Bonn_Klimaschutzkonzept
Bundesstadt Bonn INTEGRIERTES KLIMASCHUTZ- UND KLIMAANPASSUNGSKONZEPT ENDBERICHT: TEILBEREICHE ENERGIE UND MOBILITÄT NOVEMBER 2013
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Gertec GmbH Ingenieurgesellschaft Martin-Kremmer-Str. 12 45327 Essen Telefon: +49 [0]2 01 24 564-0 Kooperationspartner: VSU – Beratende Ingenieure für Verkehr, Städtebau und Umweltschutz GmbH Kaiserstr. 100 52134 Herzogenrath Telefon: +49 [0]2 407 91 41-0 Auftraggeber: Stadt Bonn Leitstelle Klimaschutz Berliner Platz 2 53111 Bonn Telefon: +49 [0] 2 28 77-0 Gefördert durch: Das Integrierte Klimaschutzkonzept wurde im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitia- tive der Bundesregierung gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit unter dem Förderkennzeichen 03KS 3172. Dieser Bericht darf nur unverkürzt vervielfältigt werden. Eine Veröffentlichung, auch auszugsweise, bedarf der Genehmigung durch die Verfasserin. 2
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangssituation und Zielsetzung 9 2 Gesamtstädtische Energie- und CO2-Bilanz 12 3 Energie- und CO2-Szenarien 2020 unter Berücksichtigung der Energieeinsparpotenziale 16 3.1 Umsetzung der Klimaschutzverpflichtungen der Stadt Bonn 16 3.2 Trendszenario („Business as usual“) 17 3.2.1 Ausbau effizienter Energieversorgungstrukturen 17 3.2.2 Ausbau erneuerbarer Energien 19 3.2.3 Reduzierung der Endenergieverbräuche in den Verbrauchssektoren 21 3.2.4 Förderung einer umweltfreundlichen Mobilität 22 3.2.5 Zusammenfassung des Trendszenarios 22 3.3 „Klimaschutzszenario“ 25 3.3.1 Ausbau der energieeffizienten Versorgungsstrukturen 25 3.3.2 Steigerung des Ausbaus erneuerbarer Energien 25 3.3.3 Steigerung der Energieeffizienz in den Verbrauchssektoren (ohne Verkehr) 25 3.3.4 Förderung einer umweltfreundlichen Mobilität 27 3.3.5 Zusammenfassung des Klimaschutzszenarios 30 4 Akteursbeteiligung zur Maßnahmenentwicklung 31 4.1 Bisherige Klimaschutzaktivitäten der Stadt Bonn 32 4.2 Einzelgespräche mit Multiplikatoren und Telefoninterviews 33 4.3 Abstimmungstreffen mit dem Rhein-Sieg-Kreis 34 4.4 Themenworkshops 35 4.4.1 Workshop „Fernwärmeausbau in der Stadt Bonn“ 35 4.4.2 Workshop „Energieeffizienz in kleinen und mittleren Unternehmen – Instrumente und Strategien in Bonn“ 35 4.4.3 Workshop „Strategien für den Klimaschutz in der Bonner Wohnungswirtschaft“ 36 4.4.4 Workshop „Impulse der Verkehrslandschaft“ 37 5 Handlungsprogramm 39 5.1 Maßnahmenprogramm 39 5.1.1 Darstellung der Kriterien 40 5.1.2 Übersicht des Maßnahmenprogramms 41 5.1.3 Maßnahmen im Bereich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) 44 macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx 3 Stand: 10.12.2013 08:30
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht 5.1.4 Verwaltungsbezogene Maßnahmen 50 5.1.5 Maßnahmen Energieversorgung und erneuerbare Energien 54 5.1.6 Maßnahmen Wohnen und Stromeinsparung 61 5.1.7 Übergreifende Maßnahmen 72 5.1.8 Mobilität 74 5.1.9 Zeit- und Kostenplan 118 6 Regionale Wertschöpfung durch energetische Wohngebäudemodernisierung 121 7 Konzept für Öffentlichkeitsarbeit Stadt Bonn 123 7.1 Klimaschutzkampagne „Klar zur Wende?“ Stadt Bonn 124 7.2 Klimaschutzkampagnen weiterer Multiplikatoren 126 7.3 Ergänzende Konzeptvorschläge 127 7.3.1 „Wir sind Partner der „Klar zur Wende?“-Initiative“ 127 7.3.2 Ansprache nach Zielgruppen und Räumen fokussieren 130 7.3.3 Vorschläge aus dem Maßnahmenkatalog 131 7.3.4 Bereitstellung ausreichender finanzieller und personeller Ressourcen 132 8 Controlling-Konzept 133 9 Maßnahmenprogramm und Zielerreichung 138 10 Fazit und eine Vision für 2030 140 11 Anhang Fernwärmenetz und Ausbau 142 4
