2015-protokoll-nr-520
Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Sitzungsprotokolle des Beirats des Bundesministeriums der Finanzen“
Vertraulich
B. Tagesordnung: L Mitteilungen des Vorsitzenden I. Feststellung der Tagesordnung IH. Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Gast: ee a EU-Finanzierung Vv. Thema OPP“ Vi Thema ,,Europdische Arbeitslosenversicherung* VIL. Neue Themen Niedrigzinsphase EU-Schuldenkrise Ungleichheit Vii. Interne Sitzung: Zuwahlen IX, Tagesordnung der niichsten Sitzung Verschiedenes
Il. Feststellung der Tagesordnung Die Tagesordnung wurde wie vorgeschlagen verabschiedet. Ili, _ Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung Das Protokoll wurde ohne Anderungen angenommen. IV. Gast: zur EU-Finanzierung (Vortrag vgl. Anlage) berichtete von den Verhandlungen zum EU-Hlaushalt 2016, die am 13. November 2015 abgeschlossen wurden. Bei der Planung des Haushalts spielte die Bereitstellung von Geldern ftir ,,Migration* eine zunehmende Rolle. In den EU-Haushalten sind hierfiir 2015 3,4 Mrd. Euro und 2016 4,2 Mrd. Euro bereitgestellt worden. Weitere Gelder werden aus Sonder-Fonds zur Verfiigung gestellt, die bilateral und aus dem EU- Haushalt finanziert werden. Er ging auf das Review des Mehrjihrigen Finanzrahmens ein. bei dem sich BMF fiir eine stéirkere Finanzierung von Aufgaben mit europaischem Mehrwert einsetze. Dartiber hinaus gebe es Uberlegungen, dass die Umsetzung von ldnderspezifischen Empfehlungen mit Zahlungen aus dem EU-Haushalt verkniipft werden sollte. Die anschlieBende Diskussion mit dem Beirat behandelte cinige Aspekte der Migrationsproblematik. unter anderem die verbindliche Verteilung von Migranten auf die EU- Staaten, die Mittelverwendung der bereitgestellten Gelder sowie die Einhaltung der nationalen Defizitgrenzen im Lichte der aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen. Bestrebungen. die Umsetzung von linderspezifischen Empfehlungen mit Zahlungen aus dem EU-Haushalt zu verkniipfen, wurden vom Beirat kritisch gesehen. Es sei zwar gingige Praxis, dass internationale Hilfsprogramme Gelder gegen Auflagen bercitstellen, Letztlich kime es aber darauf an, die Eigenverantwortung zu stirken, damit es im eigenen Interesse der EU-Staaten liegt, eine nachhaltige Finanz- und Wirtschaftspolitik zu betreiben. V.___Gutachten/Stellungnahme OPP“ _ leitete in die Diskussion ein und erliuterte die Uberarbeitungen des Gutachtens seit der letzten Befassung im Beirat. Die Anmerkungen aus dem Beirat seien eingearbeitet worden. Bei der Finanzierung sei das Leasing analog zur Definition des Statistischen -3-
Bundesamtes abgegrenzt und nicht mehr zu OPP gezahlt worden. Im Fazit des Gutachtens werden kommunale Projekte auf Grund der erhéhten Transaktionskosten fir OPP als nicht gceignet eingestuft, wahrend gréBere Straenbauprojekte als geeignet angcschen werden. trat dafiir ein, dass Risiken, dic vom 6ffentlichen Sektor iibernommen werden, auch dort zuzurechnen seicn. Die anschlicBende Diskussion mit dem Beirat drehte sich um die Offenlegung der Gesamtkosten bei OPP-Projekten. Bei viclen kommunalen Projekten seien zumindest in der Vergangenheit die Folgekosten von Investitionen vernachlassigt worden. Es wurde die Frage aufgeworfen, ob es nicht auch sonst auf Seiten der 6ffentlichen Hand erhdhte Transaktionskosten gebe, die im konventionellen Verfahren nur nicht zu Tage traten. Hingewiesen wurde auf das Gebot der éffentlichen Hand, die Vergabe in kleinere Lose aufzuteilen, um mittelstiindische Unternehmen an den Ausschreibungen zu beteiligen. Auch Nachverhandlungen im Rahmen von OPP wurden in