2012-protokoll-nr-498

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen

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Yertraulich
                 Niederschrift 2/12

der 498. Tagung des Wissenschaftlichen Beirats

    beim Bundesministerium der Finanzen

        am   1              012 in Berlin
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B.     Tagesordnung:

 L      Mitteilungen des Vorsitzenden

 I.     Feststellung der Tagesordnung

 HI.    Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung

 IV



V.     Vortrag der Haushaltsabteilung zum Bericht zur Evaluation der ehe- und
       familienbezogenen Leistungen

VI.    Gutachten ,, Verlustverrechnung und Investitionsbereitschaft";

       Diskussion mit BMF-Fachreferat zum Bericht der Facharbeitsgruppe

       » Verlustverrechnung und Gruppenbesteuerung“

VIL    Gutachten ,,Strukturreform der EU-Finanzen*;

       Diskussion mit BMF-Fachreferat zum EU-Haushalt 2020

VU.    Brainstorming ,,Besteuerung des Finanzsektors“

IX.    Neue Themen

       Tagesordnung der ndchsten Sitzung

       Verschiedenes.
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Ul.    Feststellung der Tagesordnung

Die Tagesordnung wurde wie vorschlagen angenommen.



1.     _Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung

Das Protokoll wurde ohne Anderungen angenommen.


IV.    Gesprich mit

                 bekraftigte das Interesse des Ministeriums an der Beiratsarbeit. Deshalb
wirde die Leitung des BMF den Wissenschaftlichen Beirat in den nachsten Sitzungen
besuchen wollen. Er wies dariiber hinaus auf das Professoren-Netzwerk vom IWF hin, deren
deutsche   Vertreter    im    Bereich   Geldpolitik   und   Makroékonomie   gern   fiir   eimen

wissenschafilichen Austausch zur Verfligung stiinden (fiir weitere Informationen vel.
Anlage).


Zu den aktucll im Ministerium diskutierten Themen gchéren Reformen, die durch die
curopaische Verschuldungskrise notwendig wurden: Fiskalpakt (Schuldenbremse), Verfahren
zur    Vermeidung       von    makrodkonomischen       Ungleichgewichten    und _ verbesserte

Haushaltsverfahren (Europdisches Semester). In der curopdischen Finanzpolitik sei es jetzt
wichtig. dass die gefassten Beschliissc konsequent umgesetzt wiirden und dann ihre Wirkung
entfalteten kénnten.

Auf nationaler Ebene stehen finanzpolitisch die Schuldenbremse und steuerpolitisch der
Abbau der kalten Progression im Vordergrund. Die Beiratsmitglicder diskutierten mit
             wie die Schuldenbremse kiinftig eingehalten werden kénne.




 Vv.    Bericht zur Evaluierung der ehe- und familienbezogenen Leistungen

                                                                                   berichtete,

 dass derzcit die ehe- und familienbezogenen Leistungen in einem gemeinsamen Projekt mit
 dem Bundesfamilienministerium evaluiert werden. Er stellte den Hintergrund, die Ziele. den
 Ablauf und die        Inhalte des bis 2013     laufenden Projektes dar. Dabei sollen dic

                                               -4-
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Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Instrumenten der Sozial-, Familien- und

 Steuerpolitik analysiert und das Potenzial fiir Effizienzsteigerungen aufgedeckt werden.

                zeigte neben der Komplexitaét des Vorhabens auch, dass zwischen den zu

 erreichenden Zielen Konflikte bestiinden, die durch teilweise widerspriichliche Anreize des

 Férdersystems bedingt seien.

 Die anschlieBende Diskussion mit dem Mitgliedern des Beirats zcigte, wie schwierig es ist.

ein umfassendes Leitbild mit kohdrenten Zielen zu formulicren, an dem dic Abweichungen

des Status-Quo zu messen und zu analysieren sind.                         -    verwies darauf, dass die

Ziele von der Politik gesetzt seien und dass nur innerhalb dieses Bezugsrahmens eine

Evaluicrung méglich sei.