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Abbildungsverzeichnis Bild 1: Wirkungsgefüge lokalspezifischer Klimaschutzaktivitäten und umweltpolitischer Rahmenbedingungen 10 Bild 2: Kommunaler Endenergieverbrauch Stadt Bonn von 1990 bis 2010 13 Bild 3: Gesamtstädtischer CO2-Ausstoß von 1990 bis 2010 13 Bild 4: CO2-Ausstoß und Endenergieverbrauch je Einwohner von 1990 bis 2010 14 Bild 5: Verteilung der gesamtstädtischen CO2-Emissionen aufgeteilt nach Sektoren 14 Bild 6: Gegenüberstellung des Status-quo und der städtischen Zielsetzungen 16 Bild 7: CO2-Vermeidungspotenzial durch energieeffiziente Versorgung 19 Bild 8: CO2-Vermeidungspotenzial durch erneuerbare Energien 21 Bild 9: CO2-Ausstoß und Energieverbrauch je Einwohner 23 Bild 10: CO2-Einsparpotenziale in den Verbrauchssektoren (ohne Verkehr) 26 Bild 11: Fahrtweitenanteil im Pkw-Verkehr 28 Bild 12: Status Quo und Zielwerte der Emissionsminderung in Bonn je Einwohner 30 Bild 13: Dimensionen der Nachhaltigkeit 31 Bild 14: Bestehende Unterstützungsangebote für kleine und mittlere Unternehmen im Bereich Energieeffizienz und Klimaschutz 36 Bild 15: Anzahl der Wohnungen nach Eigentum in Bonn 61 Bild 16: Art der Wohnungsnutzung in Bonn 62 Bild 17: Aufbau der Bonner Energieagentur (Quelle: Website Bonner Energie Agentur) 63 Bild 18: Anzahl der Wohnungen nach Baujahr 121 Bild 19: Wertschöpfungseffekte durch gesteigerte energetische Wohngebäudesanierung 122 Bild 20: Städtisches Internetportal zum Klimaschutz 125 Bild 21: Plakate zur Einführung des Mottos 125 Bild 22: Postkarten-Aktion 126 Bild 23: Beispiel Öffentlichkeitskampagne Stadt Bad Oeynhausen 129 Bild 24: Beispiel Öffentlichkeitskampagne Stadt Essen 130 Bild 25: Übersicht Zielerreichungsgrad durch Maßnahmenkatalog 138 macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx 5 Stand: 10.12.2013 08:30
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Übersicht der Maßnahmenkriterien 39 6
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Abkürzungsverzeichnis ADAC Allgemeiner Deutscher Automobil-Club e. V. ADFC Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundliche Städte Gemeinden und AGFS Kreise in NRW e.V. ALF Anruf-Linien-Fahrt BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BGF Brutto-Grundfläche BHKW Blockheizkraftwerk BImSchG Bundesimmissionsschutzgesetzes BMU Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz- und Reaktorsicherheit bzw. beziehungsweise ca. circa CH4 Methan d.h. das heißt DGNB Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen e.V. DWD Deutscher Wetterdienst E-Auto Elektroauto e.V. Eingetragener Verein eea European Energy Award® EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz EEWärmeG Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EFH Einfamilienhaus EnEV Energieeinsparverordnung etc. et cetera EU Europäische Union Fa. Firma Fkm Fahrzeugkilometer FNP Flächennutzungsplan ggf. gegebenenfalls GIS Geoinformationssystem GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung GWh Giga-Wattstunde HKW Heizkraftwerk HzH Haus-zu-Haus-Beratung i.d.r. in der Regel IFEU Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH IHK Industrie- und Handelskammer IKKK Integriertes Klimaschutz- und Klimaanpassungskonzept insb. insbesondere IWU Institut Wohnen und Umwelt KBA Kraftfahrt-Bundesamt KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau Kfz Kraftfahrzeug KiTa Kindertagesstätte km Kilometer macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx 7 Stand: 10.12.2013 08:30
