JahresberichtJCKreisRE2014

Dieses Dokument ist Teil der Anfrage „Wirksamkeit von Vermittlungsvorschlägen

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Jahresbericht 2014
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Impressum Herausgeber Jobcenter Kreis Recklinghausen Kurt-Schumacher-Allee 1 45657 Recklinghausen www.jobcenter-kreis-recklinghausen.de © 2015 Kreis Recklinghausen FBJ Redaktion Silvia Schütz (Fachbereich J/ Ressort 83.2, Controlling, Datenqualität, Statistik) Stand: 13.08.2015
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Vorwort Jede Entscheidung, die im Jobcenter Kreis Recklinghausen getroffen wird, hat direkte Auswirkungen auf das Leben von Bürgerinnen und Bürgern im Kreis Recklinghausen. Jeder der 240.000 Bescheide, die im Jahr von den Mitarbeitenden ausgestellt werden, haben direkte Wirkung auf das Zusammenleben der Menschen in unserer Region. Aus diesem Grund haben wir uns vor mehr als drei Jahren entschieden, als zugelassener kommunaler Träger       die     Verantwortung       für      die      Umsetzung        des SGB II zu übernehmen. Gemeinsam mit den zehn kreisangehörigen Städten haben wir uns dabei auf das Wesentliche konzentriert: auf die Menschen, die Hilfe suchen und benötigen. So wurde es 2011 im Optionsantrag formuliert – und daran lassen wir uns messen. Die Verantwortung ist groß, und entsprechend streng fallen zuweilen die Beurteilungen aus. Das ist richtig, denn wir reden über Grundsicherung, über den Kampf um Arbeit, Anerkennung und den Respekt der Gesellschaft. Respekt gegenüber den Menschen, die in unserer Mitte aufgrund der angespannten Arbeitsmarktsituation seit Jahren ihren Lebensunterhalt nicht eigenständig erwirtschaften können. Respekt aber auch vor den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jobcenter Kreis Recklinghausen, die sich im Jahr 2014 engagiert und motiviert für 71.060 Kundinnen und Kunden eingesetzt haben. Denn fest steht: Ein schlechtes Image von „Hartz IV“ haben die Menschen, die sich in diesem System bewegen, nicht verdient. Wir müssen dafür sorgen, dass bei aller öffentlichen Kritik, die es an dem System gibt, die Menschen vor Ort nicht in Schubladen gesteckt werden: Schlechtes System, schlechtes Jobcenter, schlechte Menschen. Diese Denkmuster müssen wir gemeinsam aufbrechen und dafür sorgen, dass sie gar nicht erst entstehen. Bei aller Kritik darf die Wertschätzung gegenüber den Menschen nicht verloren gehen. Deshalb sage ich deutlich: Im Jobcenter Kreis Recklinghausen passiert Gutes, Wertvolles, Wichtiges. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass das Jobcenter Kreis Recklinghausen in der Zusammenarbeit zwischen Kreisverwaltung und den Kommunen ein Gemeinschaftswerk ist - exemplarisch für die interkommunale Zusammenarbeit in unserer Region. Die Umsetzung erfordert nicht nur ein Umdenken, sie erfordert ständig Anpassungen, Verbesserungen und Innovationen. Es ist ein Prozess, den wir vor über drei Jahren eingeleitet haben, und an dem wir erfolgreich arbeiten. Jürgen Ritzka Leiter Jobcenter Kreis Recklinghausen
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Jahresbericht 2014 Inhaltsverzeichnis Vorwort ........................................................................................................................................3 I. Einleitung...................................................................................................................................8 II. Strukturdaten.............................................................................................................. 10 1. Leistungsberechtigte ............................................................................................................... 10 1.1     Leistungsberechtigte Bund / Land ............................................................................. 10 1.2     Leistungsberechtigte im Kreis Recklinghausen ........................................................... 11 1.3     Bedarfsgemeinschaften ............................................................................................ 12 1.4     Erwerbsfähige Leistungsberechtigte .......................................................................... 16 1.5     Ergänzer ................................................................................................................... 17 1.6     Aufstocker ................................................................................................................ 18 2. Arbeitslosigkeit ....................................................................................................................... 