Sehr geehrte Frau Jahn,
vielen Dank für Ihre Anfrage vom 9. März 2024, mit der Sie auf der Grundlage des Informationsfreiheitsgesetzes um Informationen zum Outreach-Programm in Berlin bitten, welche Museen damit arbeiten und wie die Kulturvermittlung gehandhabt wird.
Zwar gibt es bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) kein eigenes Programm mit einem eigenen Haushaltstitel, welches den Namen Outreach-Programm trägt, jedoch ist das Ziel, das mit dem Begriff Outreach-Programm oder Outreach-Projekt verbunden wird, Maßnahmen zu ergreifen, um alle Menschen für kulturelle Angebote zu begeistern – Menschen jeden Alters, in ländlichen Räumen oder in Metropolen, mit und ohne Zuwanderungsgeschichte, mit oder ohne Einschränkungen und insbesondere jene zu erreichen, die bisher nur selten oder auch gar keinen Zugang zu Kultur haben, eines der wichtigsten kulturpolitischen Anliegen des Bundes. Nähere Informationen finden auf unserer Website unter
https://www.kulturstaatsministerin.de/DE/kunst-und-kulturfoerderung/kulturelle-teilhabe/kulturelle-teilhabe_node.html. .
Unter dem nachfolgenden Link sind einzelne Modellprojekte aufgeführt
https://www.kulturstaatsministerin.de/DE/kunst-und-kulturfoerderung/kulturelle-teilhabe/modellprojekte/modellprojekte_node.html
Um das Kulturangebot in ländlichen Regionen zu stärken, hat die BKM von 2019 bis 2025 mit Mitteln aus dem Bundesprogramm Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus) des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) das Programm „Kultur in ländlichen Räumen“ durchgeführt. Damit wurden unter anderem Soforthilfeprogramme für Kinos, Bibliotheken, Heimatmuseen und Kulturzentren sowie vielfältige Kulturprojekte in Kommunen bis 20.000 Einwohner gefördert,
https://www.kulturstaatsministerin.de/DE/kunst-und-kulturfoerderung/kultur-in-laendlichen-raeumen/kultur-in-laendlichen-raeumen_node.html.
Derzeit werden noch mobile Formate entwickelt, durch die Kulturangebote aus der Stadt die Menschen in ländlichen Räumen erreichen können. Das Projekt „Weg und hin“ im Haus Bastian etwa bringt Brandenburger Schülerinnen und Schülern die kulturellen Schätze von Berliner Museen näher:
https://www.smb.museum/museen-einrichtungen/haus-bastian-zentrum-fuer-kulturelle-bildung/projekte/weg-und-hin-museen-erweitern-ihre-wirkungsbereiche/ .
Im Herbst 2019 startete „Weg und hin! Museen erweitern ihre Wirkungsbereiche“. Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler sowie und Lehrerinnen und Lehrer ländlicher Räume. Exemplarisch wird untersucht, wie Museen ihre Wirkungsbereiche erweitern, in ländliche Räume ausstrahlen sowie Brücken zwischen städtischen und ländlichen Bildungsräumen spannen können.
Im Praxisforschungsprojekt „Verstärker mobil“ wird an der Verzahnung von kultureller Bildung in städtischen und ländlichen Räumen gearbeitet. Mit dem Blick auf die Nutzergruppe Schülerinnen und Schüler werden Angebote entwickelt, die an verschiedenen Orten wirksam werden: in Schulen in Brandenburg, auf der Museumsinsel Berlin und im Haus Bastian. Die Entwicklung attraktiver didaktischer Materialien (großer Materialboxen sowie hybrider Vermittlungstools, die analoges und digitales Lernen verknüpfen) wird als eine Möglichkeit erprobt, um Schüler*innen in ländlichen und oft zugleich sozialräumlich benachteiligten Lagen, Zugänge zu Kunst- und Kultur aufzuzeigen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen befähigt werden, eigene Erfahrungen in die Projektarbeit einzubringen, neue Kompetenzen aufzubauen bzw. vorhandene zu erweitern. Im Rahmen eines Projekttags auf der Museumsinsel und im Haus Bastian verschmelzen Kompetenz- und Erlebnisräume. Kulturelle Teilhabe erfährt eine weitere Dimension. In begleitenden Fortbildungsreihen in Berlin und Brandenburg erweitern Lehrerinnen und Lehrer/Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ihre Kompetenzen im Bereich der kulturellen Bildungsarbeit. Sie erproben die Materialien und bringen ihre Erfahrungen in deren Weiterentwicklung ein. Neben einer Stärkung von Lehrenden in künstlerischen und musischen Fächern, dient das Projekt der Bildung von Netzwerken in ländlichen Bildungslandschaften sowie der Verbindung von Stadt und Land.
Die seit Projektstart definierten Ziele der Integration von gesellschaftlichen Gruppen, die bislang wenig oder gar nicht in Museen anzutreffen sind, wurde bei „Weg und hin 2.0“ verstetigt. Einhergehend mit den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie soll in den Jahren 2022 bis 2024 zudem das Augenmerk verstärkt auf die Zusammenarbeit mit Schulen aus sozialräumlich benachteiligten Lagen gerichtet werden. Erste Studien legen nahe, dass sich die Risiken für Bildungsbenachteiligung von Kindern und Jugendlichen aus Brandenburg durch die Pandemie verstärkt haben. Schüler*innen aus kleinen Städten und Gemeinden sind in besonderem Maße betroffen.
Mit dem Projekt JMB on.tour wurden bisher 78.000 Jugendliche an über 600 Schulen in allen Bundesländern erreicht. Seit mehr als 15 Jahren kommt das Jüdische Museum Berlin mit JMB on.tour zu Schülerinnen und Schülern in ganz Deutschland:
https://www.jmberlin.de/on-tour. Die Programme vermitteln altersgerecht Wissen zu deutsch-jüdischer Kultur, Geschichte und Gegenwart für Jugendliche ab 12 Jahren und junge Erwachsene. Das Angebot umfasst vier interaktive Workshops für vier Schulklassen pro Tag und gibt Raum für einen offenen Austausch, der durch Museumsvermittlerinnen und Museumsvermittler geleitet wird.
Ein vollständige Liste, welche der 170 Berliner Museen entsprechende Vermittlungsangebote haben, sind nicht in unseren Akten, da der Bund in Berlin nur einige Museen fördert, die von nationaler Bedeutung sind.
Mit freundlichen Grüßen