2009-protokoll-nr-479
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
Vertraulich Niederschrift 1/09 der 479. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats A. Teilnehmer
I. Mitteilungen des Vorsitzenden Il. Feststellung der Tagesordnung IH. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gespriich mit IE, Neelam eae zu aktuellen Fragen der Finanz- und Wirtschafitspolitik Gutachten ..7Zuordnung des Besteuerungsrechts von Arbeitscinkommen bei erhéhter Mobilitét von ArbeitnchmernTM VI. Gutachten .,Humankapital* VIL. Gutachten .,Fortentwicklung der ErbschaftsteucrTM VIL Gutachten ,,Europaische Klimapolitik” Tagungstermine 2010/2011 x. Tagesordnung der nachsten Sitzung AL Verschiedencs.
Mitteilungen des Vorsitzenden Hi. __Feststellung der T agesordnung Die versandte Tagesordnung wird gebilligt. lil. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzun Das Protokoll wird mit einer redaktionellen Anderung angenommen, IV. Gesprich mit WP salir’ pons OP [at ly Pa aktuellen Fragen der Finanz- und Wirtschaftspolitik sich bei dem Beirat fiir seinen Brief a ae einem fiskalpolitischen Stimulus angesichts der schwierigen konjunkturellen Situation. Eine Reihe yon Anregungen aus dem Brief spiegelten sich auch in dem vom Bundeskabinett am 14. Januar 2009 beschlossenen zweiten Konjunkturpaket wider. Schwerpunkte des Programms seien Zukunftsinvestitionen, Kredit- und Burgschaftsfazilititen, die Beschaftigungssicherung und eine Qualifizierungsoffensive sowie eine deutliche Entlastung der privaten Haushalte. Aus Sicht des BMF sei besonders zu wiirdigen , dass durch den Beschluss zur Einftihrune einer Schuldenbremse die langfristige Tragfihigkeit der Sffentlichen Haushalte trotz der konjunkturpolitischen Herausf orderungen nicht aus den Augen verloren wiirde. Zusammen mit dem ersten Konjunkturprogramm und den Erleichterungen durch das Urteil des BVerfG zur Pendlerpauscha le wiirde in 2009 und 2010 insgesamt ein expansiver fiskalpolitischer Impuls von rd. 90 Mrd. € gegeben. Zusitzlich -3-
wirkten die automalischen Stabilisatoren voll. Kehrseite der expansiven Fiskalpolitik sei die stark ansteigende Neuverschuldung der 6ffentlichen Haushalte (in 2009 rd. 3% in Relation zum BIP und in 2010 rd. 4 %), nach cinem nahezu ausgeglichenen Haushalt in 2008. In der anschlieBenden Diskussion wurde von mehreren Mitgliedern betont, dass trotz der krisenhafien Entwicklung der ordnungspolitische Kompass nicht verloren gehen diirfe und moégliche Verdrangungseffckte staatlicher Verschuldung nicht zu vernachlassigen seien. verwies darauf, dass dic Elemente des zweiten Konjunkturpaketes weitgehend den Anspriichen ,,timely, targeted und temporary” geniigen und gleichzeitig auch mittel- und lingerfristigen Zielen wie der Tragfihigkeit und der Qualitat der dffentlichen Finanzen dienen sollen. Die beabsichtigte Einfiihrung ciner Schuldenbremse wurde einhellig begriiBt. V.__Gutachten_..Zuordnung des Besteuerungsrechts yon Arbeitseinkommen_bei crhéhter Mobilitit von Arbeitnehmern* stellte die nach der letzten Diskussion tiberarbeitete Fassung vor. Wesentliche Anderungen scien die detailliertere Darstellung der Koordinierungsproblematik, das Vorvichen der curoparcchtlichen Erérterungen sowie die Darstellung der médglichen Empfehlungen des Gutachtens. Probleme zeichneten sich insbesondere bei Grenzpendlern und intertemporaler Wohnsitzverlagerung in V erbindung mit der nachgelagerten Besteuerung ab. Ein Vorschlag kénne sein, die Lésungen fir Grenzpendler auszubauen, ansonsten aber konsequent ftir die