VI.._     Gutachten/Stellungnahme ., Verlustverrechnung und Investitionsbereitschaft"

                                : bezogen sich in ihrem Gespriich mit dem Wissenschaftlichen
Beirat auf den vorab versandten Fragenkatalog. Sie erlduterten den Bericht der gemeinsamen
Facharbeitsgruppe .,Verlustverrechnung und GruppenbesteuerungTM von Bund und Landern.

Insgesamt seien die Verlustvortrige seit Beginn der 90er Jahre stark angestiegen. Aufgrund

eines Fehlers bei der statistischen Erfassung, kénne man jedoch damit rechnen. dass der

bisher fiir das Veranlagungsjahr 2006 ausgewiesene Zuwachs der Verluste tiberzeichnet sei.

Das Statistische Bundesamt wiirde in Kiirze eine Revision der Kérperschaftsteuerstatistik fiir

die Veranlagungsjahre 2006 und 2007 veréffentlichen. Im internationalen Vergleich (OECD-

Studie) bestiinde das Problem, dass die statistischen Daten nur begrenzt vergleichbar seien:

zum einen sei die Auswahl der Lander sehr selektiv, zum anderen wiirden                         in   den

Vergleichslindern nicht die Verlustvortrage aller Branchen einbezogen.                  Ein sinnvoller

internationaler Vergleich miisste auch die Ermittlung der Bemessungsgrundlage einbeziehen,

was sehr komplex sei.

Aktuelle politische Vorhaben der Regierungskoalition seien in dem [2-Punkte-Papier zur

Unternehmensbesteuerung dargelegt, in dem Reformen bei der Gruppenbesteuerung und den

Verlustriicktragen skizziert seien.”                    - hob auch das deutsch-franzésische Projekt
zur     Unternehmensbesteuerung    hervor,   in         dem   eine   Anglicichung    der   steuerlichen

Bemessungsgrundiage      ausgearbeitet   wtrde.         Im    Hinblick   auf   die   Bemiihungen     auf

europdischer Ebene zu einer cinheitlichen, konsolidierten Bemessungsgrundlage bei der

Unternehmensbesteuerung zu kommen, wies.          Pi.
                                                                 ~.. darauf hin, dass zundchst eine
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gemeinsame Bemessungsgrundlage gefunden werden miisse, bevor eine Konsolidierung

méglich sei.


Die Diskussion mit den Wissenschaftlern stellte heraus, dass es statistisch sehr schwierig sei.

geschiftshedingte    Verluste   und     Verluste,   die   aus   steuerlichen   Gestaltungen     und

Gewinnverlagerungen entstiinden, zu unterscheiden.

In der anschlieBenden Erérterung des Gutachtenthemas betonten

dass die Verlustverrechnung nicht isoliert von der Problematik von Korrespondenzliicken bei

der internationalen Besteuerung behandelt werden kénne. Dies wiirde zu gravierenden

analytischen und methodischen Problemen fiihren, die die Kommission innerhalb des

Gutachtens nicht auflésen kann. Bertihrt sci bei dem Thema auch generell die Problematik der

Einkommensbesteuerung in offenen Volkswirtschaften.

Die Kommission werde sich noch beraten, inwieweit das Thema als Gutachten bearbeitet

werden kénne. Bei Bedarf wiirde es auf die Tagesordnung der Mai-Sitzung gesetzt werden.