19 2.1 Arbeitslosigkeit Bund / Land .................................................................................................. 19 2.2 Arbeitslosigkeit Kreis Recklinghausen ............................................................................. 20 2.3 Arbeitslosenquote Bund / Land / Kreis Recklinghausen ................................................... 20 2.4 Entwicklung der SGB II Arbeitslosenzahlen und –quoten im Kreis Recklinghausen ............ 21 2.5 Arbeitslosigkeit SGB II nach Alter und Geschlecht ............................................................ 22 2.6 Arbeitslosigkeit in den Städten ....................................................................................... 23 2.7 Stellenangebote im Kreis Recklinghausen ....................................................................... 24 III. Eingliederungsleistungen ............................................................................................ 27 1. Leistungen zur Eingliederung in Arbeit ..................................................................................... 28 1.1 Budgetplan zur Umsetzung ............................................................................................. 28 1.2 Eingliederungsstrategien nach bestimmten Zielgruppen .................................................. 28 1.2.1 Eingliederungsstrategie für jüngere erwerbsfähige Leistungsberechtigte (U25) .......... 29 1.2.2 Eingliederungsstrategie für Menschen mit Migrationshintergrund ............................. 30 1.2.3 Eingliederungsstrategie für ältere Arbeitnehmer (Ü50) .............................................. 31 1.2.4 Eingliederungsstrategie für Alleinerziehende ............................................................. 31 1.2.5 Förderung für selbstständige Erwerbstätigkeit (FEX) .................................................. 33 2. Integrationen und Beschäftigungsaufnahmen .......................................................................... 34 2.1     Integrationen im Kreis Recklinghausen ...................................................................... 34 2.2     Beschäftigungsaufnahmen im Kreis Recklinghausen .................................................. 34 3. Kommunale Leistungen nach § 16 a SGB II................................................................................ 36 4. Bildung und Teilhabe (BuT) ...................................................................................................... 37 4.1     Leistungsarten des Bildungspaketes .......................................................................... 37 4.2     Entwicklung der in Anspruch genommenen Leistungen .............................................. 37 5. Schulsozialarbeit im Rahmen des Bildungs- und Teilhabepakets ............................................... 39 4
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Jahresbericht 2014 5.1       Umsetzung der Schulsozialarbeit im Kreis Recklinghausen ........................................ 39 5.2       Vermittlung der Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket ............................ 40 5.3       Ziele und Methoden der Schulsozialarbeit BuT.......................................................... 40 IV. Entwicklung der Kennzahlen nach § 48 a SGB II .......................................................... 42 1. Verringerung der Hilfebedürftigkeit, Einsparung passiver Leistungen ....................................... 42 1.1       Entwicklung der Leistungen zum Lebensunterhalt (LLU) ............................................ 43 1.2       Entwicklung der Leistungen für Unterkunft und Heizung (LUH) .................................. 44 2. Integration in Erwerbstätigkeit ............................................................................................... 46 2.1       Integrationsquote .................................................................................................... 46 2.1.1 Zahl der Beschäftigungsaufnahmen (Integrationen) .................................................. 47 2.1.2 Durchschnittlicher Bestand an erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb) .............. 48 2.2       Besondere Zielgruppen: ........................................................................................... 50 2.2.1 Zahl der Beschäftigungsaufnahmen bei Frauen ......................................................... 50 2.2.2 Zahl der Beschäftigungsaufnahmen bei Alleinerziehenden ........................................ 51 3. Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug ........................................................................ 