Sehr
geehrteAntragsteller/in
Sie baten um Informationen zu Leistungsanforderungen und Kosten für die Entwicklung von CO2-Rechnern.
Ihre beiden Fragen können wir wie folgt beantworten:
Frage 1: Leistungsanforderungen für die Entwicklung von co2-rechner.de
Die aktuellen Leistungsanforderungen für den CO2-Rechner sind:
Der Rechner soll wissenschaftlichen Anforderungen genügen und sich bei den Berechnungsgrundlagen auf politisch relevante Datenquellen wie beispielsweise das Statistische Bundesamt stützen. Im Detail soll der Rechner folgende Anforderungen erfüllen:
Allgemeine Anforderungen an das Webtool
• Ermöglicht die individuelle Quantifizierung des persönlichen CO2-Fußabdrucks von einzelnen Bürgerinnen und Bürgern ebenso wie von (typisierten) Haushalten.
• Basiert auf einer zahlenbasierten, regelmäßig aktualisierten, wissenschaftlich fundierten Berechnung.
• Stellt zur Bewertung der Ergebnisse Vergleichsgrößen (Benchmarks) bereit.
• Macht auch Vermeidungsleistungen sowie das Engagement des Einzelnen bei anderen mess- und sichtbar.
• Zeigt eine Bandbreite an möglichen klimaschonenden Aktivitäten auf.
• Beleuchtet das Spannungsfeld zwischen eigenem Engagement und der politischen Akzeptanz für Klimaschutzpolitik und quantifiziert als Schätzung die Wirkung der Akzeptanz.
• Adressiert verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichem Zeitbudget, insbesondere durch frei wählbare Detailierungstiefe bei der Bilanzierung.
• Schafft eine Verbindung zwischen individuellem Handeln und den Klimaschutzzielen von Paris.
• Ermöglicht eine Darstellung eines individuellen Klimaschutzpfades in die Zukunft abhängig von eigenen geplanten Maßnahmen und der Akzeptanz förderlicher politischer Rahmenbedingungen in Kontrastierung zu den Klimaschutzzielen Deutschlands (Minderung der Treibhausgasemissionen um 80 bis 95% bis 2050 im Vergleich zu den Emissionen von 1990).
• Die Ergebnisdarstellung der individuellen Treibhausgasemissionen soll dem Anwender eine Größeneinstufung erlauben (zum Beispiel im Vergleich zu den durchschnittlichen Treibhausgasemissionen eines Deutschen, Bewohner anderer Länder).
Inhaltliche Anforderungen an die Berechnung
Übergreifend:
• Berücksichtigung der sechs Treibhausgase des Kyoto Protokolls unter Verwendung von CO2-Äquivalenten (CO2e)
• Ermittlung der direkten und indirekten Emissionen nach dem Verbraucherkonzept
• Berechnung der Treibhausgasemissionen in den Sektoren Wohnen (Heizen und Strom), Mobilität, Ernährung, Sonstiger Konsum, Öffentlicher Konsum.
Für den Bereich „Wohnen (Heizen und Strom)“:
• Direkte und indirekte THG-Emissionen im Rahmen der Wärmeerzeugung (fossil und erneuerbar)
• Möglichkeit der Berechnung für mehrere Wärmequellen (inkl. einer zusätzlichen Wärmequelle mit erneuerbaren Energieträgern (Solaranlage, Holzofen, etc.))
• Indirekte THG-Emissionen des Stromverbrauchs (Scope 3)
• Berücksichtigung von Grünstrom
• Berücksichtigung von Eigenstromerzeugung mit Einspeisung und Eigenverbrauch (PV, KWK, etc.)
• Ermöglichung einer Verbrauchsschätzung für Wärme und Strom bei Unkenntnis der genauen Verbrauchsmengen.
Für den Bereich „Mobilität“:
• Es sollen erfasst werden: individuelle Mobilität (MIV: Fossil und alternative Antriebsformen), öffentliche Verkehrsmittel (ÖPNV, ÖV, Linien- und Charterflüge), alternative Mobilitätskonzepte (Car-Sharing) sowie emissionsfreie bzw. -arme Mobilität (Fahrrad, E-Bike, Pedelec).
• Berücksichtigung der Nicht-CO2-Effekte des Luftverkehrs durch Einbeziehung des RFI (Radiative Forcing Index) oder gleichwertigen Methoden.
Für den Bereich „Ernährung“:
• Berechnung der indirekten Treibhausgasemissionen, die in Zusammenhang zur Ernährung entstehen.
• Kalkulation des Ernährungsbedarfs (z. B. über eine Berechnung des individuellen Kalorienbedarfs oder des individuellen Essverhaltens).
Für den Bereich „Sonstiger Konsum“:
• Berechnung der indirekten Emissionen, die durch den Konsum von Waren und Dienstleistungen entstehen (Bekleidung, Pkw-Kauf, Urlaub, Freizeit und Unterhaltung).
