Sehr
geehrteAntragsteller/in
Vielen Dank für Ihre Anfrage, und Ihr Interesse an der Arbeit des Bundesamtes für Strahlenschutz. Mit dieser Email versuche ich, Ihre Anfrage zu beantworten, und stehe Ihnen bei Nachfragen selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Seit Anfang April 2020 gab es Meldungen über Brände in der Region um das ehemalige Kernkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Das BfS hat diese Meldungen von Anfang an gesichtet und die Situation in der Ukraine beobachtet. Mehr Information, auch über frühere Waldbrände in der Region um Tschernobyl, finden Sie hier:
https://www.bfs.de/SharedDocs/Kurzmeldungen/BfS/DE/2020/0408-waldbrand-tschernobyl.html
Das BfS betreibt eine hochempfindliche Messstelle für den Nachweis von radioaktiven Stoffen in der bodennahen Atmosphäre auf dem Schauinsland bei Freiburg. Weitere, ähnliche Spurenmessstellen betreiben der Deutsche Wetterdienst (DWD) und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB). Mehr zu den Methoden der Spurenanalyse finden Sie hier:
https://www.bfs.de/SharedDocs/Videos/BfS/DE/kt-interview-luftmessungen.html
In Deutschland werden heutzutage, wenn überhaupt, nur sehr, sehr kleine Cäsium -137 Konzentrationen in der Luft nachgewiesen. Sie liegen im Bereich von wenigen Mikrobecquerel pro Kubikmeter Luft oder weniger, und sind damit mehr als eine Millionen-mal kleiner als nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Wenn Cäsium-137 nachgewiesen wird, so ist das in den meisten Fällen re-suspendiertes Cäsium -137 aus dem Boden, das nach dem Tschernobyl Unfall regional deponiert wurde. Durch lange Trockenheit und die jahreszeitlich bedingte Bodenbearbeitung wird verstärkt Staub und damit Cäsium-137 aus dem Boden aufgewirbelt, das dann auf den Hochvolumensammlern gesammelt und anschließend nachgewiesen werden kann. So auch im letzten Monat. Diese Annahme wird durch den, zurzeit erhöhten, natürlichen Kalium-40 Gehalt in den Proben bestätigt. Durch diesen Effekt ist ein Nachweis zusätzlicher geringer Mengen an Cäsium-137 aus dem Brandgebiet in der Ukraine erschwert.
Im April bewegten sich die Messwerte in dem für diese Jahreszeit üblichen Rahmen von wenigen Mikrobecquerel pro Kubikmeter Luft, keine der Messstationen zeigte eine eindeutige zusätzliche Erhöhung aufgrund der Waldbrände an. Die Daten der gemessenen Cäsium -137 Konzentrationen auf dem Schauinsland finden Sie hier:
https://www.bfs.de/DE/themen/ion/umwelt/luft-boden/spurenmessungen/spurenmessungen.html
Dass in Deutschland keine Erhöhung der Cs-137 Luftkonzentration auf Grund der Brände bestätigt werden konnte liegt auch daran, dass die Windströmungen überwiegend so gerichtet waren, dass Deutschland nicht oder kaum erreicht wurde. Aber selbst bei Windströmungen, die Luft aus der Ukraine bis Deutschland leiten würden, würden aufgrund der großen Verdünnung auf dem langen Transportweg in der Atmosphäre so geringe Mengen an Cäsium-137 in Deutschland auftreten, dass der Nachweis nur mit empfindlichsten Messgeräten möglich ist.
Trotzdem hat das BfS mit aktuellen Wetterdaten einen möglichen Transport von radioaktiven Stoffen in der Atmosphäre modelliert, für eine Freisetzung durch Waldbrände in der Gegend um Tschernobyl. Die Strahlendosen für Deutschland, liegen weit unter 1 nano Sievert und sind damit vernachlässigbar. Seit Ende April sind nur noch sehr wenige Brandherde erkennbar, damit gibt es so gut wie keine Freisetzungen mehr.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit meiner Antwort weiterhelfen und verbleibe,
mit freundlichen Grüßen,