2015-protokoll-nr-519
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
Vertraulich
Tagesordnung: Mitteilungen des Vorsitzenden Feststellung der lagesordnung Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzun Gesprach ial, Re = na, eee ieee zu aktuellen Fragen der Finanzpolitik Vv. Vorstellung des neuen Vi. Thema ,OF — C2 VIL Thema ,.EU-Finanzierung* VIL. Thema ,.Europiische Arbeitslosenversicherung* Diskussion neuer Themen Ungleichheit Kapitalmarktunion Daseinsvorsorge/Streik EU-Schuldenkrise Interne Sitzung: Diskussion weiterer Zuwahlen XI. Tagesordnung der nachsten Sitzung XIL Verschiedenes
L Mitteilungen des Vorsitzenden IL Feststellung der Tagesordnung Die Tagesordnung wurde wie vorgeschlagen verabschiedet. lil. _ Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Das Protokoll wurde ohne Anderungen angenommen. IV. _ Gesprich mit berichtete iiber die aktuell vorherrschenden Themen. Héchste Prioritit haben derzeit die organisatorische Bewéaltigung des Fliichtlingszustroms und die sich daraus ergebenden finanzpolitischen Implikationen. BMF versuche, die Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und die fiskalischen Effekte abzuschdtzen. Bei den zu Grunde liegenden Annahmen gebe es Unsicherheiten, doch gehe man mittelfristig von nur sehr geringen Effekten auf das BIP aus. Er betonte, dass es wichtig sei, die Fltichtlinge mit Bleibeperspektive schnell zu integrieren. Auf der anderen Seite kénnten Entwicklungshilfe- Programme im Bereich Bildung und KMU die Perspektiven fiir die Menschen in den betreffenden Lindern verbessern. Ein Schwerpunktthema der kommenden G20-Prasidentschaft Chinas 2016 werden Strukturreformen sein. Diskutiert werde ebenfalls, inwiewcit die globalen Verschuldungsniveaus nachhaltig seien und wie Finanzsysteme resilienter gemacht werden k6nnen. Zut Bankenunion berichtete | dass es hierzu ein Strategiepapier des BMF gibe. BMF wende sich gegen eine gemeinsame FEinlagensicherung. Themen wie ' Nand u
Schuldenrestrukturicrungen, Insolvenzverfahren und Bail-in werden diskutiert. Das kurze anschlieBende Gespriich mit dem Beirat behandelte die Themen Mindestlohn, Integrierbarkeit von Zuwanderern sowie Verteilungseffekte. V. _Vorstellung des neuen begriiBte den im Sommer dieses Jahres neu gewiahlten ist berichtete von den Inhalten und Empfehlungen der aktuellen Gutachten > ,,Potenziale nutzen - mehr Fachkrafte durch weniger ArbeitsmarkthemmnisseTM » Regionale WirtschaftsforderungTM. Themen, die derzeit im BMWi-Beirat in Bearbcitung seien: » Bildungssysteme im féderalen Wettbewerb » Die Rolle des Bargelds in der Okonomie Gegenstand der Diskussion scien auferdem der Fliichtlingszustrom und aktuelle Entwicklungen in der Euro-Zone. Im Gegenzug berichtete von den letzten veréffentlichten Gutachten und den aktuell im Beirat diskutierten Vorlagen. Dic Beirite tauschten sich tiber die Praxis bei der Veriffentlichung von Stellungnahmen und Gutachten aus. stellte fest, dass die Themen des Schwesterbeirats Beriihrungspunkte mit dem BMF-Beirat haben. Eine Zusammenarbeit sei zu begriiScn und der Kontakt solle gehalten werden. VI.__Gutachten/Stellungnahme ..OPP“ (Vortrag vgl. Anlage) begriiBte die Giste vom Bundesrechnungshof, die von den Ergebnissen ihrer Priifung von OPP-Projekten im Bundesfernstrafenbau berichteten. Die Wirtschaftlichkcit dicser Projekte werde anhand von Kosten-Nutzen-Analysen untersucht, auf deren Basis dic Vergabeentscheidung getroffen wurde. Durch die konkreten und detaillierten technischen Vorgaben fiir die Bereitstellung von Infrastruktur und den auBerordentlich wenig Spielraum lassenden Planfeststellungsverfahren, was hiufig auf detaillierte Festlegungen durch Gerichte im Verlauf von Birgerklagen gegen Infrastrukturprojekte zurtickzufithren sei, seien Leistungen fiir den StraBenbau sehr konkret beschricben. Es gebe daher wenig Raum fiir technische Innovationen. Im Ergebnis seien OPP- 4.