52 3.1       Durchschnittlicher Bestand an Langzeitleistungsbeziehenden (LZB) ........................... 53 3.2       Kumulierte Zahl der Beschäftigungsaufnahmen von LZB ........................................... 54 3.3       Durchschnittliche Anzahl von LZB in einer Maßnahme der aktiven Arbeitsförderung . 55 4. Fazit ....................................................................................................................................... 56 V. Bereichsübergreifende Themen .................................................................................. 59 1. Widersprüche ......................................................................................................................... 59 2. Gerichtliche Verfahren (Klagen) .............................................................................................. 59 3. Gerichtliche Verfahren (Einstweiliger Rechtsschutz) .................................................... 60 4. Sanktionen.................................................................................................................. 61 VI. Finanzen .................................................................................................................... 63 1. Gesamtüberblick über die Ausgaben nach Trägern (in €) .......................................................... 63 2. Arbeitslosengeld II und Sozialgeld ........................................................................................... 63 3. Kosten der Unterkunft (KdU)................................................................................................... 64 4. Verwaltungskosten und Leistungen zur beruflichen Eingliederung ........................................... 65 5. Leistungen nach dem Bildungs- u. Teilhabepaket (BuT) und Schulsozialarbeit SGB II ................. 66 VII. Sonderthema 2014 ................................................................................................... 67 Sicherheitskonzept ..................................................................................................................... 67 VIII. Beispiele aus dem Alltag des SGB II .......................................................................... 69 IX. Methodenhinweise .................................................................................................... 74 X. Anhang ....................................................................................................................... 75 1.Kundenstruktur im Kreis Recklinghausen 2014 (Jahresdurchschnittswert) ......................... 75 2.Jobcenter im SGB II-Typ III c.............................................................................................. 76 5
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Jahresbericht 2014 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Leistungsberechtigte Bund/ Land ................................................................................ 10 Abbildung 2: Leistungsberechtigte Kreis Recklinghausen .................................................................. 11 Abbildung 3: Entwicklung der Anzahl der Leistungsberechtigten ...................................................... 11 Abbildung 4: Eckwerte in den Städten ............................................................................................. 12 Abbildung 5: Bedarfsgemeinschaften............................................................................................... 12 Abbildung 6: Struktur der Bedarfsgemeinschaften (Diagramm) ........................................................ 13 Abbildung 7: Struktur der Bedarfsgemeinschaften ........................................................................... 13 Abbildung 8: Kinder in Bedarfsgemeinschaften (Diagramm) ............................................................. 14 Abbildung 9: Kinder in Bedarfsgemeinschaften ................................................................................ 14 Abbildung 10: Alleinerziehende in Bedarfsgemeinschaften (Diagramm) ............................................ 15 Abbildung 11: Alleinerziehende in Bedarfsgemeinschaften............................................................... 15 Abbildung 12: Erwerbsfähige Leistungsberechtigte .......................................................................... 16 Abbildung 13: Altersstruktur der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten .......................................... 16 Abbildung 14: Ergänzer ................................................................................................................... 