Wo Adolf Hitler „Mein Kampf“ schrieb
Vor 100 Jahren wollte die NSDAP mit dem „Hitlerputsch” die parlamentarische Demokratie beseitigen. Der Versuch scheiterte, jedoch konnte Hitler die Haft nutzen, um sein Netzwerk zu organisieren und ein Buch zu schreiben. Wir veröffentlichen erstmals seine Gefängnisakte.
Vor 100 Jahren, am 8. und 9. November 1923, versuchte eine Gruppe von Nationalsozialisten um Adolf Hitler und General Erich Ludendorff von München aus, die Reichsregierung der noch jungen Weimarer Republik in Berlin zu stürzen. Die Gruppe hatte sich mit konservativen bayerischen Eliten verbündet und wollte die Unruhen um die Ruhrbesetzung ausnutzen, um der parlamentarischen Demokratie den Garaus zu machen. Doch der Putschversuch scheiterte kläglich und Hitler kam ins Gefängnis. Die Haftzeit nutzte er nicht nur, um sein Netzwerk zu stärken, sondern auch um seine Ideologie zu Papier zu bringen. Später wurde daraus das Buch „Mein Kampf“.
Direkt nach dem Putschversuch zeigte sich, dass viele Eliten Hitler eigentlich wohlgesonnen waren. Ein Haftbefehl des Staatsgerichtshofs in Leipzig wurde nicht vollstreckt. Stattdessen wurde Hitler der Prozess vor dem Volksgericht in München gemacht, ein verfassungswidriges Gericht. Trotz einer Vorstrafe wurde er nur zur Mindeststrafe für Hochverrat verurteilt: fünf Jahre Festungshaft. Diese war im Gegensatz zum normalen Gefängnis eine „Ehrenhaft“ mit vielen Privilegien. Außerdem konnte er schon mit einer Bewährung und Entlassung nach wenigen Monaten rechnen. Hitler verbrachte diese Zeit in der JVA Landsberg.
Wie es Hitler im Gefängnis erging, das zeigt seine Gefangenenpersonalakte. Wir veröffentlichen sie hier erstmals. Die rund 1000 Seiten sollten 2010 eigentlich von einem bayerischen Auktionshaus versteigert werden, jedoch wurden sie vom Staatsarchiv München beschlagnahmt. Zuvor waren sie jahrzehntelang verschollen, weil sie vermutlich von einem Vorstand der JVA Landsberg entwendet wurden, bevor sie nach seinem Tod über Umwege und Flohmärkte an die Öffentlichkeit kamen. Inzwischen liegen sie digitalisiert im Staatsarchiv mit der Signatur „Haftakt Adolf Hitler, Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalten 17000“.
Gefängnisdirektor lobt Gefangenen
Die Akte enthält über 300 Sprechkarten von Hitlers Besucher*innen und umfangreiche Korrespondenz der Gefängnisleitung. Es fehlen zwar einige Seiten, dafür enthält die Akte neben dem Aufnahmebuch von Gefangenen und die Haftpapiere bis zu Hitlers Entlassung nach nur insgesamt 13 Monaten auch konfiszierte Briefe. Die Dokumente zeigen, dass sich dafür auch der Gefängnisdirektor Otto Leybold einsetzte, der Hitler als „verständig, genügsam, bescheiden und höflich“ beschrieb.
Mehr als 300 Besuche in wenigen Monaten
Während linke Festungshäftlinge wie Erich Mühsam unter Zensur, Bett- und Hofentzug litten, wurde der Putschist Hitler vom Gefängnis äußerst wohlwollend behandelt. Es gab keinen Arbeitszwang, Hitler konnte sich selbst verpflegen, weitgehend freien Briefverkehr haben und Besuch empfangen. Davon machte er auch reichlich Gebrauch.
