Sehr << Antragsteller:in >>
auf Ihre Anfrage vom 21. Mai 2022 nach dem Informationsfreiheitsgesetz nehme ich wie folgt Stellung:
1) Die gewünschten Warnmeldungen, sowie Vorarbinformationen, die für den Raum Paderborn, insbesondere den vom Tornado betroffenen Bereich aktiv waren, 1630 - 1745 (inkl. Zeitstempel), entnehmen Sie bitte der beigefügten Anlage "20220520_Warnchronologie_Paderborn.pdf".
2) Hatte der DWD zu diesem Zeitpunkt (16:38 Uhr - 1700 Uhr) Kenntnis von der TVS?
Das Tornadopotential der Paderborn-Zelle wurde durch die Meteorologen vom Dienst gegen 16:50 Uhr MESZ erkannt - dies lag zeitlich gesehen zwischen den beiden von Ihnen angegebenen Screenshots (16:30 und 17:15 Uhr). Diese Beurteilung orientierte sich an weiteren Radarprodukten und der Mesozyklonen-Erkennung.
3) Wurde die Zeit genutzt, um entsprechende Warnungen vor einem radar - bestätigten Tornado auszugeben?
Wenn ja, welche Warnmittel wurden genutzt?
Etwa um 16:55 MESZ erfolgte die telefonische Absprache zwischen der Vorhersage- und Beratungszentrale (VBZ) und der für die Warnausgabe zuständigen Regionalen Wetterberatung (RWB) in Essen, die Zelle mit einem Tornadohinweise zu versehen. Diese violette Warnung hat den Zeitstempel 17:01 MESZ, die rote Unwetterwarnung lief bereits zuvor. Zeitgleich erfolgte eine Nutzermeldung zu einer Tornadosichtung in Lippstadt an den DWD (leider ohne Bild), von deren Stärke die Kolleginnen und Kollegen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine Kenntnis hatten (erst gegen 17:30 tauchten Bilder und Videos auf). Daher handelte es sich bei der ausgegebenen Warnung um eine "Verdachtswarnung".
4) Gab es zwischen der Stadt Paderborn, Feuerwehr / KatS und DWD Kontakt? Wenn ja, wann, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?
Bereits am Vortag fand um 9.30 Uhr eine Videokonferenz mit dem Innenministerium und Umweltministerium u.a. mit Hinweis auf Tornadogefahr am Freitag statt. Am Freitag den 20.5.22 folgten weitere Konferenzen um 9.30 Uhr und 14.30 Uhr mit den gleichen TeilnehmerInnen sowie dem Schulministerium NRW, wieder mit Hinweis auf mögliche Tornados. Diese Gespräche hatten u.a. zu Mitteilungen (auch über social Media) des Innenministers NRW und später des Ministerpräsidenten NRW geführt, Aktivitäten im Freien zu meiden. Zu dem Zeitpunkt der Warnausgabe erfolgte (wie in der Videokonferenz abgesprochen) ein Anruf beim Lagezentrum NRW darüber, dass Tornados aufgetreten sind und weitere erwartet werden.
5) Wie wird der DWD in Zukunft die Öffentlichkeit über extreme Wettergefahren warnen und informieren, damit möglichst viele Menschen wissen, was z.B. bei einem Tornado zu tun ist?
Der DWD verfügt bereits jetzt über ein effektives Warnmanagement und warnt auf dem Stand der Wissenschaft mit neuesten Methoden. Darüber hinaus wird das Warnmanagement konstant an neue Entwicklungen angepasst. Im Rahmen des Projektes Sinfony ist der DWD z.B. aktuell dabei, die automatische Erkennung von tornadoverdächtigen Gewitterzellen weiter zu verbessern. Auch werden die Warnungen des DWD künftig über eine Schnittstelle in das Modulare Warnsystem des Bundes so eingesteuert, dass unmittelbar über alle möglichen Warnsysteme (Sirenen, Cellbroadcast ..) vor Tornados gewarnt werden kann. Dennoch bitte ich zu bedenken, dass eine Warnung vor Tornados aufgrund der kleinräumigen und kurzlebigen Spur auch in Zukunft allenfalls nur sehr kurzzeitig erfolgen können.
Ich hoffe, Ihre Fragen damit beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Liebe Grüße!