17 Abbildung 15: Einkommen der Ergänzer aus Erwerbstätigkeit .......................................................... 17 Abbildung 16: Aufstocker ................................................................................................................ 18 Abbildung 17: Arbeitslose Bund/ NRW............................................................................................. 19 Abbildung 18: Arbeitslose Kreis Recklinghausen SGB II/ SGB III ......................................................... 20 Abbildung 19: Arbeitslosenquote .................................................................................................... 21 Abbildung 20: Entwicklung der SGB II Arbeitslosen .......................................................................... 21 Abbildung 21: Entwicklung der Arbeitslosenquote (SGB II) - Angabe in %.......................................... 22 Abbildung 22: Arbeitslosigkeit SGB II nach Alter und Geschlecht ...................................................... 22 Abbildung 23: Bestand an Arbeitslosen nach Rechtskreisen.............................................................. 23 Abbildung 24: Bestand an Arbeitslosen in den Städten nach Rechtskreisen....................................... 24 Abbildung 25: Offene Stellen nach Branchen.................................................................................... 24 Abbildung 26: Entwicklung der offenen Stellen im Kreis Recklinghausen........................................... 25 Abbildung 27: Arbeitslose/ Arbeitsmarkt im Kreis Recklinghausen (SGB II/ SGB III) ........................... 25 Abbildung 28: Gesamtbudget des Eingliederungstitels und die Mittelverwendung ............................ 28 Abbildung 29: Anteil U25 in den Bedarfsgemeinschaften.................................................................. 29 Abbildung 30: Eingliederung in den Arbeitsmarkt von Alleinerziehenden .......................................... 32 Abbildung 31: Anzahl der Integrationen (Jahresfortschrittswerte) .................................................... 34 Abbildung 32: Beschäftigungsaufnahmen nach Alter und Art der Beschäftigung ............................... 35 Abbildung 33: Aufwendungen für BuT-Leistungen ............................................................................ 37 Abbildung 34: Entwicklung der LLU .................................................................................................. 43 Abbildung 35: LLU-Veränderung ...................................................................................................... 43 Abbildung 36: Entwicklung der LUH ................................................................................................. 44 Abbildung 37: LUH-Veränderung ..................................................................................................... 44 Abbildung 38: LLU und LUH ............................................................................................................. 45 Abbildung 39: Integrationsquote ..................................................................................................... 46 Abbildung 40: Veränderung der Integrationsquote .......................................................................... 47 Abbildung 41: Kumulierte Zahl der Beschäftigungsaufnahmen ......................................................... 47 Abbildung 42: Integrationen im Kreis Recklinghausen im Vergleich zum VJ in % ................................ 48 6
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Jahresbericht 2014 Abbildung 43: Durchschnittlicher Bestand an eLb ............................................................................. 48 Abbildung 44: Entwicklung der eLb im Kreis Recklinghausen zum VJ in % .......................................... 49 Abbildung 45: Kumulierte Beschäftigungsaufnahmen bei Frauen ...................................................... 50 Abbildung 46: Integrationen bei Frauen - Veränderung zum VJ in % .................................................. 50 Abbildung 47: Kumulierte Beschäftigungsaufnahmen bei Alleinerziehenden ..................................... 51 Abbildung 48: Integrationen bei Alleinerziehenden - Veränderung zum VJ in % ................................. 51 Abbildung 49: Durchschnittlicher Bestand an LZB ............................................................................. 53 Abbildung 50: Entwicklung der LZB im Kreis Recklinghausen ............................................................. 