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vielen Dank für Ihre Mail und Ihr Interesse am Angebot der ARD.
Die programmlichen Anforderungen haben sich in den vergangenen Jahren deutlich erhöht. Neben den linearen Ausspielwegen TV und Radio gehören zeitgemäße digitale Angebote dazu, u. a. haben werden die ARD Mediathek und
sportschau.de massiv ausgebaut ebenso wie den Social-Media-Bereich und auch barrierefreie Zusatzoptionen.
Kurzum: Wir bieten deutlich mehr Programm - und das unter Bedingungen des bekannten öffentlich-rechtlichen Sparkurses, der auch vor dem Sport nicht Halt macht. Das ist eine echte Herausforderung, und dabei gehen wir mit den uns anvertrauten Beitragsgeldern äußerst verantwortungsvoll um.
Die ARD ist anders als zum Beispiel Sky, Eurosport, Amazon, RTL etc. keine Aktiengesellschaft und kann weder ihr Grundkapital erhöhen noch Aktien ausgeben. Vielmehr entscheiden die 16 Landtage der Bundesrepublik darüber, wie hoch der Rundfunkbeitrag ist, den ARD und ZDF erhalten. Wofür die ARD ihr Geld ausgeben darf, wird genauestens festgelegt.
Der gesamte Sportrechte-Etat für die Sportberichterstattung in allen Angeboten der ARD in Fernsehen, Hörfunk und Internet beträgt rund 250 Millionen Euro pro Jahr und ist gedeckelt. Die ARD kann nicht wie eine AG den Etat bei Bedarf erhöhen, sondern sie muss mit den vorhandenen Mitteln auskommen.
Würden die bezahlten Summen für einzelne Sportrechte öffentlich gemacht, könnten sich die konkurrierenden Unternehmen die verbleibende Liquidität der ARD ausrechnen und ihre Gebote jeweils so gestalten, dass die ARD immer überboten wird.
Dass Einzelposten nicht separat veröffentlicht werden, ist nicht dem mangelnden Willen zur Transparenz geschuldet, sondern muss im Licht des harten Wettbewerbs um hochwertige Sportrechte gesehen werden.
Grundsätzlich hat Das Erste einen öffentlich-rechtlichen Informationsauftrag zu erfüllen. Dazu zählt auch die Sportberichterstattung.
Aus diesem Grund erwerben die ARD-Programmverantwortlichen die Übertragungsrechte von internationalen Sportevents. Wie die Vergabe von Ausrichterstätten durch die jeweiligen Sportverbände erfolgt, können wir als Berichterstatter nicht direkt beeinflussen.
Im Gegensatz zur kommerziellen Konkurrenz können Sie sich im Fall der Sportredaktionen der ARD-Anstalten aber darauf verlassen, dass nicht nur die sportlichen Leistungen Gegenstand der Berichterstattung sind, sondern auch die Einordnung der Veranstaltung in kulturelle, politische und gesellschaftliche Zusammenhänge. Deshalb enthalten die Sportstrecken des Ersten stets eine Rahmenberichterstattung, die sich mit den entsprechenden Missständen beschäftigt.
Profisport ist heute ein Millionenmarkt. Wie in jeder anderen hochkommerzialisierten Branche auch, wecken das lukrative Sportbusiness und seine Vermarktung das Risiko von Korruption und Doping. Gleichzeitig schmücken sich zweifelhafte Regimes gerne mit der Austragung populärer Sportevents, um sich in diesem Zusammenhang vor einem Millionen- oder gar Milliardenpublikum darstellen zu können.
Das Erste nimmt in diesem Bereich eine schwierige Doppelrolle ein. Zum einen sind die öffentlich-rechtlichen Anbieter ihrem Publikum verpflichtet, die gerne die qualitativ hochwertigen und weitgehend werbefreien Sportübertragungen ansehen. Hier besteht ihre Verantwortung auch darin, nur angemessene Preise für attraktive Sportrechte zu bezahlen, um beruhigend auf den Markt einzuwirken und mit den Beiträgen der Zuschauer verantwortungsvoll zu haushalten.
Zum anderen gehört es auch zum Informationsauftrag des Ersten, dass die Missstände im Sport recherchiert und veröffentlicht werden. So thematisieren die Sportredaktionen des Ersten im Umfeld von sportlichen Großereignissen stets auch Themen wie Doping, Umweltverschmutzung und Menschenrechtsverletzungen.