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht KMU Kleine und mittlere Unternehmen kW Kilo Watt KWK Kraft-Wärme-Kopplung KWKG Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz LANUV Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen LED Light Emitting Diode LEED Leadership in Energy and Environmental Design LKW Lastkraftwagen Mio Million MIV Motorisierter Individualverkehr Ministeriums für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucher- MUNLV schutz des Landes Nordrhein-Westfalen MW Mega Watt MWh Mega-Wattstunde N2O Lachgas NaWaRo Nachwachsende Rohstoffe Nfz Nutzfahrzeug NRW Nordrhein-Westfalen ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr P+R Park and ride Pkm Personenkilometer PKW Personenkraftverkehr PV Photovoltaik rd. rund RECS Renewable Energy Certificates System REN Rationale Energieverwendung und Nutzung unerschöpflicher Energiequellen RWE Rheinisch Westfälische Elektrizitätswerke SAGA Serviceagentur Altbausanierung SPNV Schienen-Personennahverkehr t Tonnen tkm Tonnenkilometer TREMOD Transport Emission Model Tsd. Tausend u.a. unter anderem UBA Umweltbundesamt v.a. vor allem VCD Verkehrsclub Deutschland vgl. vergleiche VHS Volkshochschule VZ Verbraucherzentrale z.B. zum Beispiel z.T. zum Teil ZFH Zweifamilienhaus 8
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht 1 Ausgangssituation und Zielsetzung Mit dem Beschluss der Bundesregierung zum Atomausstieg bis zum Jahr 2022 steuert Deutschland einem post-atomaren Zeitalter entgegen, das auch neue Anforderungen an die Energieerzeugung, -versorgung und -nutzung in den Kommunen mit sich bringt. Auf Ebene der Europäischen Union (EU), der Bundesrepublik Deutschland und der Landes- regierung NRW werden hierfür Rahmenbedingungen gesetzt und Entwicklungen initi- iert, die einen Handlungsrahmen und gleichzeitig Chancen für kommunales Klima- schutzhandeln bieten. Neben den Vorgaben der EU (z.B. Energiedienstleistungsrichtlinie 2006/32/EG, EU- Gebäuderichtlinie 2010/31/EU) und der Bundesrepublik Deutschland (z.B. Erneuerbare- Energien-Gesetz, Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz) will aktuell vor allem die Landes- regierung NRW mit ihrem Klimaschutzgesetz deutliche Impulse für den Klimaschutz geben. Die Stadt Bonn hat bereits Anfang der 1990er Jahre die Bedeutung des Klimaschutzes erkannt und in den vergangenen Jahren bereits eine Reihe von Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt oder unterstützt. Beispielhaft erwähnt seien Energieeffizienz in der Bauleitplanung: Bei allen energiepolitisch relevanten Maß- nahmen ist vor dem Hintergrund des Hauptausschussbeschlusses vom 14.11.1995 ein Energiekonzept zu erstellen und frühzeitig mit der Leitstelle Klimaschutz im Amt für Umwelt, Verbraucherschutz und Lokale Agenda abzustimmen. Gemäß Be- schluss des Rates vom 14.04.2011 (Ds-Nr. 1013444) sind zudem neu zu errichtende Wohngebäude im Zusammenhang mit vorhabenbezogenen Bebauungsplänen grundsätzlich im Standard des KFW-Effizienzhauses 55 zu errichten. Leitstelle Klimaschutz: Innerhalb des Amtes für Umwelt, Verbraucherschutz und Lokale Agenda wurde die Leitstelle Klimaschutz eingerichtet. Sie tritt in der Verwal- tung als zentrale Schnittstelle für den Klimaschutz auf, koordiniert Aktivitäten inner- halb der Verwaltung und in Kooperation mit Dritten. Bonner Energie Agentur: Am 12. Juni 2012 gründete sich der Verein Bonner Energie Agentur. 