VIL    Stellungnahme ,.Ein Haushalt fir Europa — Der neue mittelfristige

       Finanzrahmen der EU“


               leitete in das Thema ein, in dem er auf den Vortrag des

                                im Januar 2012 Bezug nahm. Die Problematik lege im

Wesentlichen auf der Ausgabenseite, die sehr stark den Status-Quo stiitze und in den

Nebenhaushalten von mehr als 60 Mrd. Euro, in denen zum Teil europdische éffentliche

‘Giitcr ausgelagert scien.                   stellte in den Vordergrund, den EU-Haushalt in

Abgleich mit dem institutionellen Geftige der FU zu sehen und zu analysieren.

ergdnzte die verfassungsrechtliche Perspektive, nach der erst eine ,echte* EU-Steuer die

Grenzen des deutschen Verfassungsrechts iiberschreiten wiirde; die bisherigen Uberlegungen
enthielten jedoch nur Weiterentwicklungen des Eigenmittelsystems.

               stellte das System der Eigenmittel und den mittelfristigen Finanzrahmen der EU

dar und ging auf Unterschiede zum deutschen Bundeshaushalt cin. Aus BMF-Sicht sei cine

stiirkere Konzentrierung auf Zukunftsausgaben notwendig, die wachstumsfGrdemnd wirkten

und einen effizienteren Mittelcinsatz erméglichten.                   stellte aber auch heraus, dass

nicht alle Bundesressorts gréBere Anderungen der bisherigen Ausgabenaufteilung des EU-
Budgets    befiirworteten.   Entgegen    den   Vorschlagen      der   EU-Kommission      habe   die

Bundesregierung eine klare Praferenz fiir die BNE-Figenmittel, die die Verteilungsdebatte auf



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ein Minimum reduzieren wtirde. Filr die von der EU-KOM vorgeschlagene Reform der

 MwSt-Eigenmittel sei kein politischer Konsens in Sicht; ftir die von der Bundesregierung

 geforderte Abschaffung der MwSt-Eigenmittel allerdings auch nicht.

 Die anschlieBende Diskussion mit den Mitgliedern des Beirats                fand auf Basis eines

 Thesenpapiers statt, das vorab tibersendet worden war. Insbesondere die Frage, wie eine

 sinnvolle Mittelverwendung verbessert bzw. garantiert werden kénne, stand im Mittelpunkt.

 Daneben wurden die FTT als eigene EU-Steuer sowie die europdischen Projekte in den

 Nebenhaushalten angesprochen.

 Die Beiratsmitglieder diskutierten im Anschluss die Ausrichtung des Gutachtens. Dabei

 Spiclte auch die Frage cine Rolle, ob es eine klassische Aufgabe der 6ffentlichen Haushalte

 sei, wachstumsférdernde Ausgaben zu finanzieren. Es wurde die Meinung vertreten, dass es

 politisch nétig sei, ein Gegengewicht zur gegenwartsorientierten Bediirfnisbefriedigung zu

 bilden. Kritisch wurden Fragen der Finalitit und Gré8e der FU diskutiert. GrdBe allein sei

 kein Garant fiir wirtschaftliche Dynamik und Wettbewerbsfthigkeit.

Einigkeit konnte unter den Beiratsmitgliedern erzielt werden, folgende Inhalte zu bearbeiten:


    e   Dokumentation des aktuellen Status Quo des EU-Haushaltes und des mittelfristigen

        Finanzrahmens;


    s   BNE-Eigenmittel, Untersuchung der Eigenmittel-Obergrenze;


    ®   Kongruenz der EU als Institution mit dem EU-Haushalt;


    e   éffentliche Giiter/originére Aufgaben der EU.

                kiindigte an, bis zum Sommer eine vorldufige Endversion der Stellungnahme

anzufertigen,    die    bis   zum     September    abgeschlossen   werden   kann.    So   kénne   die

Stellungnahme      im     BMF       fiir   die   kommenden   Verhandlungen     des    mittelfristigen

Finanzrahmens genutzt werden.




