EU-Klimapolitik* VI. Gutachten ,, Tumankapital* VIL Interne Sitzung: Vorbesprechung der Vorsitzwahlen 2009/2010 VIII. Tagesordnung der nachsten Sitzung IX. Verschiedenes. L Mitteilungen des Vorsitzenden
Il. _Feststellung der Tagesordnung Die versandte Tagesordnung wird gebilligt. Il. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Das Protokoll wird ohne Anderungen angenommen. IV. Gutachten ..Zuweisung des Besteuerungsrechts bei_internationaler_Mobilitét von natiirlichen Personen“ stellte zundchst die aufgrund der in den vergangenen Tagungen besprochenen Themenausrichtung gefinderte Diskussionsvorlage vor. Das Grundmuster der Besteuerungsproblematik sei das Auseinanderfallen von Wohnsitz- und Tatigkeitsstaat, insbesondere nach Abschluss der Tatigkeit. Grundsiatzlich liege das Besteuerungsrecht beim Titigkeitsstaat. Bei Vergiitungen mit lingerer Frist gebe es aber verschiedene, nicht konsistente Regelungen. So sei etwa die Besteuerung von Vergiitungen aus Aktienoptionen oder Lebensarbeitszeitkonten dem Tatigkeitsstaat, die wirtschaftlich ahnlichen Leistungen der betrieblichen Altersvorsorge und auch Ruhegehaltszahlungen aber steuerrechtlich dem Wohnsitzstaat zugeordnet. Im Rahmen des Gutachtens sei zu diskutieren, ob es hierfiir Rechtfertigungsgriinde aus iibergeordneten Besteuerungsprinzipien gcbe, welche allokativen Wirkungen mit den Regelungen verbunden seien und inwieweit europarechtliche Normen eine Rolle spielen. In der folgenden Diskussion wurden verschiedene Aspekte der Thematik niher beleuchtet. So wurde u.a. angemerkt, dass auch die Zahlung indirekter Steuern bei Konsum vor Ort mit zu beriicksichtigen sei. Da hierdurch ein Beitrag zur Finanzierung der genutzten 6éffentlichen Giiter im Wohnsitzstaat erfolge, kénne beispielsweise eine alleinige Erhebung der direkten Steuern durch den Téatigkeitsstaat gerechtfertigt sein. In der Diskussion wurde auch darauf hingewiesen, dass die Problematik nicht allein bei Personen nach Abschluss der =a=
Erwerbstatigkeit, sondern mit grofer wirtschafispolitischer Relevanz auch bei den Expatriates auftauche. Andiskutiert werden kénnen auch die Auswirkungen der Zuordnung des Besteuerungsrechts auf Steuer- und Standortwettbewerb oder die Bereitschaft zum Anbieten von 6ffentlichen Giitern. Daneben sei es hilfreich - falls méglich - eine Quantifizierung des Problems etwa im Hinblick auf Fallzahlen und mégliches Steueraufkommen darzustellen. Eine Ausweitung des Gutachtens etwa auf Fragen der Sozialversicherungen, anderer Einkunftsarten oder die grundsatzliche Befassung mit der nachgelagerten Besteuerung bei Mobilitét von Faktoren wurde cher abgelchnt. Die Grundausrichtung des Gutachtens wurde in der Diskussion insgesamt geteilt. Ausgehend vom Zuordnungsproblem der Besteuerung und den Problemen bei Mobilitét und den Regelungen in den OECD-Musterabkommen und deutschen Doppelbesteuerungsabkommen sci die Frage der Koordination der unterschiedlichen Systeme zu thematisieren. In der nachsten Sitzung wird cine Punktation mit mdglichen Schlussfolgerungen des Gutachtens vorgelegt werden. V.__ Brainstorming zum neuen Thema ,.EU-Klimapolitik“ In ihrem Vortrag ,,Europdische Klimapolitik in einer globalisierten Welt* skizzierten Klimapolitik als ein Paradebeispiel eines globalen dffentlichen Gutes; der Vortrag ist dem Protokoll beigefiigt. In der Diskussion wurde deutlich, dass eine Botschaft des Gutachtens gpf. die Empfehlung einer weitgehenden Kehrtwende in der Klimapolitik sein kénne, weg von einer Vorreiterrolle, weg von einer curopdischen Koordinierung. Dies insbesondere, da eine drastische Verdnderung der Kostenverteilung durch Kooperationen zu Lasten der Kooperierenden zumindest theoretisch ableitbar sei. Vor diesem Hintergrund miisse man Erklirungsansatze fiir die derzeitige deutsche und europiische Klimapolitik finden. In diesem Zusammenhang wurde auch das Thema der Reziprozitét. bzw. eines .kollektiven Altruismus* in der internationalen Klimapolitik kontrovers diskutiert. Angemerkt wurde, dass bei positivem Nutzen eines als gut angesehenen Verhaltens (.,Warm Glow) auch ohne Reziprozitatsargumente aktuelle Handlungen erklart werden kénnten. Méiglicherweise sei dieses Verhaltensmuster fiir Deutschland insgesamt stark ausgepriigt und fiir Politiker auch aus Wiederwahlinteressen 4.
