Fußball und BierDer Einfluss der Alkoholindustrie

Der Film „Fußball und Bier“ zeigt, wie einflussreich die Alkoholindustrie in Deutschland ist. Eine IFG-Anfrage legt offen, wie die Lobbyverbände arbeiten.

- Paul J. Hildebrandt

In Deutschland passiert seit Jahren kaum etwas in Sachen Alkoholpolitik: Es gibt keine Warnhinweise auf Etiketten, keine Steuererhöhungen, keine Einschränkung in der Werbung. Dabei gehört Deutschland zu einem der Länder weltweit, in denen relativ mit am meisten Alkohol getrunken wird. Beim Bierkonsum in Europa liegen im Vergleich nur Österreich und Tschechien weiter vorne. Jedes Jahr, schätzen Wissenschaftler:innen, sterben in Deutschland etwa 14.000 Menschen an den direkten Folgen des Alkoholkonsums, 1,6 Millionen Menschen gelten als abhängig, dazu kommen: Krebserkrankungen, Autounfälle, Gewalt im Rausch.

Ein Grund dafür, warum die deutsche Politik das Thema Alkohol ignoriert, ist auch eine einflussreiche Alkoholindustrie. Im Jahr 2008 versuchte zum letzten Mal eine Drogenbeauftragte der Bundesregierung, das Thema Alkoholprävention auf die politische Agenda zu setzen. Sabine Bätzing von der SPD beauftragte den Drogen- und Suchtrat damit, ein „Nationales Aktionsprogramm zur Alkoholprävention“ zu erarbeiten. Doch noch bevor dieses Programm im Herbst 2008 veröffentlicht wurde, landeten große Teiles des Berichts bereits bei den Brauereiverbänden. Die traten daraufhin eine Kampagne los, um die Veröffentlichung des Aktionsprogramms zu verhindern und die darin geforderten Maßnahmen abzuschwächen.

Für den Film „Fußball und Bier – Wo Geld und Alkohol fließt“ hat der Journalist Paul J. Hildebrandt mit Hilfe einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz (IFG) vom Wirtschaftsministerium den Brief- und Mailwechsel aus dieser Zeit erfragt. Damit lässt sich nachverfolgen, wie die Industrie über einen Zeitraum von mehreren Monaten in den Jahren 2008 und 2009 massiven Druck aufgebaut hat – bis Bätzing ihre Pläne schließlich zurückziehen musste.

→ Mehr zu dem Thema im Film „Fußball und Bier“ in der ARD-Mediathek

→ zu den Dokumenten aus der IFG-Anfrage

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