Verschlusssache Prüfung

Seit 5 Jahren kämpfen FragDenStaat und Wikimedia Deutschland gemeinsam für die Veröffentlichung von alten Prüfungsaufgaben. Denn nichts hilft besser beim Lernen, als die Orientierung an Altklausuren und deren Lösungen.

Was spricht gegen die Veröffentlichung?

Wir finden: Nichts. Ganz im Gegenteil. Nur weigern sich viele Kultusministerien, die Aufgaben einfach online zu stellen. Begründung:  Zu aufwendig und fehlende Lizenzierungen von Inhalten, wie z.B. Zeitungsartikel in der Deutschklausur oder einer historische Zeichnung in der Biologie.

Die Situation ist ein nicht zu akzeptierender Flickenteppich!

Bildung ist Ländersache! Ja, ja. Wissen wir. 16 Bundesländer = 16 mal anderer Umgang mit alten Prüfungsaufgaben. Wir steigen langsam auch nicht mehr durch und finden, das kann man auch keinen Schüler*innen zumuten!

In NRW gibt es passwortgeschützte Zugänge zu den Prüfungen, in Baden-Württemberg haben nur Lehrer*innen Zugriff. Hamburg streicht die Anfragemöglichkeit der Aufgaben aus dem Transparenzgesetz, in Niedersachsen scheint das alles überhaupt kein Problem zu sein. Wüsstest Du, wie es in deinem Bundesland aussieht?

Das Urheberrecht lassen wir als Argumentation nicht gelten!

Ja, natürlich gibt es Aufgaben, in denen Fremdinhalte enthalten sind. Aber es gibt Work Arounds, die Niedersachsen und Schleswig Holstein bereits nutzen: Statt der Abbildung einfach eine Quellenangabe oder Link einfügen. Oder die Aufgaben zum individuellen Download anbieten. Oder gleich was am Urheberrecht bei Bildungsthemen ändern.

Die kostenpflichtigen roten Hefte sind absolut keine Lösung des Problems!

In einem Vorgehen ähneln sich einige Bundesländer: Sie verscherbeln die Aufgaben für einen schmalen Taler an den privaten Stark Verlag, der dann die Prüflinge zur Kasse bittet und damit jährlich mehrere Millionen Umsatz macht. 15 Euro kostet ein Heft pro Fach, das summiert sich schnell. Deine Familie kann sich das nicht leisten? Pech gehabt!

Das Vorgehen der Länder befördert Bildungsungerechtigkeit!

Der Staat lässt also mit Steuermitteln Prüfungsaufgaben erstellen, verkauft sie aber anschließend, anstatt sie allen Schüler*innen – ungeachtet ihrer ökonomischen Herkunft – zur Verfügung zu stellen. So geht Bildungsungerechtigkeit!

Die Pisa-Studien zeigen regelmäßig, dass der Bildungserfolg in Deutschland maßgeblich vom Einkommen des Elternhauses abhängt. Wer es sich nicht leisten kann, alte Prüfungen von einem privaten Anbieter zu kaufen, zieht bei der Vorbereitung den Kürzeren. Wir finden: Sitzen, 6!

Wir fordern: macht die alten Prüfungsaufgaben endlich frei & digital zugänglich!

Mit dieser Ungerechtigkeit muss endlich Schluss sein! Alle verdienen die gleichen Chancen, sich gut auf eine der entscheidendsten Prüfungen des Lebens vorzubereiten. Daher fordern wir von den Kultusminister*innen der Länder: Macht die alten Aufgaben den Schüler*innen zugänglich!

Was bisher geschah

Mit unserer Kampagne „Verschlusssache Prüfung“ haben wir das Thema bereits von einigen Seiten beleuchtet: Wir haben Schüler*innen dazu aufgerufen, die eigenen Prüfungsaufgaben über FragDenStaat anzufragen und haben versucht, über den Kauf von Lizenzrechten selber an die Inhalte zu kommen. Wir deckten über eine Recherche auf, dass zahlreiche Kultusministerien die Inhalte an private Verlage verscherbeln, wie z. B. den Stark Verlag. Der verdient mit den Übungsheften Millionen – ganze 82 Pozent des Gesamtgeschäftes waren es laut Bundesanzeiger im Jahr 2021. 15 Euro kostet ein Heft pro Fach, das summiert sich schnell und nicht alle Familien können sich das leisten. 
 
Die Aufgaben wurden mit öffentlichen Mitteln erstellt. Wir meinen: Sie müssen daher auch öffentlich und frei verfügbar sein! Ein guter Start ins Berufsleben darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Denn seit Jahren kritisieren Expert*innen, dass der Erfolg im Schulsystem stark vom Bildungsgrad der Eltern und der ökonomischen Herkunft abhängt. 2024 gehen wir nun einen neuen Weg und versuchen über eine Petition gemeinsam Druck zu machen.