Für den Bereich „Öffentlicher Konsum“:
• Quantifizierung der Treibhausgasemissionen, die unabhängig vom eigenen Verhalten durch öffentliche Verwaltung, Sozialwesen, Bildungseinrichtungen, Infrastruktur etc. verursacht werden.
Für vermiedene Treibhausgasemissionen (bei einem selbst):
• Klimaschützende Maßnahmen, die bereits vom Anwender umgesetzt werden, sollen im CO2-Rechner erfasst, in ihrer Wirkung berechnet und sichtbar gemacht werden.
• Beispiele hierfür sind: Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, überdurchschnittliche Effizienz im Wärme- und Stromverbrauch, Einsatz von erneuerbaren Energieträgern, pflanzenbetonte Ernährung.
Für vermiedene Treibhausgasemissionen (bei anderen):
• Vom Anwender initiierte Maßnahmen zur Minderung von Treibhausgasemissionen „bei anderen“ sollen vom CO2-Rechner erfasst, in ihrer Wirkung berechnet und sichtbar gemacht werden.
• Beispiele hierfür sind: Investitionen in erneuerbare Energien, Spenden an Klimaschutzprojekte (CO2-Kompensation).
Technische Anforderungen im Detail
• Das Layout der Anwendung entspricht dem Web-Styleguide des UBA (Farben, Buttons, Sidebar, Navigation, Schriftart, etc.). Dieser kann unter
https://www.umweltbundesamt.de/sites/de… eingesehen werden.
• Die Anwendung soll responsive (Bootstrap Logik) und auf allen gängigen Geräten lauffähig sein (Desktop PC, Laptop, Notebook, Tablet, Smartphone).
• CO2-Bilanzen, die vermiedenen Emissionen und der individuelle CO2-Vermeidungspfad sollen durch grafische Darstellungen visuell veranschaulicht werden.
• Der Anwender soll die Möglichkeit haben, seine Daten freiwillig zu speichern, um sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufrufen zu können (Cookie- oder Login-Lösung).
• Optional soll die Anwendung für weitere Zielgruppen erweitert werden können (Produktfamilie): Zum Beispiel als CO2-Rechner des UBA für kommunale Bürgerwettbewerbe oder als CO2-Rechner des UBA für Jugendliche.
• Die Anwendung soll Multilingual ausgelegt sein, um diese ohne zusätzlichen Entwicklungsaufwand in Deutschland mehrsprachig anbieten zu können (zum Beispiel für Integrations- oder Forschungsprojekte).
• Die Nutzung der Anwendung soll durch das Web-Analyse-System von
www.umweltbundesamt.de ausgewertet werden können (derzeit PIWIK).
Frage 2: Kosten für die Entwicklung von co2-rechner.de
Der UBA-CO2-Rechner wurde von KlimAktiv und IFEU 2007 entwickelt und über viele Jahre hinweg betrieben und weiterentwickelt. Er wurde im Jahr 2018 von 130.000 (eindeutigen) Besuchern genutzt. Diese Zahl wurde in den ersten vier Monaten 2019 bereits um 10.000 übertroffen.
Die meisten technischen und inhaltlichen Entwicklungen geschahen im Rahmen von unterschiedlichen Projekten, die unter anderem vom Bundesumweltministerium und der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert wurden. Dies verhindert eine genaue Bestimmung der Entwicklungskosten. Benennen lassen sich die Kosten für folgende Projekte, die primär der Entwicklung und Weiterentwicklung dienten und dienen:
- Online-Verbraucherinformation zum nachhaltigen Konsum: Wissenschaftliche Datenbasis für Bilanzierungsinstrumente und sozialwissenschaftliche Auswertungen (Forschungskennzahl: 3718163130), anteilige Kosten für (Weiter-)Entwicklung: ca. 145.000 Euro. Details zum Projekt finden Sie in der Datenbank UFORDAT:
http://doku.uba.de
- Individuelle Klimaschutzszenarien: Weiterentwicklung CO2-Rechner für Privatpersonen, Förderung im Rahmen der Verbändeförderung (Laufzeit: 08.09.2014 bis 31.08.2016), anteilige Kosten für (Weiter-)Entwicklung: ca. 110.000 Euro. Details unter:
https://www.umweltbundesamt.de/das-uba/….
- Methodische Entwicklung eines internetbasierten Tools für die Öffentlichkeit zur Erstellung persönlicher CO2-Bilanzen (Forschungskennzahl: 20642110), anteilige Kosten für (Weiter-) Entwicklung: ca. 13.000 EUR. Details zum Projekt finden Sie in der Datenbank UFORDAT:
http://doku.uba.de
Wir hoffen, diese Informationen helfen Ihnen weiter.
Mit freundlichen Grüßen