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(\ Flughafen Hamburg
N

Planfeststellungsverfahren

Vorfeld 2

16 Materialband zur Umweltverträglichkeitsuntersuchung (UVU)

Lärmmedizinisches Gutachten

Band 23

Kapitel 16
1

Lärmmedizinisches Gutachten

Hamburger Flughafen
Vorfeld II

Hauptteil
2

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis
1 Aufgabenstellung

2 Einleitung
2.1 Lärm und Lärmwirkungen
2.2 Lärm, Streß, Beanspruchung
2.3 Akustische Wahrnehmung in Beziehung zur Aktivierung
2.3.1 Grundlagen der Aktivierungstheorie
2.3.2 Schallereignis und Aktivierung
2.3.3 Aktivierung und Leistung
2.3.4 Erwünschte und unerwünschte Aktivierung
2.3.5 Unerwünschte Aktivierung und Regulation
2.4 Betrachtung zur Beziehung zwischen Streß und Aktivierung
2.5 Lärm und chronobiologische Aspekte

2.6 Einige Bemerkungen zum Streßhormon Kortisol und dem
zirkadianen Rhythmus

2.7 Lärm und die Struktur des Schlafes
2.8 Zur gesundheitsschädigenden Wirkung des Lärms
2.9 Lärm und Lebensqualität

3 Konzeption zur Erstellung des Gutachtens
3.1 Einleitung
3.2 Kurzbeschreibung
3.3 Erläuterungen und Definitionen

4 Kenntnisstand der Lärmwirkungsforschung
4.1 Hörverlust (Anhang B, Kap. 4)
4.2 Vegetativ-hormonelle Beanspruchung (Anhang B, Kap. 4)
4.3 Schlafstörungen (Anhang B, Kap. 5)
4.4 Belästigung (Anhang B, Kap. 6)
4.5 Störungen einzelner Tätigkeiten (Anhang B, Kap. 6)

5 Zeitbereiche der Zumutbarkeitsgrenzen auf der Grundlage
chronobiologischer Erkenntnisse
5.1 Vorstellung des Modells

5.2 Zumutbarkeitsgrenzen für Fluglärm unter Beachtung der
zirkadianen Rhythmik

5.2.1 Risikogruppen
5.3 Chronobiologische Begründung
5.3.1 Grundlagen für die Definition der Zeitbereiche
5.3.2 Chronobiologische Charakterisierung der Zeitbereiche

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15
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3

5.4 Bildbeschreibungen
5.5 Ergebnismatritzen

6 Charakterisierung der Umgebung des Hamburger Flughafens
6.1 Geographische Lage und Ausdehnung des Beurteilungsgebietes
6.2 Statistische Angaben von 1995

6.3 Zuordnung der statistischen Einheiten zu den Stadtbezirken
und ihre Bevölkerungsstruktur

6.4 Schallschutzprogramme

7 Lärmmedizinische Bewertung
7.1 Beschreibung der lärmmedizinischen Bewertung
7.1.1 Grundsätzliches zur Vorgehensweise
7.1.2 Bewertungskriterien
7.1.3 Zumutbarkeitsgrenzen
7.1.3.1 Zeitbereich I (6:00 bis 12:30 Uhr)
7.1.3.2 Zeitbereich 2 (12:30 bis 13:30 Uhr)
7.1.3.3 Zeitbereich 3 (13:30 bis 19:00 Uhr)
7.1.3.4 Zeitbereich 4 (19:00 bis 22:00 Uhr)
7.1.3.5 Zeitbereiche 5 und 6 (22:00 - 1:00 Uhr; 1:00 - 6:00 Uhr)
7.1.4 Zuordnung des Handlungsbedarfs
7.1.5 Besonderheiten
7.1.6 Ermittlung der 24h-Beanspruchung
7.2 Bewertungsbögen
7.2.1 Erläuterungen zu den Bewertungsbögen
7.3 Anmerkungen zum Zeitbereich 5
7.4 Präventivmedizinischer Handlungsbedarf bei Fluglärm und Boden-/Fluglärm
7.4.1 Index des präventiven Handlungsbedarfs
7.4.2 Vergleich der verschiedenen Ausbaustufen
7.4.3 Vergleich von Fluglärm und Boden-/Fluglärm in jeder Ausbaustufe