53 Abbildung 51: Kumulierte Beschäftigungsaufnahmen bei LZB ........................................................... 54 Abbildung 52: Entwicklung der Integrationen bei LZB - Veränderung zum VJ in % .............................. 54 Abbildung 53: Durchschnittliche Anzahl von LZB in einer Maßnahme der aktiven Arbeitsförderung... 55 Abbildung 54: Entwicklung der LZB in einer Maßnahme der aktiven Arbeitsförderung ...................... 55 Abbildung 55: Sanktionen 2014 (Diagramm) .................................................................................... 61 Abbildung 56: Sanktionen ................................................................................................................ 61 Abbildung 57: Gesamtüberblick über die Ausgaben nach Trägern ..................................................... 63 Abbildung 58: Arbeitslosengeld II und Sozialgeld .............................................................................. 63 Abbildung 59: Leistungen für Unterkunft und Heizung ...................................................................... 64 Abbildung 60: KdU je Bedarfsgemeinschaft ...................................................................................... 64 Abbildung 61: Eingliederungstitel .................................................................................................... 65 Abbildung 62: Verwaltungskosten ................................................................................................... 65 Abbildung 63: Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabepaket (BuT) und Schulsozialarbeit SGB II. 66 Abbildung 64: Hertener Allgemeine 25.02.2014................................................................................ 70 Abbildung 65: WAZ 04.08.2014 ........................................................................................................ 71 Abbildung 66: Marler Zeitung 11.09.2014......................................................................................... 72 Abbildung 67: Recklinghäuser Zeitung 27.10.2014 ............................................................................ 73 Abbildung 68: Kundenstruktur 2014................................................................................................. 75 Abbildung 69: Übersicht der Jobcenter im SGB II - Vergleichstyp IIIc ................................................. 76 7
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Jahresbericht 2014 I. Einleitung Mit diesen rund 80 Seiten liegt Ihnen der Jahresbericht 2014 des Kreises Recklinghausen als Träger des SGB II vor, der dritte Jahresbericht seit dem formalen Übergang zum zugelassenen kommunalen Träger (zkT). Um das Zusammenspiel zwischen Kreis und Städten weiter zu optimieren, leiteten der Landrat, die Bürgermeisterin und die Bürgermeister der kreisangehörigen Städte im Jahr 2014 einen Evaluationsprozess ein. Die Ergebnisse der extern begleiteten Organisationsuntersuchung werden 2015 vorliegen. Was im Jahr 2014 wieder deutlich wurde: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Jobcenter Kreis Recklinghausen arbeiten engagiert, professionell und mit viel Ideenreichtum. Das trifft auf alle Bereiche und Einsatzorte zu. Im Bereich der Leistungsgewährung bedeutet das für unsere Kundinnen und Kunden eine überdurchschnittlich hohe Rechtssicherheit bei rund 240.000 Bescheiden pro Jahr. Im Bereich Markt und Integration werden unsere Instrumente und Maßnahmen kontinuierlich weiterentwickelt und ausdifferenziert. In Dorsten restaurieren Jugendliche einen VW-Bus und rüsten den Oldtimer mit einem modernen Elektroantrieb aus. In Recklinghausen gehen Jugendliche im Rahmen eines theaterpädagogischen Projektes auf die Bühne. Unterschiedliche Wege mit einem Ziel: Motivation und Leidenschaft. In diesen Maßnahmen ist das gelungen. Die jungen Menschen entwickelten das nötige Selbstbewusstsein, um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können. Beide Wege haben das Potenzial der Teilnehmer geweckt. Immer häufiger bietet das Jobcenter Kreis Recklinghausen Menschen passgenaue und individuelle Fördermöglichkeiten an. So haben wir die Chance, gezielt die Stärken unserer Kunden zu fördern. Aus dem individuellen Zugang und der Fokussierung auf die Kompetenzen und Potenziale ergeben sich nachhaltige Strategien, die einen Leistungsbezug mittel- und langfristig verhindern oder beenden können. Genau so, wie wir es uns als zugelassener kommunaler Träger vorgenommen haben. Bestimmte Zielgruppen haben ganz spezifische Hürden auf dem Weg in Arbeit zu meistern. Für Alleinerziehende rückt daher das Jobcenter Kreis Recklinghausen immer stärker in die