Zuordnung des Besteuerungsrechts fir den Tatigkeitsstaat, respektive Stundungslésungen zu pladieren. Da es der konkreten Zuweisungsregel in internationalen Steucrabkommen oft an dkonomischer Rationalitat bzw. Systematik mangele, erscheine cine grundsatzliche Befassung fruchtbar. Diese Uberlegungen kénnten unter anderem fiir BMF in DBA-Verhandlungen, aber auch bei Diskussionen auf ORCD-Ebenc niitzlich sein. Angeregt wurde, wie im Gutachten angelegt, cine Matrix an Mafstaben zur Beurteilung konkreter Falle zu entwickeln. Diese kénne die Aspekte Aquivalenz, Neutralitat, Praktikabilitit und Konformitét mit dem Furoparecht umfassen. Allerdings seien Zielkonflikte zu erwarten. Zur weiteren Vorgehensweise wurde erdrtert, ob dic Argumentation im Gutachten eher normativ oder positiv erfolgen solle. Wahrend sich einige Beiratsmitglieder dafiir aussprachen, ein Grundgertist 2ur Bewertung von Koordinierungsproblemen _4-
herauszuarbeiten, sahen andere Vorteile in eincr Darstellung von hdufig beobachtbaren Grundfallen und der Entwicklung von konkreten Losungsvorschladgen in diesen Fallen. Der Beirat hat beschlossen, zunachst das Grundprinzip der Quellenbesteuerung zu begriinden. dann spezifische Probleme bei Wegzug darzulegen, um anschlieBend Lésungen aufzuzeigen. VI. Gutachten ..Humankapital“ _ Stellte das nach der letzten Diskussion erweiterte und iiberarbeitete Papier vor. Wie vereinbart, liege der Fokus auf der Bildungsfinanzierung, insbesondere der Finanzierung der Hochschulbildung. Dabei stiinden Fragen der Allokations- und Produktionseffizienz im Vordergrund. Verteilungsfragen wiirden in der Einleitung motiviert. Neutralitat als normative Leitschnur mache ein klares Votum fiir Studiengebiihren méglich, die allerdings nicht unbedingt einer Vollkostendeckung entsprechen miissten, da es durchaus Argumente fiir cinc gewisse staatliche Subventionierung gebe. Auch vor dem Hintergrund der Diskussion zum Gutachten ..Zuordnung des Besteuerungsrechts von Arbeitseinkommen bei erhGhter Mobilitat von ArbeitnehmernTM nehme die Kommission von dem zundchst favorisierten Vorschlag einer nachgelagerten Erhebung der Gebtihren Abstand und sieht Vorteile in einer zeitnahen Gebtihr in Verbindung mit einem Kostenvortrag. Mehrere Beiratsmitglieder sprachen sich dafitr aus, den Verteilungsfragen besonderen Raum zu geben. Dies sei auch vor dem Hintergrund der 6ffentlichen Diskussion (..Zugang zu Bildung als besonderem Gut", .;Hohe Gebithrenschuld als Verstarkung einer soziale Selektion von Hochschiilem*) dringend notwendig. Ein Beiratsmitglied gab auch zu Bedenken, dass bislang zwar die .,Heterogenitét der Einkommenssituation“’, aber noch nicht dic »Heterogenitat der Studierfihigkeit“ diskutiert worden sei. In diesem Zusammenhang kénne auch eine Erérterung von Stipendienprogrammen erfolgen. VII. _Gutachten ..Fortentwicklung der Erbschaftsteuer“ eae - i ‘stellte in seinem Vortrag dic Erbschaftsbesteuerung aus der Sicht von méglichen | Inferessenten einer Erbschaftsteuerplanung dar. Das neve Erbschaftsteuerrecht sei nicht wie teilweise dargestellt, die gréBte Katastrophe fiir Erbnehmer, sondern fir fast alle die .grdBte WohltatTM. Aktuell wiirden lediglich bei 4,5 % der Erbnehmer Steuern fallig. Die Substanzbesteverung habe seit den 90iger Jahren einen dramatischen Ruickgang erfahren. Aus -§-