8 Schlußfolgerungen und Empfehlungen

Abbildungsverzeichnis
Kapitel 1

Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel

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I

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82

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86
86
86
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86
87
87
4

Tabellenverzeichnis

Kapitel
Kapitel
Kapite
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel

Literaturverzeichnis

Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel

1

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III

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93
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Abkürzungsverzeichnis

AO

Al

A2

A3
ACTH
ALM
ARAS
ber.
cAMP
dB(A)
dB(AD)
DIN
DRC
EEG
EFN
EKG
EMG
EOG
f

FBN
gem.

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HVS
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ILO

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Ke
Kiz

Ausgangssituation

Ausbaustufe |

Ausbaustufe 2

Ausbaustufe 3

Adrenocorticotropes Hormon

Allgemeines Lineares Modell

Aszendierendes Retikuläres Aktivierungssystem
berechnet

cyclo Adenosinmonophosphat

Dezibel, A-bewertet

Dezibel, AI steht für "Zeitbewertung Impuls"
Deutsches Institut für Normung

Damage-Risk Contours (Gehörschadenrisikokurven)
Elektroenzephalogramm

Norwegisches Fluglärmmaß
Elektrokardiogramm

Elektromyogramm

Elektrookulogramm

female/weiblich

schwedische Einheit für einen zeitlich gewichteten Mittelungspegel
Gemessen

Stunde

Hydroxy-Vanillin-Mandelsäure

Ischämische Herzkrankheiten

International Labour Organisation
(Internationale Arbeitsorganisation der UNO)

Institut für praxisorientierte Sozialforschung

Kosteneinheit

Kraftfahrzeug

A-bewerteter äquivalenter Dauerschallpegel, Mittelungspegel
A-bewerteter Maximalpegel

Day - Night Noise Level (über Tag und Nacht gemittelter
Lärmpegel)

Äquivalenter Dauerschallpegel

Noise Exposure Level :äquivalenter Dauerschallpegel eines
repräsentativen 8 Stunden Arbeitstages

Lastkraftwagen
6

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N2

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PSYCHINFO
PSYNDEX
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RR

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SOLIS

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TTS

ULIT
UNO

VMS
WHO

Maximalpegel

Überschreitungspegel (Lärmpegel, der in N Prozent der Meßzeit
überschritten wird)

Spitzenpegel

modifizierter L,.,, Beiträge < 40 dB(A) werden nicht
berücksichtigt

male/männlich

Mündlich

Minute

Anzahl der Fahrzeuge pro Nacht

Nullvariante |

Nullvariante 2

Nullvariante 3

Anzahl der Fahrzeuge pro Nacht mit Spitzenpegel über 50 dB(A)
Anzahl der Fahrzeuge pro Nacht mit Spitzenpegel über 55 dB(A)
Noise Exposure Forecast (Lärmbelastungsvoraussage)

Noise Induced Permanent Threshold Shift (Lärmbedingter
Hörverlust)

Noise and Numder Index

Non Rapid Eye Movement (Nicht-Traumschlaf)
Peripheres Nervensystem

Name einer Datenbank

Name einer Datenbank

Rapid Eye Movement (Traumschlaf)

Relative Risiken

Sekunde

Schriftlich

Sound Exposure Level (Lärmimmissionspegel)
Name einer Datenbank

telefonisch

Traffic Noise Index (Verkehrslärmindex)

Temporary Threshold Shift (Zeitweilige
Hörschwellenverschiebung)

Name einer Datenbank

United Nation Organisation

Verein Deutscher IngenieurInnen

Vanillin-Mandelsäure

World Health Organistion (Weltgesundheitsorganisation)
Zentrales Nervensystem
7

1 Aufgabenstellung

Das vorliegende lärmmedizinische Gutachten ist im Auftrag der Flughafen Hamburg GmbH
erstellt worden. Die Flughafen Hamburg GmbH plant, im Bereich des Vorfeldes 2 des
Flughafengeländes weitere 22 Abfertigungspositionen, sowie eine Hubschrauberlandefläche
(Sonderposition) in insgesamt 3 Ausbaustufen, die bis zum Jahre 2010 fertigestellt sein sollen,
zu bauen. Dadurch soll ermöglicht werden, daß das bis zum Jahre 2010 erwartete höhere
Flugverkehrsaufkommen in Spitzenzeiten ohne Verzögerungen abgefertigt werden kann, um
Verspätungen und Warteschleifen am Himmel zu minimieren.

