Sehr geehrte Frau Beitz,
vielen Dank für Ihre Anfrage an die Bayerische Staatsregierung zur Erforschung von Long-COVID und dem Post-Vac-Syndrom. Das Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) wurde gebeten, Ihnen zu antworten.
Konkret möchten Sie alle Dokumente, Unterlagen, Aufzeichnungen, Notizen und Protokolle erhalten, in denen aktuelle und/oder abgeschlossene Forschungsprojekte sowie zukünftige Forschungsvorhaben be-/genannt werden, die die Entwicklung von Testkonzepten, Testmethoden, Testverfahren, Testkits und/oder Biomarker zum Ziel haben, mit denen zwischen einer akuten und/oder einer stattgehabten COVID-19-Infektion sowie einer stattgehabten COVID-19-Impfung eindeutig und eineindeutig unterschieden werden kann.
Aufgrund Ihrer Einleitung gehen wir davon aus, dass sich die Anfrage auf alle Forschungsvorhaben zum Zusammenhang zwischen Long-/Post-COVID und einer vorangegangenen Infektion oder Impfung bezieht.
Für eine derart weitreichende Auskunft („aktuell, abgeschlossen, zukünftig“ sowie „alle Dokumente, Unterlagen“ etc.) bitten wir zum einen um eine Darlegung Ihres eigenen berechtigten Interesses entsprechend Art. 39 Abs. 1 Satz 1 BayDSG und weisen Sie darüber hinaus darauf hin, dass hierfür Gebühren nach Art. 6 Abs. 1 S. 1, 3 KG anfallen. Die Kosten hierfür können sich - je nach Aufwand - auf bis zu 25.000 € bemessen. Wir bitten Sie demnach im Vorfeld um Ihre Zustimmung zur Erhebung der Gebühren innerhalb des Kostenrahmens nach Art. 6 Abs. 1 S. 1, 3 KG.
Ungeachtet dessen geben wir Ihnen gerne einen Überblick über die Vorhaben, welche durch das StMGP in den letzten Jahren zu den von Ihnen angesprochenen Krankheitsbildern gefördert wurden.
Das StMGP hat den Versorgungs- und Forschungsbedarf im Kontext von Long-/Post-COVID frühzeitig erkannt und ist deshalb seit langem darum bemüht, die Versorgung der an Post- bzw. Long-COVID leidenden Personen stets zu verbessern, weiterzuführen und weiterzuentwickeln. So wurde bereits Anfang 2021 und eingebettet in den Rahmen des Bayerischen Aktionsplans Post-COVID-Syndrom ein Runder Tisch zum Thema „Stärkung der Rehabilitation und Nachsorge nach COVID-19-Erkrankung in Bayern“ einberufen.
Darauf aufbauend wurde eine fortlaufende Arbeitsgruppe „Indikation Post-COVID-Syndrom“ auf Fachebene eingerichtet. Im Zuge dieser Arbeitsgruppe findet nach wie vor ein regelmäßiger Austausch und eine zunehmende Vernetzung von Vertretern der Leistungserbringer, Kostenträger, Wissenschaft, Verwaltung sowie Betroffenen statt. Im Rahmen der Arbeitsgruppensitzungen besteht zudem die Möglichkeit zur laufenden Sensibilisierung und Koordinierung relevanter Akteure. Zuletzt trat die Arbeitsgruppe am 07.12.2023 zusammen.
Bereits im Jahr 2021 wurde durch die Staatsregierung die erste Förderinitiative zur Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom (PCS) in Höhe von fünf Millionen Euro aufgelegt. Ziele sind die Verbesserung der Erkenntnislage und der Versorgung von Betroffenen aller Altersgruppen mit Post-COVID-Syndrom. Im Rahmen der Förderinitiative wurden sieben innovative Therapieansätze und multidisziplinäre Versorgungsprojekte inklusive deren wissenschaftlicher Evaluation sowohl in der ambulanten als auch in der stationären Versorgung gefördert.
Detaillierte Projektsteckbriefe und erste Forschungsergebnisse der 1. Förderinitiative Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom sind auf der Homepage des Staatsministeriums für Gesundheit, Pflege und Prävention (StMGP) unter
https://www.stmgp.bayern.de/gesundheitsversorgung/post-covid/#erste-foerderinitiative sowie auf der Homepage des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) unter
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/gesundheitsversorgung/foerderinitiative_post_covid_syndrom/foerderinitiative_pcs_2021.htm abrufbar.