der Debatte zur Sprache gebracht. Es wurden Beispicle genannt, in denen die éffentliche Hand selbst im Nachhinein wesentliche Rahmenbedingungen fiir OPP-Projekte veriindert habe. Die Verhandlungsbedingungen der Vertragspartner wiirden sich nach Vertragsschluss verdindern. Es wurde dafir pladiert, bei der Risikotibernahme fiir OPP zu trennen, ob das Risiko nur scheinbar ibernommen werde oder auch tatsichlich, und damit letztendlich auch der Konkurs des privaten Partners in Kauf genommen werde. Das Gutachten wurde dann am Text weiter diskutiert. Offen blicb bei der Frage der Finanzierung von OPP, ob der Kapitalmarktzins die geeignete ReferenzgréBe zur Diskontierung der Projekte set. regte an, die Diskussion mit per E-Mail weiterzufihren. Die weitere Diskussion des Gutachtens wurde fiir die Tagesordnung der Miarz-Sitzung des kommenden Jahres vorgesehen. VL_Gutachten/Stellungnahme ,.Europdische Arbeitslosenversicherung und Fiskalunion“ filhrte in das Thema ein, indem er die in den EU-Institutionen vorherrschenden Auffassungen darstellte: Eine Wahrungsunion kénne nicht ohne Fiskalunion funktionieren. Weitere Politikbereiche hatten schon vor Abschluss einer Wahrungsunion harmonisiert werden miissen. Ein curopdisches System der Arbeitslosenversicherung (AloV) solle gegen makroékonomische Schocks absichern. legte dar, dass nicht -4-
klar sei, ob ein solches mit einem echten Mehrwert verbunden sei oder nur die nationalen AloV-Systeme substituiere. Hinsichtlich der Anreizstrukturen wiirden mitunter »Clawback“(Riickforderungs)-Mechanismen gefordert. Diese wiirden aber die Wirksamk eit an einer Stelle unterminieren. Weiter kénne die europdische AloV im Rahmen der Verstarkten Zusammenarbeit freiwillig ausgestaltet sein und mit einer Opting-O ut-Klausel versehen sein. Fin solches System solle keine Schulden anhaufen diirfen. Die erweiterte Punktation wurde positiv vom Beirat aufgenommen: Sie kntipfe an andere Beiratsgutachten zum Thema Fiskalunion an. Es wurde vom Beirat zundchst grundsatzlich die Frage erdrtert, worin der Vorteil einer europdischen AloV bestehe. Es gebe ganz unterschiedliche nationale Systeme (beitrags- bzw. steuerfinanziert), die gut funktionierten. Gegentiber einem Transfersystem kénne der Wettbewerb der nationalen AloV-Systeme vorteilhafter sein. Es wurde zu Bedenken gegeben, dass Umverteilung immer legitimierungsbediirftig sei. Zudem berge ein solches System die politisch e Gefahr, arme und wohlhabendere EU-Lander weiter zu polarisieren. Moral hazard bei den teilnehmenden Staaten an einer europdischen AloV wurde als zentrales Problem angesprochen und darauf hingewiesen, dass dieses Problem auch im Rahmen von Lohnverhandlungen auftreten kénne. GroBe nationale Gewerkschaften wiirden in einem europdischen System relativ an Gré8e und Einfluss verlieren und damit ihre Verhandlungspolitik andern: nicht mehr die (nationale) gesamtwirtschaftli che Ausrichtung wiirde handlungsleitend sein, sondern die Interessen der Mitglieder. Diese Unterschiede seien in Deutschland schon bei groBen und kleinen Gewerkschaften zu beobachte n. Es wurde eingewandt, dass im Nachgang die Beitrage fir Lander steigen mlissten, die hohe Betrige aus der europdischen AloV erhielten. In diesem Zusammenhang kénnte auch die Zeitkonsistenz von europdischen Vertragen thematisiert werden. Vorbehalte gab es gegentiber der vorgeschlagenen Opting-Out-Regel ung fiir die europdische AloV. Es wurde eingewandt, dass ein Opting-Out fiir Deutschland (DEV) keine realistische politische Alternative darstelle. Wenn DEU einen solche Transfermechanismu s verlasse, wiirde das System zusammenbrechen. Ohne ,,deutsches Opting-Out® wiirden die Anreize fiir Lander mit hohem Transferbedarf steigen, an der europdischen AloV teilzuneh men. Es wurde angeregt, die Opting-Out-Regelung ganz aus dem Gutachten zu streichen. Der kritischen Sicht auf eine Opting-Out-Regelung wurde entgegengehalten, dass eine Zwangsve rsicherung ein gutes Instrument bei adverser Selektion sei, nicht jedoch bei Moral Hazard. Auch ohne den Vorschlag einer Opting-Out-Regelung wurde ein Gutachten fiir sinnvoll -5-