Vill.   Besteuerung des Finanzsektors

Der Beirat diskutierte die Besteuerung des Finanzsektors mittels einer Finanztransaktionsteuer

oder alternativ einer Finanzaktivitatsteuer. Da das Thema wissenschafilich gut entwickelt sei

und durch die aktuellen Entwicklungen wenig Raum fiir Politikberatung sei, wird das Thema

fiir weitere Uberlegungen zuriick gestellt.
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IX.    Neue Themen

Der Beirat stellte nach einer Diskussion die Rangfolge folgender Themen auf, die kurz- oder
mittelfristig aufgegriffen werden k6nnen:

           1.    Staat als privilegicrter Schuldner

           tw    Alternativen der Konsolidierung

           Sad   léderalismuskommission II

           4.    Kritik an der Schuldenbremse

           a)    Steuersysteme alternder Gesellschaften

           6. Regulierung der éffentlich-rechtlichen Medien

           7, Wachstumsférderung mit finanzpolitischen MaBnahmen

           8.    Beamtenbesoldung

Zum Thema ,,Staat als privilegierter Schuldner* wurde eine Kommission gebildet, der
        und                   angehéren, ,            tibernahm den Vorsitz. Das Thema wird
in der Mai-Sitzung 2012 diskutiert werden.

Dic Themen .,Féderalismuskommission HI* und ,,Alternativen zur KonsolidierungTM wurden
andiskutiert.                    bot an, Kontakt zu den Autoren des Tragfihigkcitsgutachtens
aufzunchmen.

Die Diskussion solle in der nachsten Sitzung mit dem Thema ,,Steuersysteme alternder
Gesellschaften* fortgefiihrt werden.                         pladierte dafiir, auch Themen. die
in der Rangfolge weiter hinten stiinden, nicht aus den Augen zu verlicren. Weitere Themen
kénnen «                            per E-Mail gemeldct werden.
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X.         Tagesordnung der nichsten Sitzung
                                           am 10./11. Mai 2012 in Leipzig

  L          Mitteilungen des Vorsitzenden

  IL.        Feststellung der Tagesordnung

  I.         Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung

  IV.        Gutachten ,,Strukturreform der EU-Finanzen“

  V.        eget. Gutachten ., Verlustverrechnung und Investitionsbereitschaft*

  VI.       Neues Thema: ,,Der Staat als privilegierter Schuldner“

  VI.       Neues Thema: ..Konsolidicrungsalternativen* — Brainstorming

  Vill.     Neues Thema: ,,Féko II" — Brainstorming

  [X.      | Neues Thema: ,,Zukunft der Beamtenbesoldung* — Brainstorming

  X.        Neues Thema: .,Demographie - Steuersystem in ciner alternden Gesellschaft“ -

            Brainstorming

  XI.      = Tagesordnung der nichsten Sitzung

  XII.      Verschiedenes.




XI.      Verschiedenes

entfillt




Berlin, den 10. Mai 2012

gez.                                                                 pez.
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Anlage zum Protokoll der

    Tagung des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen
                                    am 15./16.03.12 in Berlin




TOP IV

Hinweis auf IWE-Professorennetzwerk



BMF sieht in der Schaffung eines ,,Professorennetzwerkes zu IWF-Fragen“ die Méglichkeit,
sich bei IWF-relevanten Themen besser beraten zu lassen und den Austausch der Professoren
untereinander          zu      fordern.     Grundsatzlich       interessant      sind      alle

Forschungsschwerpunkte/ergebnisse mit IWF-Relevanz. Dazu gehéren Makrodkonomie und
Geldpolitik,    aber    auch   Finanzmarktfragen,   Handel   oder   Schuldenrestrukturierungen.

Finanzpolitische Ansatze sind nattirlich immer zentral, evtl. auch Steuerthemen und
Korruptionsproblematiken.



BME kann bei zeitlich begrenzten Einsdtzen fiir wissenschaftliche Mitarbeiter/Doktoranden
beim IWF vermittelnde Unterstiitzung anbieten (z.B. 6 Monate, um an einem bestimmten
Projekt zu forschen).



Als Ansprechpartner stehen Ihnen MR Dr. Debelius und sein Referat | C 3 gern zur

Verfiigung (03018/682-1158 oder IC3;@bmf.bund.de),




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