Projekte nur wenig kostengiinstiger als konventionell gebaute FernstraBen und lieBen keinen Ritickschluss auf Effizienzvorteile bei Privaten zu. Im Nutzenvergleich werde angefiihrt, dass OPP die Bauvorhaben schneller realisieren kénnen. da bei der konventionellen Bauweise nach den Vergabevorschriften viele Teillose vergeben werden miissen, um den KMU zu férdern. Jedoch sei bei OPP auch groBer Personal- und Berateraufwand nétig. In der Diskussion mit dem Beirat kam die Kalkulation der Restwerte von OPP-Projekten zur Sprache. Diese sei nicht immer einfach, da sich zum Ende der Vertragslaufzeit gef. auch neue verinderte Bedarfe bei der StraBennutzung abzeichneten. Weiter wurden die Hohe der privaten Bieterrenten, dic anzusetzenden Finanzierungskosten bei Privaten und Staat sowie die Umgehung der 6ffentlichen Schuldenregel durch OPP thematisiert. VII. Gutachten/Stellungnahme ,.EU-Finanzierung* ‘stellte einleitend kurz die Kernbotschaften der Stellungnahme vor: In der Debatte um die Finanzierung des EU-Haushaltes solle die ,,Juste-Retour-DiskussionTM zurtickgedrangt werden und mchr Transparenz hergestellt werden. Bei dieser Diskussion wiirden dic Ausgabeseite und damit die Bereitstellung europaischer offentlicher Gititer aus dem Blick geraten. Im gegenwértigen institutioncllen Rahmen gebe es keine Kompetenz fiir neue bzw. eigene Einnahmequellen neben den EU-Eigenmitteln. Um mehr Transparenz zu schaffen und gleichzeitig das Subsidiaritétsprinzip zu wahren, sollte dic Bedeutung der BNE-Eigenmittel ausgeweitet und die Mehrwertsteuer-Eigenmittel abgebaut werden. Zur Erhéhung der Transparenz k6nnen deklaratorische Steuern eine Alternative sein. In der abschlieBenden Diskussion an Hand des Textes wurde auch angeregt, die juristische Priifung der Besteuerungsbefugnisse der EU noch starker mit der 6konomischen Diskussion zu verzahnen. Der Beirat fasste einstimmig den Beschluss: >» Die Kommission erstellt unter Beriicksichtigung der Diskussion im Beirat cinc vorlaufige Endfassung und versendet diese per E-Mail an die Beiratsmitglicder (cc. an ' » Kommentare und Verbesserungsvorschlaége seitens der Beiratsmitgleder sind innerhalb von 14 Tagen schriftlich an die Kommission zu richten (cc. an ).