Zur Beurteilung der zu erwartenden Lärmbelastung werden die in den lärmphysikalischen
Gutachten dargelegten Lärmimmissionswerte in den einzelnen Ausbaustufen betrachtet. Diese
wurden zum einen für das Jahr nach Erreichen der Kapazitätsgrenze der Ausbaustufe und zum
anderen für die gleichen Jahre bei Unterlassung des Ausbaus (Nullvariante) errechnet. So
ergeben sich zusammen mit den Daten für die derzeitige Situation (Ausgangssituation)
insgesamt 7 Szenarien (vgl. Kap. 7 und Anhang GH

Szenario 1: AO: Ausgangssituation (im Jahre 1995)
Szenario 2: Al: Ausbaustufe 1 (bis ca. 2001)

Szenario 3: N1: Nullvariante 1, d.h. zu erwartende Lärmbelastung
im Jahre 2001 ohne Ausbau

Szenario 4: A2: Ausbaustufe 2 (bis ca. 2004)

Szenario 5: N2: Nullvariante 2, d.h. zu erwartende Lärmbelastung
im Jahre 2004 ohne Ausbau (weder Ausbaustufe 1 noch 2)

Szenario 6: A3: Ausbaustufe 3 (bis ca. 2010)

Szenario 7: N3: Nullvariante 3, d.h. zu erwartende Lärmbelastung
im Jahre 2010 ohne Ausbau (weder Ausbaustufe I noch 2 noch 3)

Die Beurteilung der gesundheitlichen Auswirkungen auf die in der Umgebung des Flughafens
wohnende Bevölkerung wird anhand der neuesten lärmmedizinischen Erkenntnisse
durchgeführt.

Für die Beurteilung der Lärmwirkungen wird nicht nur zwischen Tag und Nacht unterschieden,
sondern auch verschiedene Tages- und Nachtzeiten berücksichtigt. Deshalb wurde mit den
Autoren der lärmphysikalischen Gutachten die Berechnung folgender Lärmmaße in
vorgegebenen Beurteilungszeitbereichen vereinbart.

Es werden insgesamt 6 Zeitbereiche unterschieden:
Zeitbereich 1: 06:00 - 12:30 Uhr
Zeitbereich 2: 12:30 - 13:30 Uhr
Zeitbereich 3: 13:30 - 19:00 Uhr
Zeitbereich 4: 19:00 - 22:00 Uhr
Zeitbereich 5: 22:00 - 01:00 Uhr
Zeitbereich 6: 01:00 - 06:00 Uhr

II

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8

Hauptteil Kapitel 1: Aufgabenstellung

In diesen Zeitbereichen wurden für die 6 verkehrsreichsten Monate des Jahres in jeder
Beurteilungssituation die Kurven gleicher Schallast (Isokonturen) berechnet, und zwar:

für die Zeitbereiche 1 - 4:

der L,..(q=3),außen

im Bereich 60 dB(A) bis 80 dB(A) in 5 dB(A)-Schritten
der Limax,außen (2 x erreicht oder überschritten)

im Bereich 75 dB(A) bis 100 dB(A) in 5 dB(A)-Schritten
der L4max,außen (3 x erreicht oder überschritten)

im Bereich 75 dB(A) bis 100 dB(A) in 5 dB(A)-Schritten

für die Zeitbereiche 5 - 6:

derL,. g (q=3),außen

im Bereich 50 dB(A) bis 70 dB(A) in 5 dB(A)-Schritten
der Lama außen (2 x erreicht oder überschritten)

im Bereich 55 dB(A) bis 80 dB(A) in 5 dB(A)-Schritten
der Lamay,außen (1 x erreicht oder überschritten)

im Bereich 55 dB(A) bis 80 dB(A) in 5 dB(A)-Schritten

(Nähere Angaben zu den Lärmmaßen finden sich im Anhang B, Kap. 1)