Der ehemalige Leiter des Staatsarchivs München, Peter Fleischmann, hat die Gefangenenpersonalakte Hitlers aufgearbeitet und zählte insgesamt 324 Besuche von 330 Personen. Der erste Besucher kurz nach Hitlers Einlieferung im November 1923 war ein Redakteur des „Völkischen Beobachters“. Später besuchten Hitler unter anderem der spätere SA-Chef Ernst Röhm, Mit-Putschisten Ulrich Graf und Erich Ludendorff sowie NSDAP-Ideologe Alfred Rosenberg je sieben Mal, seine Gönnerin Helene Bechstein sogar insgesamt zwölf Mal.
Ab Juli 1924 schränkte Hitler seine Besuche ein, um in einem Buch seine Ideologie niederzuschreiben, das später zu „Mein Kampf“ werden sollte. Der ursprüngliche Titel des Buches war „4 1/2 Jahre Kampf gegen Lüge, Dummheit und Feigheit. Eine Abrechnung“. Hitler empfing auch Besuch von Verlegern, die an dem Buch Interesse hatten. Letztlich konnte der Verleger Max Amann nach vielen Besuchen seinen Franz Eher-Verlag in Stellung bringen, der später zum NSDAP-Zentralverlag wurde.
Auch in Bezug auf Spekulationen zu Hitlers Gesundheitszustand dürfte die Akte interessant sein. Der Amtsarzt stellte bei seiner Einlieferung ins Gefängnis zwar fest, dieser sei „gesund“ und „mittelkräftig“. Allerdings notierte er bei ihm auch einen Kryptorchismus, eine Lageanomalie des Hodens mit dauerndem Verbleib im Hodenkanal, der in der Regel zu Unfruchtbarkeit führt.
Insgesamt verbrachte Hitler laut den Akten also eine fast idyllische Zeit in der Festungshaft, in der er sich ungestört politischen und privaten Plänen widmen konnte. Noch aus der Haft schrieb Adolf Hitler an den Autoverkäufer Jakob Werlin, um eine Limousine zu kaufen.
Tatsächlich fuhr die NSDAP im Anschluss an den Hitlerputsch einen parlamentarischen Kurs, der letztlich Hitler mithilfe von Hindenburg an die Spitze des Deutschen Reiches bringen sollte. Hitlers Festungshaft in Landsberg wurde dabei im Ursprungsmythos des „Dritten Reiches“ zum Martyrium verklärt.
→ zum Gefangenenpersonalakt Adolf Hitler (Haftakt Adolf Hitler, Staatsarchiv München, Justizvollzugsanstalten 17000)
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q/C Leipzig, den 23. Oktober 1924 . .An die Festung akoI!lill9,Dd&n tur L a, n d s b e r g a..Lech Für lexikalische Zwecke wäre es mir erwünscht, den Geburtsort und genauen Geburtstag Adolf Hitlers zu erfahren. Ich nehme an, daß es Ihnen möglich sein wird, mir die gewünschte Auskunft zu erteilen, und W-äre Ihnen für m.ö glichst umgehende freundliche Rückäußerung sehr verbunden. Für Ihre liebenswHrdig en Bemühungen im Voraus v erbindlichs t d ankend , zei chne ic h in vorziiglicher Hochachtung 1 Freikarte. u~ ctrJ ,o„ J," r ')., • -~?'·