Rolle des Netzwerkers, leistet Unterstützung und verknüpft verschiedene Hilfsangebote. Die unterschiedlichen Lebenssituationen machen es notwendig. Eine erfolgreiche Integration hängt vor diesem Hintergrund von einer engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure wie zum Beispiel der Beauftragten für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt (BCA), Bezirksstellen, Jugendämtern, Wohlfahrtsverbänden, Familienbüros und Kammern ab. Auch in anderen Bereichen sind Netzwerke und die Menschen, die diese initiieren, immer wichtiger für die Arbeit des Jobcenters. Zum Beispiel für das Bildungs- und Teilhabepaket (BuT), über das Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen Familien zusätzliche Leistungen für Bildung, Sport, Kultur und Freizeit erhalten. Rund 70 BuT-Sozialarbeiter informierten und vermittelten vor Ort die passenden Angebote. So wurden im Jahr 2014 rund 5 Millionen Euro vom Jobcenter Kreis Recklinghausen direkt in die Entwicklung von Kindern aus Bedarfsgemeinschaften investiert. Gegenüber dem Vorjahr war das eine Steigerung um 10,54 %. Eng verknüpft ist diese erfolgreiche Arbeit mit dem Einsatz der BuT- Sozialarbeit, einem Bundesprojekt, das Ende 2014 ausgelaufen ist. 8
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Jahresbericht 2014 Die negativen Konsequenzen, die durch den Wegfall der intensiven Beratung zu befürchten waren, wurden auch im Kreis Recklinghausen breit diskutiert. Kreis- und Lokalpolitiker aller politischen Parteien setzten sich für den Erhalt des Angebotes ein. Mit Erfolg: Durch die Initiative der nordrhein- westfälischen Landesregierung können auch im Jahr 2015 sozialpädagogische Fachkräfte im Kreis Recklinghausen beschäftigt werden, die gezielt Familien im SGB-II-Bezug bei der Inanspruchnahme von Leistungen aus dem Bildungs- und Teilhabepaket unterstützen. Die Arbeit mit den Menschen im Kreis Recklinghausen zeigt auch, dass der Weg aus der Abhängigkeit von Hartz IV unterschiedlich lang ist - und auch nicht für jeden unserer Kundinnen und Kunden in den ersten Arbeitsmarkt führen wird. Aus diesem Grund bleibt die Einrichtung eines sozialen Arbeitsmarktes, wie ihn Gewerkschaften und Kirchen im „Vestischen Appell“ fordern, ein wichtiges Anliegen. Das Jobcenter Kreis Recklinghausen unterstützt die Initiative ausdrücklich. Ein sozialer Arbeitsmarkt wird die Handlungsmöglichkeiten des Jobcenter Kreis Recklinghausen erweitern und Menschen ein selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe ermöglichen. So, wie es der gesetzliche Auftrag fordert. Auch wenn die Arbeitslosenzahlen in den vergangenen Jahren gesunken sind, am „harten Kern“ der Langzeitleistungsbeziehenden ist der bundesweite Jobaufschwung nahezu spurlos vorbeigegangen. Kurzfristige Effekte werden die prekäre Situation im nördlichen Ruhrgebiet, der Emscher-Lippe-Region und dem Kreis Recklinghausen nicht verbessern. Kontinuität in der Zusammenarbeit mit unseren Kundinnen und Kunden, mit unseren zuverlässigen Netzwerkpartnern und mit der regionalen Wirtschaft verspricht Erfolg. In diesem langfristig ausgelegten Zusammenspiel orientieren sich die Hilfen an den Bedürfnissen der Menschen und den Bedarfen des Arbeitsmarktes. Für das Jobcenter Kreis Recklinghausen gilt es, unter den Rahmenbedingungen, wie sie von Bund und Land vorgegeben sind, diese Kompetenzen kontinuierlich auszubauen. 9
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Jahresbericht 2014 II. Strukturdaten 1. Leistungsberechtigte Grundsicherung für Arbeitssuchende in Form von Leistungen zum Lebensunterhalt und zur Eingliederung erhalten gem. § 7 Abs. 1 SGB II Personen, - die das 15. Lebensjahr vollendet und die Altersgrenze nach § 7a noch nicht erreicht haben, - erwerbsfähig, - hilfebedürftig sind und - ihren gewöhnlichen Aufenthalt in der Bundesrepublik Deutschland haben (erwerbsfähige Leistungsberechtigte). Diese Personen bilden mit dem Ehegatten, Lebenspartner oder Partner in nicht–ehelicher Lebensgemeinschaft sowie den unverheirateten leistungsberechtigten Kindern, die das 25. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, im Haushalt eine Bedarfsgemeinschaft (BG). Die globale Entwicklung in der Grundsicherung für Arbeitssuchende lässt sich nur durch die Betrachtung der Bedarfsgemeinschaften als zentrale Größe abbilden. Folglich gehören zu den Leistungsberechtigten alle erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (eLb) und nicht erwerbsfähigen Leistungsberechtigten (nEf). 1.1    Leistungsberechtigte Bund / Land Abbildung 1: Leistungsberechtigte Bund/ Land 10
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