Die Staatsregierung ist weiterhin bestrebt, den Erkenntnisgewinn und die Versorgung bei Long/Post-COVID zu verbessern. Aus diesem Grund wurden im Jahr 2023 erneut fünf Millionen Euro – und somit insgesamt zehn Millionen Euro – für eine weitere Förderrunde „Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom“ bereitgestellt. Neben einem relevanten Erkenntnisgewinn, inwiefern die Funktionsfähigkeit der Betroffenen verbessert werden kann, liegt der Fokus insbesondere auf der perspektivischen Übertragung der Projekte in die Regelversorgung. Die Projekte der zweiten Förderrunde starteten im Herbst 2023 und laufen bis zum Ende diesen Jahres.
Detaillierte Projektsteckbriefe der 2. Förderinitiative Versorgungsforschung zum Post-COVID-Syndrom sind ebenfalls auf der Homepage des StMGP unter
https://www.stmgp.bayern.de/gesundheitsversorgung/post-covid/ sowie auf der Homepage des LGL unter
https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/gesundheitsversorgung/foerderinitiative_post_covid_syndrom/foerderinitiative_pcs_2_0.htm abrufbar.
Im Rahmen der Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen zur Steigerung der medizinischen Qualität in den bayerischen hochprädikatisierten Kurorten und Heilbädern sowie anerkannten Heilquellen- und Moorkurbetrieben, kurz KuHeMo-FöR, wurde das Projekt „Post-/Long-COVID Kurort“ in Bad Aibling mit bis zu 270.000 € unterstützt (vgl. Link:
https://www.schoen-klinik.de/bad-aibling-harthausen/pressebereich/pressemitteilung/10054). Im Fokus des geförderten Modellprojektes steht die ambulante, vorrangig neurologische Versorgung von Post-/Long COVID-Patientinnen und -Patienten speziell in einem Kurort. Der Kurort Bad Aibling will mit seinem umfassenden Angebot einen Beitrag zur Behandlung und zur Wiedererlangung von Teilhabe und Lebensqualität im beruflichen und privaten Leben leisten. Im Rahmen dieses Modellprojekts wird ein interdisziplinäres Therapieangebot für Patientinnen und Patienten entwickelt, dass aus einer Vor-Ort Behandlung über zwei Wochen und anschließender digitaler Weiterbehandlung besteht. Das Projekt lief bis einschließlich zum Ende des Jahres 2023. Der Abschlussbericht und eine entsprechende Publikation werden im 1. Quartal 2024 erwartet.
Die Ludwig-Maximilians-Universität München führte in Kooperation mit der Katholischen Stiftungshochschule München sowie den Universitätskliniken Würzburg und Erlangen vom 01.03.2021 bis 31.12.2023 die vom StMGP geförderte „Studie Bayerischer ambulanter COVID-19 Monitor in der Langzeitpflege“ (BaCoM) durch. Ziel dieser Studie ist eine Verbesserung des Verständnisses der physiologischen, klinischen, psychischen und sozialen Auswirkungen von COVID-19 auf Pflegebedürftige, sowie Auswirkungen auf ihre Pflegekräfte, pflegende An- und Zugehörige sowie auf Hausärztinnen und Hausärzte in Bayern. Im Rahmen der Studie werden auch die Auswirkungen der Pandemie auf Menschen mit Demenz und deren pflegende An- und Zugehörige untersucht. Hierfür sammelt und analysiert die Studie unter anderem Daten zu gesundheitlichen Folgen der Covid-19-Pandemie wie Long-COVID oder Depression sowie deren Risikofaktoren. Auch erfasst die Studie die Folgen psychischer und physischer Belastungen der versorgenden Pflegekräfte und Angehörigen – darunter Burnout und Depression gemeinsam mit den Strukturmerkmalen der Pflegeeinrichtungen und Haushalte.
Neben der Unterstützung der Long/Post-COVID-Forschung wurde auch ein eigenes Internetportal (s. Link:
https://www.stmgp.bayern.de/coronavirus/post-covid/) mit Informationen für die Bürger zu Krankheitsbild, Versorgungsstrukturen und weiteren Kontaktstellen eingerichtet. Dieses Angebot wird kontinuierlich weiterentwickelt und aktualisiert.
Das StMGP fördert zudem das Forschungsvorhaben „REFORME – Resilienz, Forschung, Rehabilitation und Mechanismen der Erholung“ von Frau Prof. Traidl-Hoffmann am Universitätsklinikum Augsburg. Ziel dieses Forschungsvorhabens ist der Aufbau eines Registers für Patientinnen und Patienten mit komplexer Beschwerdesymptomatik nach Impfungen und Infektionen mit Fokus auf SARS-CoV-2.
Mit freundlichen Grüßen