2011-protokoll-nr-495
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
Vertraulich Niederschrift 5/11 der 495. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen 22/23. § ber 2011in Berli
B. L Mitteilungen des Vorsitzenden Feststellung der Tagesordnung Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Cesprich i RS aT a | eee te, 2: aS zu aktuellen Fragen der Finanzpolitik V. Vortrag Der Beitrag der experimentellen Wirtschaftsforschung zum Verstindnis von Finanzkrisen* VL Gutachten ,,Die Begiinstigung des Unternehmensvermégens in der Erbschaftsbesteuerung* VIL Neucs Thema ,,Unternehmenshestcucrung: Verlustverrechnung und Investitionsbereitschaft“ VIO. Gutachten/Stellungnahme ,,Fiskalpolitische Institutionen in der Eurozone Interne Sitzung: Zuwahl eines neuen Mitglieds + Diskussion tiber weitere Zuwahlen Tagesordnung der nachsten Sitzung XI. Verschiedencs.
Il, _Feststellung der Tagesordnung Die Tagesordnung wurde mit leicht verinderter Reihenfolge der Themen beschlossen. Das Protokoll der letzten Sitzung wurde mit der Anderung angenommen, dass auf S. 6 im letzten Absatz ,Abstands-* durch ,,Abschnitts-“ ersetzt werden miisse. V._Voertra Beitra experimentellen Wirtschaftsforschung zum Verstindnis von Finanzkrisen“ cay See verdeutlichte in seinem Vortrag (siche Anlage), wie durch Experimentc zusiitzliche Erkenntnisse iber die Natur von Preisblasenbildung und Finanzkrisen gewonnen werden kénnen. Er zeigte, dass Finanzmarkte multiple Gleichgewichte aufweisen kénnten. Dabei ergebe sich, dass explizite Ankiindigungen tiber das Handeln zu effizientercn Ergebnissen flthren kénnen als der Markt an sich. Auch spiele das adaptive Lernen der Marktteilnehmer cine wichtige Rolle, woraus er schlussfolgerte. dass sich eine
Preisblasenbildung auf einem spezicllen Markt mit groBer Wahrscheinlichkeit nicht wiederhole. Die Beiratsmitglieder diskutierten im Anschluss tiber die Wirkung von Anktindigungen und transparenten Informationen im Zuge der Finanzkrise. IV. Gespriich mit berichtete von den aktuellen finanzpolitischen Themen, die derzcit stark von der europiischen Schuldenproblematik dominiert scien. Die Beiratsmitglieder diskuticrten im Anschluss die aktuellen Entwicklungen in der Finanzpolitik mit Bezug auf die europdischen Staatsschuldenkrise und deren Auswirkungen. VI.__ Gutachten Erbschaftsteuer erlduterte die Anderungen im Gutachten gegentiber der Vorgiingerversion und unterstrich dic Empfehlung fiir niedrige Steuersitze, cine breite Bemessungserundlage und groBztigige Steuerstundungsregeln. regte an, bereits bestchende Berechnungen von progressiven Tarifen noch mit in das Gutachten aufzunchmen. Angesprochen wurde auch, dass es sinnvoll sci, dic Bedrohung der Existenz von Unternchmen und Arbeitsplitzen zu trennen. Der ‘Text wurde dann in einzelnen Abschnitten aufgerufen. Der Beirat fasste einstimmig den Beschluss: >» Das Gutachten wird grundsitzlich verabschiedet. y Die Kommission fertigt im Lichte der Anmerkungen auf der Sitzung eine tiberarbeite Version an und versendet diese clektronisch. > Innerhalb ciner Frist von 2 Wochen hat jedes Beiratsmitglied die Méglichkeit, der Kommission mitzuteilen, ob das Gutachten wegen inhaltlicher Bedenken noch einmal in der nachsten Beiratssitzung behandelt werden muss.