1 ---------~------ -------------- !Je-f 'Vl-lr--_ 7 ~ i~ Briof <los Postu.nJ!Shaftgefangonen Adolf Hitler an ..,, Hor:rn Jak9b ~'erl-ini Don7.f;arago?. :,.-ü1:-chen, Schellingstraße 39/0. Als tbs. 1st Frau )r. Weber, liu-~- G1solastr. 7 angegobon. Landsberg/1. 13.9.24. - h.r gee h r ~. . er IT. . err w öe 1.er1·1n Indem ich mir die heutige Unterredung noch überl0go bitte icli 3ie i li000r Herr ·::erlin sich in der clacl:w wenn möglich nach rflOi H1chtungen hin zu vcn7enden. An und für 0ich hege ic11 diG iloorzeugu.~.g, aass a"J.oh __,in 11/40 den aq;enblicltliohon Bodürf:= nis~on ontspr~chqn \VÜ.rde. Das einzige„ was mich v~elleicht etwa3 boe1nflußt 1s·c d10 Tatsacho, dass er aoch schon vneder 300 Touron höbcr liiuft als der 16/ 50. ,J eh würde .Jhnon dankbar s0in, wenn Sio ~ir ;-alegcntlioh brioflich mitteilen könnten, ob Jhrer ~~oinung nach eine 'l'ouronzahl von 2250 nicht so hoch ist, dc.1.ss der ,;agcn darunter schne11\,jr leidet. Das ist wie 6esagt das oinzigo, was mich am 11/40 zur Vorsicht malmt, donn ich werdo nir nicht in 2 oder 3 Jahren einen neuen agen leisten können und kann auch nicht alle faar Jalrro dio Zoit zu einer g-.cö....,er0n ortrqgniGroiclun i'. Tboit ±indem. ·')ennoch bitte ich '' ie, wenn Sie nach Erumhoim schreiben, viel= leicht auch in dor Richtung anzufragen, wolche 11111äßi,gung ich oozrnhl bei einem 16/50 als aber aucli bei einom 11/.10 bclcomno.n könnte. Fbenso, ob überhaupt ein ll/4V in grnu vorhanden und lioforbar ist und z·m1-~ ebenfalls mi~ D:rahtspoiehenrfütor. Da:· SchwiorigG fiir mich-c 1--i-eg-t-,, ja darin dass- ich aucn ira Pallo meiner Freilansung 2n 1. 01„tcbor grösstn:-; IaTu""lt,hrron aus meinom i~ork :nie' t vor 1F1 tte Dezember zu erwarten habe, so dass 1 ich gez~. ungcn. bin, mir von irgm1doin0. .~ floite oinen Vo:csclw.ß 1 oder ein Darlehn geben zu lassen. ~.)elbstvorständlich spielen du einige ta1J.send riLark schon cino nehr grosso rLollo, Denn ich hubo ja ausserdem nun sofort meine Gerichts:;.und Proz,oßkoston ebenfe,lls zu be.cdeicb.en, dass mir schon jetzt die Haare zu Bergo 1 st 'Jigon. So.bitte ich S10 se~1r herzlieb. sich für mich noch in der lioute besprochenen Hichtung verwonden zu wollen, da ja unter Umst:indnn die 1:~öglichkcit eines Kaufes überhau: t davon abhängig ist. - .Jen würde 0i0 nun bitten mir nach der eingetroffenen Rückantwort aus r annhoim g'Jfiiliigst mi tteilon zu wollen, zu welchem Prois ich den 11/40 bzw.den 16/5(J Wagon hab8n konnte und ob auch oin 11/40 sofort lieferb&r wäro. Den grauen \'!ag0r1 d n fli8 zur Zeit in l1fünchen haben, hi tto ieh abor auf alle Piiilo solange r sorviQron zu wollen bis ich über 1:1ein Schicksal (Be= währu.ngsfrist ? J die notwondigo fJ.3..rhoit JJ.abo. Jch werde ~ie dann sofort verstöndigon 1 ob ich im Oktober froi 1:onuno und ob Ii.lir dor Kauf einos ·;1w6 ons ooglich ist. j·ch griiDG' Cic nun recht horzlic.l eb(:ll80 ·Iie üUuh Herrn Eüller und vorbloibo Ihr sehr orgeboner Dieses 8chreibon ist nicht gez. Adolf Hitler. durch die .Zensur gegangon, desh.f.lb bitte ich dr-;,sr:; r➔ lbo nicht zu ernäb.nen. D. u. '~-----------------------------------------....J.'----.........
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