Über die Situation in Katar wird immer wieder in unterschiedlichen Sendeformaten der ARD-Programme berichtet. Einige Beiträge dazu finden Sie auch noch in der Mediathek:
Ein Jahr vor der WM - Kritik an Katar reißt nicht ab vom 14.10.2021
https://www.ardmediathek.de/video/br24-sport-im-br-fernsehen/ein-jahr-vor-der-wm-kritik-an-katar-reisst-nicht-ab/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvL2Q4MmU1MmZiLTQ5MjktNDk1OC04MzgzLWQ2Mjc4YWEzNzNkNg/
Sportschau Thema: Peking und Katar - Milliarden statt Moral vom 10.10.2021
https://www.ardmediathek.de/video/sportschau-thema/sportschau-thema-peking-und-katar-milliarden-statt-moral/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTRkZmRkY2VhLTg0OTgtNDE1MS1hY2YzLTA5NWYzYzI3YTMxZQ/
Arbeitsbedingungen in Katar - Kaum Verbesserungen trotz vieler Proteste vom 29.05.2021
https://www.ardmediathek.de/video/sportschau/arbeitsbedingungen-in-katar-kaum-verbesserungen-trotz-vieler-proteste/das-erste/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTEyYTY0YWE5LTBmYWEtNDhmZS05OWNhLTA0ODk4ZTY4MjA4Yw/
Wie Saudi-Arabien den Sport ruiniert vom 19.01.2020
https://www.ardmediathek.de/ard/video/simplicissimus/wie-saudi-arabien-sport-ruiniert/funk/Y3JpZDovL2Z1bmsubmV0LzEyMDc1L3ZpZGVvLzE2NTQyMjc/
Ausbeutung vor der WM 2022 - Gefangen in Katar vom 05.06.2019
https://www.ardmediathek.de/ard/video/sport-inside/ausbeutung-vor-der-wm-2022-gefangen-in-katar/wdr-fernsehen/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLTBjZTFkM2M1LWNhOTctNDFhMi1iMDMyLTcyNWJlMmM3ZmIzMA/
Katar/Nepal: Die ausgebeuteten Wanderarbeiter vom 28.08.2016
https://www.ardmediathek.de/ard/video/weltspiegel/katar-nepal-die-ausgebeuteten-wanderarbeiter/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlL1dlbHRzcGllZ2VsLzI4MDg2NTE2OTg/
Katar: Ein Staat mit vielen Gesichtern vom 10.11.2013
https://www.ardmediathek.de/ard/video/weltspiegel/katar-ein-staat-mit-vielen-gesichtern/das-erste/Y3JpZDovL2Rhc2Vyc3RlL1dlbHRzcGllZ2VsLzEwMTEzNzI0MzQ/
Sie können davon ausgehen, dass sich die Sportredaktionen unbeirrt weiterhin beiden Bereichen widmen werden.
Die Programmverantwortlichen gehen davon aus, dass eine glaubwürdige, den journalistischen Qualitätskriterien Objektivität und Unabhängigkeit verpflichtete Berichterstattung sowohl dem Sport als auch seinen Fans am besten gerecht wird.
Sie werden es also in diesem Zusammenhang immer wieder erleben, dass die ARD Sportrechte von Geschäftspartnern erwirbt, die unter Umständen Gegenstand kritischer Berichterstattung werden.
Mit freundlichen Grüßen
vielen Dank für die ausführliche, und öffentlich zugängliche, Antwort des Fragestellenden. Auch ich sehe die Überweisung unserer Pflichtgebühren an einen Staat wie Katar - wie indirekt auch immer - sehr, sehr kritisch.
Laut Statista betrugen die Kosten für die Übertragung der WM 2006 zudem alleine 179 Millionen Euro. Da ist es sehr schwer vorstellbar, dass der Etat 2022 für die GESAMTE Sportbranche - alle Sportarten, alle Formate, alle Medien - "nur" 250 Millionen Euro beträgt. Zudem die Preise seit 2006 sicher nicht gesunken sind.
Sind Sie sich sicher, dass die Zahl so stimmt? Betragen die Kosten der WM-Übertragung wirklich über 2/3 des gesamten Sportbudgets der ARD?
Wenn das wirklich wahr ist, sollte dies um so dringender umpriorisiert werden.