VUE Gutachten ..Fiskalpolitische Institutionen in der Eurozone“ legte dar, dass im Abschnitt 3 des Gutachtens folgende Szenarien skizziert wurden: » Euro-Zone ohne Bail-out » Fortsetzung der Kredithilfen in Verbindung mit Stabilitatsprogrammen > Plan eines Europiéischen Wihrungsfonds Die zu ziehenden Schlussfolgerungen sollten im Beirat diskutiert werden, wobei sich die grundsatzliche Frage stellte, ob nur der Finanzsektor oder auch Staaten aufgcfangen werden sollten. Der Beirat diskutierte das Thema unter dem Aspekt der Langfrist-Perspektive und den kurzfristigen sinnvollen Handlungsoptionen vor dem Hintergrund der bereits getroffenen politischen Entscheidungen. In das Gutachten sollten Themen wie die Rolle der EZB (Anleiheankdufe, Niedrigzinspolitik), die Rolle des Stabilitats- und Wachstumspakts und der Gedanke der Solidaritat in Europa mit aufgenommen werden. Souveridnititsverluste und deren Implikationen wurden thematisiert sowie die Theorie der optimalen Wahrungsréume. Es wurde diskutiert, ob die Regulierung des Finanzsektors und fiskalpolitische Vereinbarungen ausreichten, auch realwirtschaftliche Ungleichgewichte zu bereinigen. Der Wissenschaftliche Beirat positionierte sich fiir eine langfristige ordnungspolitische Perspektive der Europdischen Wahrungsunion, die die Eigenverantwortung der Staaten stirke. RettungsmaBnahmen sollten auf Finanzinstitute abzielen und die Glaubiger betciligen. Auch eine Anhebuny der EK-Quoten iiber Basel II] hinaus ist dabei anzuregen. berichtete tiber den Hergang der Finanzkrise seit des Zusammenbruchs der Investmentbank Lehman 2008 und stellte die aktuelle Lage auch in den Zusammenhang der vormals getroffenen politischen Entscheidungen. Die Lage verkomplizierte sich auch daher, dass sich Architekturprobleme von Lnischeidungsprozessen und Finanzierungsstrukturen der EU mit den konkreten Problemen einzelner Lander tiberlagerten. - an ‘i erlauterte die aktuell auf den Wey gebrachten Politikentscheidungen. Die Beiratsmitglieder diskutierten die Entwicklungen, bei der auch die Frage der Ausgestaltung von Rettungsmechanismen iiber intergouvernementale oder gemcinschaftliche Strukturen thematisiert wurde. -5-
VH. Gutachten ,,.Unternehmensbesteuerung: Verlustverrechnung und Investitionsbereitschaft“ stellte seine Uberlegungen zur Beteiligung des Staates an unternehmerischen Verlusten vor. Dabei stehe die Finanzierungsentscheidung im Mittelpunkt. Verlustvortrage kénnten im Sinne einer Vermeidung von Doppelbesteucrung bei Liquiditaétsproblemen gerechtfertigt werden, wenn zusatzliches Betciligungskapital dem Unternchmen zugefiihrt wird. unterstrich die Bedeutung der Verlustverrechnung fiir die Finanzierungsneutralitat und schlug vor, das Thema in Verbindung mit der Haftung der Figentiimer zu diskutieren. Es wurden allerdings Zweifel geadufert. ob sich die Hafiungsverhiltnisse realistisch abbilden lassen. Die Mitglieder des Beirats diskutierten, dass Verluste im Falle der Veraéu®erung untergehen und dass der Mantelkauf eine Voraussetzung fiir Neutralitét sei. Unter dieser Perspektive sollten auch der Verlustvortrag, -riicktrag oder die Handelbarkeit von Verlusten beleuchtet werden. Weiter sollten die Anreizwirkungen und dic Behandlung von Auslandsschulden mit in das Crutachten aufgenommen werden. schlug vor, als Ausgangspunkt fiir das Gutachten die Finanzierungs- bzw. Investitionsneutralitét zu nehmen und die symmetrische Behandlung von Gewinnen und Verlusten zu untersuchen. Das Gutachten sollte die Aktivitaten diskutieren, die einen Verlustausgleich verdienen. Auch sollte auf Ineffizienzen (wie zB. Informationsasymmetrie) eingegangen werden, die eine Begrenzung der Verlustverrechnung begrtinden. Eine Vorlage wurde fiir die tiberndchste Sitzung angekiindigt. X. _ Tagesordnung der nichsten Sitzung am 24./25. November 2011 in Berlin L Mitteilungen des Vorsitzenden UL. Feststcllung der Tagesordnung lil. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. gef. Gutachten ,.Fortentwicklung der ErbSt* V. Gutachten ,,Fiskalpolitische Institutionen in der Eurozone“ VI. _— Stellungnahme ,,Besteuerung des Finanzsektors* VIL Interne Sitzung: Zuwahl eines Mitglieds aus dem Bereich Volkswirtschaftslehre VII. Tagesordnung der nachsten Sitzung IX, Verschiedenes.
XI._Verschiedenes Keine Anmerkungen. Berlin, den 24. November 2011 gear —