handlungsleitend. Allerdings sei nach den Ergebnissen der bisherigen theoretischen Analyse nicht auszuschlieBen, dass Selbstbindung und Vorreiterrollen unter bestimmten Umstinden sogar eine globale Kooperation erschweren kénnten. Von mehreren Beiratsmitgliedern wurde vorgeschlagen, auch wirtschaftliche Vorteile des Klimaschutzes zu beleuchten. So kénnten sich ,First Mover Advantages“ fiir Klimaschutzvorreiter bei der Etablierung von neuen Technologien einstellen. Méglicherweise werde dieses Moment stirker in den Vereinigten Staaten gesehen, wahrend in Europa stirker Verzichtsgedanken in den Vordergrund geriickt wiirden. Angeregt wurde cine konstruktive Botschaft des Gutachtens. Die negativen Auswirkungen der CO2-Emission in Folge des Klimawandels sollten dabei als Datum angesehen werden. Fine effiziente Vermeidung von Kohlendioxid und Strategien ftir zielftihrende internationale Kooperationen kénnten dabei im Vordergrund stehen. Die Kommission wird vor dem Hintergrund der Diskussion fiir die naéchste Befassung mit dem Thema mdgliche Botschaften des Beiratsgutachtens herausarbeiten. Angeregt wurde fiir eine der nachsten Sitzungen externe Wissenschaftler einzuladen, etwa VI. Gutachten , Humankapital* Im Vortrag ,,Optimale Besteuerung von Bildung stellte ein Modell zur Ableitung ciner investitionsneutralen Besteuerung und Bepreisung von Bildung vor; die Vortragsfolien sind dem Protokoll beigefiigt. Das Modell zeige, dass falls Innovationsneutralitat als ein Ziel von staatlichem Handeln im Bildungsbereich angesehen werde, sich erhebliche Implikationen cntfalteten. Im Hinblick auf die Frage der privaten vs. Sffentlichen Finanzierung von Bildung spriache Investitionsneutralitat cher ftir vorgelagerte Gebiihren bei nachfolgender Subventionierung etwa durch Absetzbarkeit der Kosten des Studiums, wiihrend die in der letzten Sitzung vorgestellte Risikoabhangigkeit der Humankapitalbildung fiir nachgelagerte Studiengebiihren spriche. Neben diesen Uberlegungen sei auch die Bildungsbeteiligung unterschiedlicher Bevélkerungsgruppen zu thematisieren. Im Verlauf der Gutachtenerstellung milisse eine Gewichtung der Argumente erfolgen. In den néichsten Sitzungen des Beirats soll das weitere -5-
Vorgehen und die Zielsetzung des Gutachtens intensiver diskutiert werden. VIL. Interne Sitzung: Vorbesprechung der Vorsitzwahlen 2009/2010 In der kommenden Tagung wird der neue Vorsitz gewahlt. Die Wahlunterlagen werden Ende Oktober 2008 versandt. Abweichend von den Vorjahren sind Stimmzettel bis 21.11.08 an zu tibersenden. VHIL Tagesordnung der nachsten Sitzung L Mitteilungen des Vorsitzenden I. Feststcllung der Tagesordnung Ill. | Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gesprach mit: zu Fragen der Finanz-, Finanzmarkt sowie der Europapolitik V. Gutachten ,,Zuweisung des Besteuerungsrechts bei internationaler Mobilitaét von natiirlichen Personen“ VI. Gutachten ,, Humankapital* VIL Gutachten ,.EU-Klimapolitik* VIII. Interne Sitzung: Vorsitzwahlen 2009/2010 IX. Tagesordnung der nachsten Sitzung X, Verschiedenes. LX. _Verschiedenes Eenefallt. Berlin/Oxford, den 27. November 2008 gez. Bez.