von erachtet. Der Mehrwert bestehe in dem Aufzeigen der Fehistellungen, der Trennung Versichcrung und Umverteilung sowie zwischen der Unterscheidung von konjunkturellen und strukturellen Komponenten. Die Kommission stellte fest, dass das Opting-out nicht mehr der yentrale Punkt des Gutachtens sein werde. Das Thema solle auf der Januar-Sitzung weiter diskutiert werden. VIL Neue Themen: ..Ungleichheit* fuhrte kurz in das Thema ein; die Anregungen aus der Mai-Sitzung seien in die erweiterte Punktation aufgenommen worden. Die Kommission sei zum jetzigen Bearbeitungsstand an der Meinung des Beirats interessiert, ob den zentralen Botschaften sowie der Ausrichtung des Gutachtens zugestimmt werden kénne. Ein zu diskutierender Punkt sei auch die Messung der Ungleichheit. Die erweiterte Punktation wurde positiv vom Beirat aufgenommen. Es wurde grundsitzlich die Frage gestellt, ob Gleichheit an sich ein Ziel sein kénne. Aus juristischer Sicht sei nicht klar, wie Gleichheit auszutarieren sei. Es herrschte die Meinung vor, dass mehr Gleichheit nicht durch die Verminderung oberer Einkommen angestrebt werden solle, sondern insgesamt der Wohlstand angehoben werden solle. Es wurde angeregt zu untersuchen, ob mehr Umverteilung zu mehr oder weniger Wachstum fiihre. Debattiert wurden die MaBe fiir Ungleichheit. Die Messung der Einkommensverteilung mittels des Gini-Koeffizienten wiirde allein kein ausreichendes Bild liefern; die Verteilung o der Lebenseinkommen sowic die Vermdgensvertcilung wurden als mindestens genaus wichtig angesehen. Fir Deutschland wurde vorgeschlagen, die Entwicklung seit dem 2. Weltkrieg zu untersuchen; der 2. Weltkrieg habe stark umverteilend gewirkt. Begrti®t wurde vom Beirat der Vorschlag, in den Gini-Koeffizienten die Arbcitslosen zu integrieren und so die Einkommen derer zu beriicksichtigen, deren Beschaftigungsstatus sich andere. Nach herkémmlicher Berechnung des Gini-Koeffizienten fihrt der Eintritt von Arbeitslosen mit niedrigem Einkommen in den Arbeitsmarkt zu stirkerer Ungleichheit. Dies sei zielfiihrend, wenn die Umverteilungsleistung des Staates errechnet werden solle. Ein anderer Aspckt der Diskussion war dic soziale Mobilitét. Es sollen Ansatzpunkte identifiziert werden, bei denen die soziale Mobilitat iber Chancengleichheit erhdht werden kénne. Bildung bzw. Humanvermégen wurde hierbei als wichtiger Faktor gesehen. Es wurde angeregt, auch die regionale Mobilitat und ihre Auswirkungen auf die soziale Mobilitat mit aufzunchmen.
VHL Interne Sitzung Eine interne Sitzung hatte stattgefunden. Auf nachsten Beiratssitzung soll ein neues Mitglied zugewahit werden. IX. Tagesordnung der nichsten Sitzung I. Mitteilungen des Vorsitzenden IL. Feststellung der Tagesordnung Ill. §Bemerkungen zum Protokoll der letzten Sitzung IV. Thema ..Europdische Arbcitslosenversicherung* V. Thema ,.Niedrigzins* VI. _Thema ,,Ungleichheit* VIL = Thema ,,EU-Schuldenkrise VIL. Diskussion iber weitere mégliche Themen IX. Interne Sitzung: Zuwahlen Xx. Tagesordnung der nachsten Sitzung XT. Verschiedenes. X. Verschiedenes Entfalien. Berlin, den 28. Januar 2016 gez. gez..