Durch einen Vergleich der Anzahl der Betroffenenen und durch die Bestimmung des Grades
der Betroffenheit in den jeweiligen Zeitbereichen erfolgt eine Gesamteinschätzung der
verschiedenen Szenarien. Es werden Empfehlungen gegeben, um die Flughafenanwohner vor
Gesundheitsbeeinträchtigungen zu schützen.

EG
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2 Einleitung

2.1 Lärm und Lärmwirkungen

Im Laufe seines Lebens erfährt jeder Mensch, daß Schall sowohl erwünschter als auch
unerwünschter Natur sein kann. Ein erwünschter Schall kann die Kommunikation durch
Sprache oder das Hören von Musik sein. Weniger bewußt sind die akustische Orientierung und
Umweltüberwachung. Unser Gehör ist entwicklungsgeschichtlich als ”Warnorgan”
einzustufen, das wir demzufolge nicht - wie die Augen - verschließen können. Als
unerwünschter Schall sind z.B. laute Verkehrsgeräusche oder auch Industriegeräusche bekannt.
Prinzipiell kann jedoch jedes Schallereignis unerwünscht sein.

Ist Schall unerwünscht oder gefährdet er die Gesundheit, so wird der Schall gemäß der
DIN 1320 als Lärm bezeichnet.

Lärm ist nicht die einfache Einwirkung eines physikalischen Reizes, sondern die Einwirkung
eines Stimulators, der vielfältige psychophysiologische Regelkreise und biologische Rhythmen
und somit mannigfaltige Emotionen, Gedanken und Verhaltensäußerungen auslöst.

la. Lärm stört und belästigt. (vgl. Anhang B, Kap. 6)

1b. Lärm macht nervös, reizbar, erschreckt, verursacht Angst, vermindert die
Leistung und Konzentrationsfähigkeit bei geistigen Tätigkeiten und führt zur
schnellen Ermüdung (Übermüdung). (vgl. Anhang B, Kap. 6)

2. Lärm verursacht Störungen und Dysregulationen in extraauralen Funktionen,
besonders in jenen des vegetativ-hormonellen Systems (vgl. Anhang B, Kap. 4).

3. Lärm, besonders intermittierender Lärm, stört die biologische und psychische
Schlafstruktur und vermindert die Qualität der nächtlichen Erholung. (vgl.
Anhang B, Kap. 5)

4. Lärm kann die zeitliche Regulation (die sogenannte innere Uhr) stören und zur
Desynchronose führen. (vgl. Kap. 5)

5, Intensiver Lärm kann zu Gehörverlusten führen. (vgl. Anhang B, Kap. 4).

Lärm ist für die meisten Menschen ein Umweltfaktor, der negative Emotionen hervorruft oder
mit dem sie negative Handlungen assoziieren. Das Lärmerlebnis und die dabei ablaufenden
veränderten Funktionen können in das Gedächtnis des Menschen als Pathologien eingeprägt
werden. Besonders störend ist nächtlicher Lärm und hier vor allem intermittierender Lärm, bei
dem sich die folgenden Prozesse vollziehen.

l. Einschlafstörungen oder Erwachen durch einzelne Lärmereignisse

2. Erwartungseffekte (wann wird mich der nächste LKW, das nächste Flugzeug
stören?) verbunden mit Angst.

Lärmärger-Lärmangst, die sich aufschaukeln und die Spannung erhöhen.
Sensibilisierung, d.h. erhebliche Steigerung der Lärmempfindlichkeit und -angst.
Permanente Lärmaversion

6. Konditionierung, Einprägen ins Gedächtnis

m

Auf diese Weise können Lärmwirkungen neurotische Störungen auslösen [Schuschke 1976].

 

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