Sehr geehrter Herr Schröter,
hier nun unsere Antworten auf Ihren Fragen.
Wenn es bald keine Fossilien Brennstoffe und Atomkraftwerke mehr geben darf und der Bürger die nicht mehr nutzen darf, woher kommt der ganze Strom im Herbst und Winter mit wenig Sonne und evtl. wenig Wind? Wie soll die Heizung und das Elektroauto betrieben werden in diesen Monaten?
Diese Frage wurde bereits in vielen Forschungsprojekten mit Hilfe von Szenarien ausführlich behandelt. Vom Umweltbundesamt sind hier insbesondere die Studien zum Treibhausgasneutralen Deutschland 2050 und RESCUE hervorzuheben. In den letzten Jahren darüber hinaus erschienene Studien, die größere Aufmerksamkeit bekamen sind z.B.:
Langfristszenarien | Langfristszenarien<
https://www.langfristszenarien.de/enertile-explorer-de/index.php>
Szenarien & Pfade | Ariadne (
ariadneprojekt.de)<
https://ariadneprojekt.de/themen/szenarien-pfade/>
Klimapfade 2.0: Klima-Studie zur Klimaneutralität in Deutschland bis 2045 | BDI<
https://bdi.eu/themenfelder/energie-und-klima/klimapfade/>
Publikation - Klimaneutrales Deutschland 2045 (
agora-energiewende.de)<
https://www.agora-energiewende.de/veroeffentlichungen/klimaneutrales-deutschland-2045>
Die Studien verwenden Modelle, um verschiedene Szenarien zu untersuchen, die sehr unterschiedliche Entwicklungen antizipieren können (die Szenarien haben also unterschiedliche Narrative). Die Modelle, Eingangsdaten und Ergebnisse werden in den Studien für gewöhnlich transparent und ausführlich dargestellt. Die Stromnachfrage wird über komplexe Modelle abgebildet, die den Strombedarf aller anderen Sektoren simulieren. Es werden also z.B. Modellierungen zu den Bedarfen der Industrie, des Verkehrs und der Wärmeerzeugung durchgeführt. In den meisten Szenarien steigt durch die zusätzlichen Stromverbraucher die Stromnachfrage in der Zukunft. Die Stromerzeugung wird in den meisten Studien mit Hilfe von stundenscharfen Strommarktmodellen simuliert. Diese Modelle prüfen, auf der Grundlage verschiedener Wetterjahre, ob zu jedem untersuchten Zeitpunkt (also über 8760 Stunden) im Jahr (auch über mehrere Jahre) ausreichend Stromerzeugung vorhanden ist.
Grundlegendes Ergebnis aller Studien ist, dass eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung der Zukunft, also ohne Atomkraft und ohne fossile Brennstoffe, vollständig auf Wind und Sonne basiert. Diese wird ergänzt durch gesicherte Leistung aus Wasserstoffkraftwerken, die vor allem in Zeiten mit wenig Wind und wenig Sonne einspringen werden. Der Wasserstoff für diese Kraftwerke wird als grüner Wasserstoff ebenfalls vollständig aus Wind- und Sonnenstrom hergestellt und somit treibhausgasneutral sein. In der RESCUE Studie des UBA wird der Wasserstoffbedarf Deutschlands vollständig in Deutschland produziert. Dadurch wird die Abhängigkeit nach Energieimporten reduziert. Je nach Szenario sind hier aber auch Importe denkbar. Diese Wasserstoffkraftwerke und die Erzeugung von grünem Wasserstoff können so die von Ihnen angesprochenen langfristig absehbaren saisonalen Schwankungen von erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne und der Nachfrage ausgleichen. Über die Stromerzeugung hinaus wird es in einem treibhausgasneutralen Stromsystem vermehrt darauf ankommen die Stromnachfrage zu flexibilisieren (z.B. über dynamische Stromtarife). Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der europäische Stromhandel. Auch hier kann ein Ausgleich erfolgen.
Über diese genannten Untersuchungen hinaus, die sehr schön aufzeigen können wie eine zukünftige treibhausgasneutrale Stromerzeugung aufgebaut sein kann, gibt es auch Untersuchungen die speziell die Versorgungssicherheit am Strommarkt untersuchen. Hier werden über die genannten stundenscharfen Modellierungen hinaus, stochastische Modellierungen mit vielen verschiedenen Wetterbedingungen und Extremwerten getestet, um sicher zu gehen, dass auch unter extremen Bedingungen eine Stromerzeugung jederzeit gewährleistet werden kann. Hier ist insbesondere der regelmäßige BNetA Monitoringbericht <
https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Fachthemen/ElektrizitaetundGas/Monitoringberichte/start.html> zu nennen. Auch das UBA hat hier bereits Analysen<
https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/energieversorgung/stromversorgung#die-zukunft-wird-elektrisch-sein> durchgeführt. Kürzlich durchgeführte Analysen hatten zum Ergebnis, dass die Stromerzeugung auch bei einem Kohleausstieg bis 2030 und einen Atomausstieg 2022 die Versorgungssicherheit jederzeit gewährleistet ist. Also zu jedem Zeitpunkt genug Strom vorhanden ist, um auch den zukünftig höheren Bedarf durch Elektromobilität und Wärmepumpen zu decken. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien, werden also noch eine ganze Reihe anderer Transformationen notwendig sein (insbesondere Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur, Nutzung von Flexibilitätsoptionen, Ausbau der Stromnetze und Intensivierung des Stromhandels), um eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung auch in Zukunft zu jedem Zeitpunkt versorgungssicher zu gewährleisten. Ganz grundlegend muss aber vor Allem der Ausbau der erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne intensiv und ambitioniert vorangetrieben werden. Wobei die aktuellen Analysen zur Versorgungssicherheit gezeigt haben, dass auch mit einem geringen Ausbau der erneuerbaren Energien, als von der Bundesregierung geplant eine sichere Stromerzeugung ohne Kohle- und Kernkraftwerke gewährleistet ist.
Gibt es ein Infrastrukturprogramm für die Stromerzeugung?
Hier gibt es bereits eine Reihe von Förderinstrumenten. Insbesondere das EEG<
https://www.gesetze-im-internet.de/eeg_2014/> ist hier zu nennen, dass den Ausbau der erneuerbaren Energien regelt. Ganz grundlegend ist auch das EnWG<
https://www.gesetze-im-internet.de/enwg_2005/>, also das Energiewirtschaftsgesetz zu nennen. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Gesetzen und Richtlinien, sowohl auf deutscher, als auch auf europäischer Ebene, die direkt oder indirekt den Ausbau der Infrastruktur, also die Erzeugung und den Transport der Stromerzeugung steuern. Mit Hilfe des Projektionsberichts<
https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/szenarien-fuer-die-klimaschutz-energiepolitik/integrierte-energie-treibhausgasprojektionen> prüft die Bundesregierung regelmäßig, ob die bereits vorhandenen Instrumente und Maßnahmen ausreichen, oder ob weitere Anpassungen erforderlich sind.
Wir hoffen, Ihnen hiermit weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen