Antrag nach dem IFG/UIG/VIG
Ihre Anfrage:
„Leider finde ich nirgens im Internet Informationen über den Verlauf der radioaktiven Wolke nach der
Explosion des Munitionslagers vom 17.05.2023 in Kiew.
Ich bitte um Informationen über über den aktuellen Sachstand!“
Sehr geehrte/r Herr/Frau Klausel,
vielen Dank für Ihre Anfrage.
Mitarbeiter*innen des BfS überprüfen die Daten verschiedener Messeinrichtungen in der Ukraine seit Beginn des Krieges kontinuierlich. Dafür stehen verschiedene Messeinrichtungen sowohl vonseiten der Behörden vor Ort als auch der Zivilgesellschaft zur Verfügung. Vor allem in Gebieten, in denen Kampfhandlungen stattgefunden haben, gibt es zwar weniger verfügbare Messdaten. Ein grundsätzlicher Überblick über die radiologische Situation in der gesamten Ukraine ist aber gegeben. Zusätzlich zu den Messstationen in der Ukraine selbst überprüft das BfS auch Messdaten aus den benachbarten Ländern.
In Deutschland misst das BfS mit seinem ODL-Messnetz routinemäßig die natürliche Strahlenbelastung. Würde der gemessene Radioaktivitätspegel an einer Messstelle einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, würde automatisch eine Meldung ausgelöst. Auch die Spurenmessstelle auf dem Schauinsland bei Freiburg wird regelmäßig überwacht, genauso wie die Spurenmessstellen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) und der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB).
Am frühen Morgen des 13.05.2023 ereignete sich in ca. 100 km Entfernung vom Kernkraftwerk Chmelnyzkyj Berichten zufolge eine Explosion in einer Lagerhalle. Ob dort überhaupt Uranmunition gelagert worden ist, ist nicht gesichert.
Zur Abschätzung der gesundheitlichen Belastungen durch Uran sind grundsätzlich zwei Wirkungen zu unterscheiden:
• als Schwermetall wirkt Uran ähnlich wie Blei oder Quecksilber chemotoxisch,
• als Radionuklid wirkt es radiotoxisch, d. h. es setzt ionisierende Strahlung frei.
Abgereichertes Uran ist nur leicht radioaktiv. Uran wird insbesondere dann gesundheitsgefährdend, wenn es inkorporiert wird, das heißt, in den menschlichen Körper gelangt.
Weitere Informationen zu Uran finden Sie hier:
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/wirkung/radioaktive-stoffe/uran/uran.html
Eine einzelne ukrainische Sonde südlich der Stadt Chmelnyzkyj zeigt seit dem 11. Mai minimal erhöhte Radioaktivitäts-Werte. Diese bewegen sich im natürlichen Schwankungsbereich und sind so gering, dass radiologische Auswirkungen auf Mensch und Umwelt ausgeschlossen sind. Dass die in den Medien berichtete Explosion am 13. Mai damit zusammenhängt, ist schon wegen des zeitlichen Ablaufs sicher ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass die betroffene Sonde in der zur Ausbreitungsrichtung entgegengesetzten Richtung liegt. Andere Sonden in Ausbreitungsrichtung sind weiterhin unauffällig.
Für die leichte Erhöhung der Messwerte einer einzelnen Sonde kann es sehr viele verschiedene Gründe geben. Dazu gehören auch Defekte und technische Fehler, lokale Begebenheiten vor Ort oder das Umstoßen der Sonde und eine dadurch entstehende leichte Messabweichung.
Selbst im unwahrscheinlichen Fall einer Freisetzung von abgereichertem Uran durch die Explosion des ukrainischen Munitionslagers wäre dies jedoch nur ein regionales Ereignis. Ein Transport dieser radioaktiven Stoffe bis nach Deutschland in gesundheitlich bedenklichem Umfang ist ausgeschlossen. Ein besonderer Schutz in Deutschland ist daher nicht nötig.
Aktuelle Informationen zur Ukraine finden Sie unter
www.bfs.de/ukraine<http://www.bfs.de/ukraine>
Mit freundlichen Grüßen