» Die Kommission erstelit auf dieser Basis eine Endfassung, dic den Mitgliedern per E- Mail zugelcitet wird (cc. \. y Innerhalb einer Einspruchsfrist von 14 Tagen kénnen die Beiratsmitglieder schriftlich dic Notwendigkeit der Wiedervorlage auf der nachsten Sitzung anzeigen (cc. an ). Ansonsten gilt das Gutachten als angenommen. VIIL Thema ,,Europdische Arbeitslosenversicherung“ Entfallen. IX. Diskussion itiber neue Themen Der Beirat diskuticrte folgende neue Themen: Kapitalmarktunion fiihrte in die Diskussion ein und erlduterte den Hintergrund: der Vorschlag der EU-Kommission fiir eine Kapitalmarktunion sei ein Folgeprojekt der Bankenunion. Dieser liege die Ausgangsvermutung zu Grunde, dass die Kapitalmarkte in Europa zu wenig entwickelt seien. Analog zu den US-amerikanischen Gegebenheiten solle in der EU dic Unternehmensfinanzierung tiber Kapitalmarkte ausgewcitet werden. Dies solle zu mehr Wachstum und Beschaftigung fthren. fiigte an, dass die Ergebnisse der abgeschlossenen 6ffentlichen europdischen Anhérung der EL-Kommission voraussichtlich Ende September verdffentlicht werde. Das bereits vorgelegte Griinbuch bestehe aus einer Reihe von Einzclmafnahmen, denen ein iibergreifender Zusammenhang fehle; offen bliebe dabei die Frage, worin das Marktversagen bestehe und mit welcher Begriindung die 6ffentliche Anhérung gestartet wurde. In der Debatte des Beirats kamen zundachst die Kapitalstrukturen in Unternehmen zur Sprache. Es wurde als fragwtirdig angesehen, ob Eigenkapital generell dem Fremdkapital vorzuzichen sci. Das Eigenkapital habe jc nach Unternchmenstyp andere Funktionen. Eine deutsche Besonderheit seien Personenunternehmen, die sich nicht tiber den Kapitalmarkt Eigenkapital beschaffen kénnen. Viele Familicnunternehmen oder Unternehmen des Mittelstands wollten auch nicht transparent scin und finanzierten sich daher nur tiber Banken und einbehaltene Gewinne. Dem wurde entgegen gehalten, dass es empirische Untersuchungen gebe, welche belegen, dass Unternehmen mit starkerer Bankenfinanzierung weniger stark wachsen. -6-
Es wurde erértert, dass statt der von der EU-Kommission vorgeschlagenen EinzelmaBnahmen gréRere Rahmenbedingungen vereinheitlicht werden miissten, um den Wettbewerb zu starken. z.B. das Insolvenzrecht, die Wertpapiermirkte oder die Wertpapieraufsicht. Unklar war jedoch, welche Probleme aus der Heterogenitit nationaler Vorschriften entstehen. Es wurde auch eingewandt, dass durch eine Harmonisierung nationale Wettbewerbsvorteile aufgchoben wirden und dass man am Beispiel der EU-Steuerharmonisierung sehe, dass sich dicse Regelwerke auf Grund der Einstimmigkeit nicht mehr reformieren lieBen. Angefiihrt wurde ebenfalls, dass Kapitalmarkte aus Rechtstraditionen entstehen und auf diese reagieren; cine Harmonisierung kénne daher auch kontraproduktiv sein. kiindigte an, die Diskussion in die weitere Bearbeitung des Themas einflieBen zu lassen. Fiir eine zu griindende Kommission wolle er Beiratsmitglieder ansprechen. EU-Schuldenkrise stellte die vorgelegte Punktation vor und umriss kurz die Argumentation, die darauf hinftihre, die Schuldentragfihigkeit und damit die Stabilitét in der Eurozone zu sichern, indem Insolvenzen von Laéndern grundsatzlich zu erméglichen seien; dazu miissten die Finanzsysteme robustifiziert werden, insbesondere durch eine Lésung des engen Nexus zwischen Staat und Banken. Er pladierte dafiir, dass der Beirat zu solchen in der Offentlichkeit diskutierten Themen Stellung nehmen und die Probleme benennen solle, auch wenn Aussagen friiherer Stellungnahmen zum Teil wiederholt wiirden, In der Wissenschaft und Politik auferhalb Deutschlands bilde sich eine Mehrheit heraus. die einzig eine zentralistische Fiskalunion fiir die geeignete Lésung halte. Der Beirat nahm die Punktation positiv auf, regte aber in der anschlieBenden Diskussion eine deutlichere Formulierung der Position des Beirats an. Es wurde einhellig die Meinung vertreten, dass eine zentrale Finanzpolitik keine Lésung anbéte, da die Ursachen strukturelle Probleme seien, die nur in den Nationalstaaten angegangen werden kénnen. Die Argumente der US-Okonomen seien nicht falsch, sie verkannten jedoch zum Teil die dezentralen Strukturen und die institutionelle Verfassthcit Europas. kiindigte an, die Anregungen aus der Diskussion bei der Uberarbeitung der Punktation aufzunehmen und fiir die néachste Sitzung eine neue Fassung vorzulegen. Daseinsvorsorge. Privatisieruny und Streikrecht erlauterte die Motivation fiir den vorgelegten Entwurf. Ausgangspunkt seien Loner ko -7-