seiner Praxis sci ihm kein Fall bekannt, in dem die Erbschaftsteuerzahlung die Existenz eines Unternehmens gefahrdet hatte. Auch die Wahl des Ortes ciner Betriebstdtte sei nach seiner Kenntnis nicht aufgrund von Regelungen der Erbschaftsteuer, sehr wohl aber aufgrund der Einkommen- bzw. Ertragsteuer erfolgt. Die Erbschaftsteuer sei fiir die Unternehmen tragbar, aber im ,.politischen Geschaft werde mit anderen Mittein gekampftTM. Kin wesentliches Problem der Reform sei weiterhin die Vorgehensweise, zundchst ein Hochsteuerrecht zu konzipieren, dass dann durch Ausnahmen fast vollstaéndig abgemildert wird. Aus sciner Sicht sei die Gestaltung der neuen umfangreichen Begtinstigungen teilweise nicht mit der Verfassung zu vercinbaren. Im Ubrigen gehe er nicht davon aus, dass die angesctzten Steuereinahmen zu realisieren seien. Auf die Frage aus dem Beirat, ob er fiir eine Abschaffung oder Beibechaltung der Erbschaftsteuer pliidieren wiirde, antwortete dass er fiir das bisherige System keine groBen Zukunfischancen sehe. Statt eines Hochsteuerrechts mit umfangreichen Ausnahmen sci cin Niedrigsteuerrecht mit flachen Yarifen zukunftsfihig. Dies wiirde allerdings bedeuten, dass zukiinftig auch aktuell beyiinstigte Gruppen von Erbnehmern Steuern zahlen nnissten. Dies sci politisch aber schwer umsetzbar. VILL Gutachten ,.Europaische Klimapolitik“ berichtete aus ihren Erfahrungen bei internationalen Klimaverhandlungen. dic sie unter anderem als im Rahmen der High Level Group on Energy sowie als im Kompetenztcam Klimawandel gesammelt hat. Die Vortragsfolien lagen den Beiratsmitgliedern vor. Im Rahmen der Diskussion um die grundsitzliche Ausrichtung des Gutachtens wurde von cinigen Beiratsmitgliedern angemerkt, dass die bisherigen Ergebnisse (Vorreiterrolle kann kontraproduktiv sein) um konstruktive Botschaften ergiinzt werden sollte. Noch einmal wurde darauf hingewiesen. dass es vorteilhaft sei, von dem gegebenen Koordinierungsproblem auszugehen, und nicht den Klimawandel als solchen zu debatticren. Es gehe um die Anwendung des volkswirtschafilichen Instrumentariums auf die Frage, wie Klimaschutz international umgesetzt werden kénne. Ermeut wurde auf eine Analyse der Rationalitét der politischen Entscheidungen unter -6-
Einbezichung der Priiferenzen der Wahler fiir Umweltschutzmainahmen hingewiesen. Hier sci insbesondere im Fall Deutschland ein durch die Modelle zundchst nicht erklarbares Verhalten zu beobachten. Im Gutachten sei auf die Konsequenzen dieses Verhaltens einzugehen. Méglicherweise kénnten auch ,,schlechteTM (7.B. Fischereiabkommen) und ,,guteTM Beispiele (z.8. FCKW-Reduzierung) internationaler Koordinierung erértert werden. Beim ndchsten Aufrufen des Themas soll auf Basis des bereits vorliegenden Papiers weiter diskutiert werden. IX. Tagungstermine 2010/2011 Als Termine fiir die kommenden beiden Jahre wurden festgelegt: 2010: 14./15. Januar in Berlin 2011: 20./21. Januar in Berlin 18/19. Marz in Freiburg 17,/18. Marz in Berlin 6./7. Mai in Hamburg 5./6. Mai in Dresden 1./2. Juli in Berlin (BMF) 7/8. Juli in Miinchen 23./24, September in Mannheim 22./23. September in Berlin (BMF) 25./26. November in Berlin 24./25. November in Berlin. XxX. _Tagesordnung der nachsten Sitzung am 26./27.03.09 in Berlin . Mitteilungen des Vorsitzenden Il. Feststellung der Tagesordnung Hl. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung TV. Austausch mit dem V. Gutachten ,.Zuordnung des Besteuerungsrechts von Arbeitscinkommen bei erhéhter Mobilitat von Arbeitnehmern* VIL Gutachten .,Humankapital* VIL Gutachten ,.Fortentwicklung der ErbschaftsteuerTM VUE Gutachten ,,.EU-Klimapolitik* IX. Tagesordnung der nichsten Sitzung X. Verschiedenes,
XL__Verschiedenes Entfallt. Berlin/Oxford, den 26. Miirz 2009 gez.