21 Organisationen aus den Bereichen Bauen, Energie, Wohnen und Finan- zierung bündeln und verknüpfen durch die neue Trägerstruktur ihre Kompetenzen unter dem Vereinsdach. Gleichzeitig wurde die eigene Beratungsstelle in der Stadt- haus-Loggia eröffnet. Von Juni bis Mitte Oktober 2012 haben 376 private Gebäude- eigentümerinnen und -eigentümer eine qualifizierte und kostenlose Erstberatung zum energieeffizienten Bauen und Sanieren wahrgenommen. Ausbau des Heizkraftwerks Nord der Stadtwerke Bonn zu einer Gas- und Dampftur- binenanlage (GuD-Anlage) mit erheblicher Erhöhung der Eigenstromproduktion und daraus resultierender Reduzierung der CO2-Emissonen in der Fernwärme- und Strombilanz. Ökoprofit gemeinsam mit dem Rhein-Sieg-Kreis: Ökoprofit (Ökologisches Projekt für integrierte Umwelttechnik) - ein Kooperationsprojekt zwischen Kommune und Wirt- schaft - wurde 2007 in Bonn eingeführt. Durch ein modular aufgebautes Beratungs- und Qualifizierungsprogramm werden die teilnehmenden Betriebe mit Unterstüt- zung durch ein Umweltberatungsunternehmen bei der Einführung und Verbesse- rung des betrieblichen Umweltmanagements unterstützt. macintosh hd:users:andreashuebner:desktop:diese woche:iksk bonn:endbericht_iksk_bonn_2013_12_10.docx 9 Stand: 10.12.2013 08:30
Bundesstadt Bonn Integriertes Klimaschutzkonzept Endbericht Starthilfekonzept Elektromobilität: Unter Federführung der Leitstelle Klimaschutz und der Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises wird gemeinsam mit den regionalen Stromversorgungsunternehmen ein Konzept zur Förderung der Elektromobilität entwickelt. Als übergeordnete Rahmenbedingung für den Klimaschutzprozess sind die politischen Zielsetzungen heranzuziehen, denen sich die Stadt Bonn verpflichtet hat. Demnach hat sich die Stadt Bonn mit ihrem Beitritt zum Klima-Bündnis e.V. zu den Einsparzielen Sen- kung der gesamtstädtischen CO2-Emissionen alle 5 Jahre um 10% (bezogen auf das Basisjahr 1990 und je Einwohner), Senkung der gesamtstädtischen CO2-Emissionen um 50% bis 2030 (bezogen auf das Basisjahr 1990 und je Einwohner) verpflichtet und lang- fristig dauerhaft ein Niveau von 2,5 Tonnen CO2-Äquivalent pro Einwohner und Jahr zu erreichen. Ebenfalls ist die Stadt Bonn dem Convenat of Mayors beigetreten, welcher eine 20 Pro- zent Reduzierung der CO2-Emissionen je Einwohner gegenüber dem Referenzjahr 1990 vorsieht. Darüber hinaus strebt die Stadt Bonn im Rahmen der gesamtstädtischen Strategie „Masterplan Energiewende“ die Senkung der gesamtstädtischen CO2-Emissionen um mindestens 40% bis 2020 (bezogen auf das Basisjahr 1990 und je Einwohner) an. Auf Basis des Beschlusses des Rates der Stadt Bonn vom 14.07.2011 ist im Rahmen dieses Konzeptes zu prüfen, mit welchen Maßnahmen und welchem finanziellen und personellen Aufwand bis 2020 eine Reduktion der CO2-Emissionen um 40% erreicht werden kann. Dabei sind die künftigen europäischen, deutschen und nordrhein-westfälischen Rah- menbedingungen optimal aufzunehmen und möglichst alle wirtschaftlichen Einsparpo- tenziale zu erschließen (siehe Bild 1). Bild 1: Wirkungsgefüge lokalspezifischer Klimaschutzaktivitäten und umweltpoliti- scher Rahmenbedingungen 10