Streiks, von denen einige z.T. groBe externe Effekte haben. Diese kénnten auf Fehler bei der Privatisierung von Unternehmen aus dem Bereich der Dascinsvorsorge in Deutschland zurtickzufiihren sein. Es solle im Beirat diskutiert werden, ob die Thematik theorctisch im Rahmen der Stcigerung der Effizienz Sffentlicher Giiter zu bearbeiten sei und in welcher Form Fallbeispiele zugeordnet werden kénnen. Der vorgelegte Entwurf fasse den Begriff der Daseinsvorsorge enger, in dem er angebotsscitig auf die Leistungen abstelle. bei denen ein Angebot aus einer Hand erwiinscht sci. Es sollen Hinweise fiir die Politik herausgearbeitet werden, in welchen Bereichen eine Privatisicrung sinnvoll sei. Der Beirat diskutierte kontrovers, ob der Zugang zum Thema tiber das Streikrecht, die Daseinsvorsorge oder die Vertragsgestaltung gewahlt werden solle. Das Streikrecht sci fest in der Verfassung verankert und sei schwierig einzuschrinken. Es sei ein sehr viel breiteres ‘Thema, das der Beirat nicht in Ganze bearbeiten kénne. Die Austibung des Streikrechts wurde in Zusammenhang mit dem Beamtenstatus diskutiert. Fs wurde darauf hingewiesen, dass der Beamtenstatus tiber das Streikverbot hinaus noch vicle andere ékonomische Implikationen habe. Es kénne keine Lésung sein, Berufsgruppen, die ihre Streikmacht starker nutzten, wieder in Beamtenverhdltnisse zuriickzuftihren. Es wurde auch als schwierig abzugrenzen eingestuft, wann missbriuchliche oder ausbeuterische Streiks vorlagen. Mehrheitlich kam in der Diskussion zum Ausdruck, das Thema Streikrecht einzugrenzen. [rértert wurde die Definition und Bedeutung der Daseinsvorsorge. Es wurde dafiir pladiert, dass die Daseinsvorsorge auf der Angebotsseite ansetzen solle; dort, wo ein Angebot aus einer Hand aus Effizienzgriinden erwiinscht sei und ein Quasi-Monopol herrsche. Weiter wurde vorgeschlagen, dass es um alle Bereiche ginge, in denen der Staat zur Leistung verpflichtet bliebe oder cine Substituierbarkeit der Leistung kurzfristig nicht mOglich sci. In privatwirtschaftlichen Unternehmen resultierten besondere Probleme bei Streiks aus der Hold-up-Problematik. Es wurden die Kartellbildung auf Arbeitnehmerscite und verhandlungstheoretische Aspekte angesprochen. Bei der Debatte um externe Effekte aus Streiks herrschte die Meinung vor, dass diese auf privatwirtschaftlicher Ebene durch den Wettbewerb gelést werden, wenn einzelne Berufsgruppen (insbesondere _ tiber Spartengewerkschaften) ihre Renten zu stark erhdhen. In Bereichen, in denen der Staat beteiligt sei, kiénne dies nicht geschehen, da der staatliche Anbieter nicht aus dem Markt ausscheide. Auf der staatlichen Seite seien dic Streiks eher durch Soft-Budget-Constraints pepragt. schlug vor, die Thematik des Streikrechts auf Bereiche mit wenig -g-
Wettbewerb oder staatlicher Subventionicrung cinzugrenzen.: wird das Thema zu gegebener Zeit nochmals zur Diskussion stellen. X. Interne Sitzung: Vorbercitunge weiterer Zuwahlen Entfallen. XI, Tagesordnung der nachsten Sitzung 1. Mitteilungen des Vorsitzenden I. Feststellung der Tagesordnung Il. | Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Thema ,,OPP* Mi, Thema ,,Europiische Arbeitslosenversicherung* VI. Neue Themen: Niedrigzinsphase: ggf. Gaste EU-Schuldenkrise VII. Interne Sitzung: Diskussion weiterer Zuwahlen VI. Tagesordnung der nachsten Sitzung IX. Verschiedenes. XII. Verschiedenes Enttfallen. Berlin, den 19. November 2015 geez. geez.